Blickpunkte

Factoring Volumenzuwachs gleicht Margenverfall aus

Zuerst die gute Nachricht: Die im Deutschen Factoring-Verband e. V. (DFV), Mainz, organisierten Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihren Gesamtumsatz um nahezu ein Drittel auf rund 72 Milliarden Euro gesteigert. Ursachen für das Wachstum waren nach eigener Einschätzung das Anziehen der Konjunktur, die Euphorie, die im Zuge der WM aufgekommen sei und auch zum Winter hin kaum nachgelassen habe, sowie ein durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer verursachter Vorzieheffekt.

Das negative Moment dieser Entwicklung war jedoch der Margenverfall, der sich auch in diesem Bereich des Firmenkundengeschäfts fortgesetzt hat. Die durchschnittliche Kreditmarge sei 2006 etwa von 1,6 Prozent auf 0,8 Prozent gesunken und im Factoring habe sich eine ähnliche Entwicklung vollzogen, so Joachim Secker, Sprecher des Verbandsvorstandes. Das Crux sei, dass in allen Märkten viel Liquidität vorhanden ist. Und das wird sich auch 2007 nicht ändern.

Ein weiteres Ärgernis muss für die Facto-ring-Unternehmen die Tendenz sein, dass die Factoring-Variante "Inhouse" im vergangenen Jahr der deutliche Umsatztreiber des Geschäftes war. Diese Variante machte 78,4 Prozent des Marktes aus. Im Gegensatz dazu entwickelte sich das Full-Service-Factoring eher unterdurchschnittlich, sein Anteil lag im vergangenen Jahr bei 19 Prozent. Das Full-Service-Factoring, auch Standard genannt, umfasst neben der Finanzierungsfunktion und der vollständigen Risikoübernahme auch das Debitorenmanagement. Beim Inhouse-Factoring verbleibt Letzteres treuhänderisch in der Hand des Kunden, muss aber im Haus des Factorers komplett nachvollzogen werden - eine Leistung, die nicht an den Kunden weiterberechnet werden kann, die aber nötig ist, um den angekauften Forderungsbestand zu kontrollieren.

Selbstverständlich strebe man an, bei möglichst vielen Kunden das gesamte Leistungsspektrum ausführen zu dürfen. Doch gerade die typischen Zielunternehmen, das sind Mittelständler mit einem Jahresumsatz zwischen zehn und 100 Millionen Euro, seien zunehmend technisiert. Debitorenmanagement und Mahnwesen würden quasi als Abfallprodukte durch Software erledigt, welche den gesamten Geschäftsablauf abbilde. Die Desintegration dieser Funktionen sei in vielen Fällen nur mit größtem Aufwand möglich und werde von den Kunden daher nicht gewünscht.

Über einen besonderen Hemmschuh des Geschäfts wird beim DFV - wie schon in den vergangenen Jahren - geklagt: den Paragrafen 13c des Umsatzsteuergesetzes, nach dem der Factorer für nicht gezahlte Umsatzsteuer seiner Kunden haftet. Diese Regelung sei ein "regulatorischer Kollateralschaden", meint Alexander Moseschus, der seit Dezember 2006 beim Deutschen Factoring-Verband beschäftigt ist. Als Verbandsgeschäftsführer leitet er das neu eingerichtete Hauptstadtbüro des Verbandes, von dem aus verstärkt Lobbyarbeit betrieben werden soll. Moseschus war zuvor fünf Jahre beim Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), Berlin, tätig gewesen, unter anderem als Dezernent Recht und in der Öffentlichkeitsarbeit. bs

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