Blickpunkte

Dispositionskredite - Unzureichende Transparenz

Das Thema Überziehungszinsen erfreut sich bei Banken keiner besonderen Beliebtheit. Kein Wunder, denn die Vorwürfe sind vielfältig. Der zur Kontoüberziehung gezwungene Verbraucher ist auf die aus seiner Sicht zum Teil überteuerten Dis - positions- und Überziehungszinsen angewiesen. Die noch Mitte dieses Jahres diskutierte und von Verbraucherschützern geforderte Zins obergrenze scheint wieder vom Tisch zu sein, nicht aber die Kritik, dass den Banken aus diesem Bereich Erträge entstünden, die die Kreditinstitute zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnsteigerung verwenden würden.

Allerdings: Wie sich aus der aktuellen Studie der GfK-Finanzmarktforschung ergibt, die der Bankenfachverband seit vier Jahren regelmäßig beauftragt, nutzen lediglich 16,1 Prozent der Verbraucherhaushalte die Dispositionskredite. Etwa doppelt so häufig (mit 29,1 Prozent) werden dagegen die günstigeren Ratenkredite zur Überwindung von Engpässen in Anspruch genommen. Es gibt aber offensichtlich Verbraucher, die auf Dispokredite nicht verzichten können oder wollen, und das trotz der im Vergleich zu einem Ratenkredit üblicherweise höheren Zinsen.

Im Vergleich zu einem Ratenkredit sind solche höheren Zinsen sachlich begründet. Für Banken bringen diese eher kurzfristigen Kredite einen erhöhten Aufwand und eine aufwendigere Risikobetrachtung mit sich. Erwiesenermaßen ist die Ausfallwahrscheinlichkeit höher als bei anderen Finanzierungsarten. Dazu kommt noch eine schwer planbare Refinanzierung, da das Kreditinstitut nicht weiß, ob und wann der Dispo in Anspruch genommen wird.

Es gibt teilweise sehr günstige Angebote am Markt, wie das der Bank für Kirche und Diakonie, die Dispozinsen in Höhe von sieben Prozent und Überziehungszinsen von zehn Prozent anbietet und damit auf niedrigere Preise setzt, um ihrem Auftrag als genossenschaftlicher Finanzdienstleister und Partner von Kirche und Diakonie gerecht zu werden, und dabei keine Gewinnmaximierung anstrebt.

Bei Überziehung sucht die Bank gemeinsam mit Kunden nach Lösungen. Für die Überziehungszinsen führt das Institut eine Zinsgleitklausel ein. Damit werden diese fest an den Durchschnittssatz des Euribor-Dreimonatsgeldes gekoppelt und monatlich angepasst. Trotz der eigenen niedrigen Zinsen hält die Bank (wie andere Institute auch) nicht so viel von einer Zinsobergrenze und befürchtet insgesamt im Markt eher eine Zinsanpassung nach oben.

Die Deutsche Bank berücksichtigt bei der Kalkulation unterschiedliche Faktoren wie Kreditausfallrisiko, Kosten für laufende Prozesse und das Limitmanagement sowie Kosten für die Eigenkapitalunterlegung. Derzeit werden Dispozinsen von 12,50 Prozent und Überziehungszinsen von 16,50 Prozent angeboten. Nach Angaben der Bank, die ihre Kunden sowohl bei der Kontoeröffnung als auch über die Kontoauszüge, aber nicht im Internet über die Höhe der Zinsen informiert, wechseln nur sehr selten Kunden wegen der Höhe der Dispo-Zinsen die Bankverbindung. Darüber hinaus werde der Kunde angeschrieben und beraten, wenn er immer wieder ins Minus rutscht.

Die DAB Bank kann eigenen Angaben zufolge als Direktbank auch den Dispositionskredit zu einem besseren Preis- Leistungsverhältnis anbieten. Daraus resultieren Dispositionszinsen von 6,95 Prozent und Überziehungszinsen von 11,95 Prozent. Einen Ratenkredit bietet die Bank aufgrund ihres auf das Wertpapiergeschäft fokussierten Geschäftsmodells nicht an.

Bei etlichen Kreditinstituten werden die Kunden bei der Umschuldung in einen günstigeren Ratenkredit beraten. Auch wenn dies zutrifft, haben Kunden mit schlechterer Bonität nicht automatisch Vorteile bei der Umschuldung. Nach Angaben beispielsweise der Commerzbank, die auf Commerzbanking.de die Höhe der Dispozinsen (11,90 Prozent für neue Konten) aufführt, nicht aber die Höhe der Überziehungszinsen (17,40 Prozent entsprechend), müssen Kunden bonitätsabhängig von 5,99 bis zu 10,99 Prozent für einen Ratenkredit mit Laufzeit von sechs Monaten bezahlen - für Kunden mit geringer Bonität ein geringfügiger Unterschied zum Dispositionszins des Kreditinstituts. Zudem hat der Kunde bei einem Dispositionskredit eine höhere Flexibilität - den Ratenkredit muss er beantragen.

Insofern sollte der Kunde selbst entscheiden können, welchen Kredit er in Anspruch nehmen und ob er beraten werden möchte, denn auch für ihn gilt die freie Vertragsgestaltung. Diesbezüglich berufen sich Banken auch auf einen mündigen Kunden. Die Information der Kunden über die Konditionen für Dispo- und Überziehungszinsen könnten aber besser sein. Viele Kreditinstitute verweisen hier auf eine Information bei Vertragsabschluss oder die Kunden müssen erst die Filiale betreten, um Informationen zu bekommen. Um eine bewusste Wahl des Kunden zu ermöglichen, könnte der Gesetzgeber anstatt einer inzwischen fallengelassener Zinsobergrenze eine Pflicht für alle Banken einführen, die entsprechenden Konditionen im Internet zu veröffentlichen. Denn marktgerechte Zinsen kommen nicht schon alleine mit der Angebotsvielfalt zustande. Es braucht auch bessere Transparenz. Red.

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