Bankmanagement-Glossar

Was ist EAPS?

- EAPS (The Euro Alliance of Payment Schemes) wurde 2007 aufgrund der Dominanz der internationalen (gemeint US-) Kartenschemes gebildet, um im Zuge des von Sepa dekretierten Wegfalls nationaler Kartensysteme eine europäische Alternative zu haben. Denn auf dem Markt der Debitkarten mit der PIN als Cardholder Verification ist in Europa Maestro der Marktführer. Bei der 2005 von Visa Europe mit V-Pay realisierten Debitlösung mit Chip und PIN steht derzeit die Schaffung eines Akzeptanznetzes im Vordergrund, wobei auch schon Karten in Umlauf gebracht wurden.

Die Frage nach der Existenz eines "europäischen" Zahlungssystems hat sich in der Vergangenheit des Öfteren gestellt. Als das erste kann das eurocheque-System bezeichnet werden. Bedingt durch hohe Schadensfälle und die negative Interchange Fee kam es letztlich zum Phase-Out des am Markt erfolgreichen Verfahrens. Das Nachfolgesystem "edc" ("european debit card"), eine Debitfunktion mit PIN von Europay International (worin eurocheque International aufgegangen ist), etablierte sich bald danach als "Maestro" weltweit - und Europay International wurde von den europäischen Banken an Mastercard International verkauft. Die vorherigen Bemühungen, Europay zu einem wirklich "Europäischen Zahlungssystem" zu machen, scheiterten unter anderem, weil wettbewerbsrechtliche Bedenken geäußert wurden.

Diese Lücke versucht EAPS zu füllen. Denn mit Sepa stellte sich die Frage nach einem (mehreren) "europäischen" Zahlungssystem(en), da die Domestic Schemes Sepa-Compliant werden mussten. Sie können dies durch Co-Branding mit einem Scheme erreichen, das Sepa-Compliant ist (Maestro und V-Pay). Sie können selbst Sepa-weit aktiv werden, was im Hinblick auf einen Business Case schwer vorstellbar ist. Oder sie versuchen, mit anderen (Noch-)Domestic Schemes gemeinsam Sepa-Compliance zu erreichen. EAPS ist so ein Ansatz.

Bilaterale Entgeltfestlegung

Die Grundidee von EAPS ist dabei, dass durch gegenseitige Akzeptanz ausgegebener Karten in einem Netzwerk von Zahlungssystemen die Effizienz der nationalen Systeme bewahrt/verbessert wird. Hintergrund ist das Argument, dass nationale Systeme für Banken und Nutzer kostengünstiger sind. Die Teilnahme an EAPS ist jedem Zahlungssystem, jeder Bank und jeder Payment-Institution möglich, als Issuer oder Acquirer und für Transaktionen an Geldausgabeautomaten oder an PoS-Terminals. EAPS will möglichst wenig in die Abwicklungsstrukturen eingreifen, jedoch sollen die Karten teilnehmender Issuing-Systeme an allen Terminals teilnehmender Acquiring-Systeme akzeptiert werden. Die gegenseitige Akzeptanz wird durch ein eigenes Akzeptanzzeichen kenntlich gemacht. Dessen Anbringung ist an allen Akzeptanzstellen vorgesehen und kann als Co-Brand auf den Karten aufscheinen.

Angesichts der Diskussion über die Interchange Fees ist die Frage der Entgelte von besonderer Bedeutung. Bei EAPS werden Interscheme Fees zwischen den teilnehmenden Zahlungssystemen bilateral festgelegt. Die Vorstellung geht dahin, dass damit die bestehenden Entgeltstrukturen (Karteninhaber-Entgelt, Kartenherausgeber-Entgelt, Acquirer-Entgelt, Händler-Entgelt) nicht angetastet werden müssen.

EAPS hat sein Headquarter in Brüssel, arbeitet als Non-Profit-Organisation und hat derzeit als Teilnehmer Co. Ge. Ban (mit dem italienischen Bancomat-Geldausgabeautomaten- und Pago-Bancomat-Terminalsystem), Eufiserv Payments (europäisches Geldausgabeautomatensystem), EPCS (European Payment Card Solution für das electronic cash/Girocard-Zahlungssystem GAA-System), Euro6000 (spanisches Zahlungssystem), Link (britisches Geldausgabeautomatensystem) und SIBS (portugiesisches Multibanco-Geldausgabeautomaten- und Terminalsystem). EAPS ist in das Processing der Transaktionen nicht involviert, hat als Struktur ein Board und ein (schlankes) Management, finanziert sich durch Entgelte der Teilnehmer und trifft Entscheidungen unter Berücksichtigung der Erfordernisse der Teilnehmer.

Als große Vorteile sieht man, dass EAPS durch europäische Teilnehmer kontrolliert wird und durch die Beschränkung auf die Organisation teilnehmerübergreifender Transaktionen die Flexibilität der Systeme unangetastet bleibt. Dazu kommt, dass innerhalb EAPS die Sepa-Kompatibilität erreicht wird und nationale Transaktionen unter der Governance des jeweiligen Domestic Schemes und damit auch finanziell eigenständig abgewickelt werden. Der Rollout hat nach Testtransaktionen 2008 begonnen und zu steigenden Transaktionszahlen geführt. Inwieweit EAPS neben Maestro und V-Pay als weitere grenzüberschreitende Debitlösung nachhaltigen Markterfolg erreichen wird, wird wohl die Zukunft zeigen.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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