Bankmanagement-Glossar

Gold

Nach Tauschwirtschaft und Warengeld mit (Edel)Metallen war es aufgrund der Standardisierung von Metall in Stücke mit Gewicht und gleichem Aussehen nicht weit bis zum Münzgeld. Ungefähr 650 vor Christi wurden die ältesten Münzen aus einer Legierung von Gold und Silber in Lydien in der heutigen Türkei geschlagen. In der Folge setzte sich das Münzgeld zum Zahlen durch. Zunächst gab es nur "Kurantmünzen" aus Gold und Silber, bei denen der Wert des Metalls den der Münze bestimmte. Seit dem 16. Jahrhundert wurden sie durch "Scheidemünzen" ersetzt, deren Metallwert geringer als der der Münze ist. Damit endete weitgehend die Rolle von Gold als Zahlungsmittel.

Ab dem 18. Jahrhundert wurde, ausgehend von Großbritannien, Gold als Währungsdeckung herangezogen. Alle damaligen Wirtschaftsmächte gingen dazu über, ihre Währung in Gold zu definieren und Zentralbanken zum Halten der Goldreserven zu gründen. Nach 1870 wurde der Goldstandard das dominierende Währungssys tem. Dieser Goldstandard verfiel sukzessive im 20. Jahrhundert, bis 1976 der Internationale Währungsfonds seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung empfahl, was durchwegs umgesetzt wurde. Die Währungen wurden zu "Fiatgeld", bei dem seitens der emittierenden Zentralbank keine Einlöseverpflichtung in Gold gegeben ist und dessen Akzeptanz durch Gesetze sichergestellt wird. Dazu gehört heute mehr oder weniger jedes Zentralbankgeld. Die Zentralbanken vieler Staaten unterhalten weiterhin Goldreserven, die aber nicht mehr mit dem Wert der Währung zusammenhängen. Als Goldbarren gehalten, decken sie nur einen Teil des Geldumlaufs. Während die Zentralbanken bis 2009 Nettogoldverkäufe durchführten, kommt es seit 2010 zu einer Renaissance der Nettogoldkäufe und damit wieder zu einer Vermehrung der Goldreserven.

Insbesondere in Krisenzeiten wird Gold als stabile Wertanlage gesehen, bei der kein Ausfallsrisiko besteht und Wertsteigerungen relativ zu anderen Anlageformen angenommen werden. So hat sich der Goldpreis von 1980 bis 2011 sowohl in Euro als auch in US-Dollar nahezu vervierfacht. Allein von 2006 an ist er von 600 Dollar über 900 Dollar im Jahr 2008 und 1 200 Dollar 2010 auf heuer 1 600 Dollar gestiegen. Als Kontraindikation gilt allerdings das Nichtvorhandensein einer Verzinsung und die Möglichkeit starker Schwankungen des Goldpreises.

Teil der Anlageberatung

Die Stückelung der Goldmünzen ist meist eine Unze, eine halbe, viertel oder zehntel Unze. Die wichtigsten Goldmünzen sind: Krügerrand (Südafrika, ab 1967), Maple Leaf (Kanada, ab 1979), Panda (China, ab 1982), Eagle (USA, ab 1986), Britannia (Großbritannien, ab 1987), Philharmoniker (Österreich, ab 1989). Sie sind Anlagemünzen (Bullionmünzen) mit überwiegend gleichbleibendem Erscheinungsbild und werden mit einem Aufschlag auf den Goldkurs verkauft. Dieser ergibt sich aufgrund der Präge- und Vertriebskosten. Die meisten Anlagemünzen tragen neben den Bildmotiven die Nennwertangabe in der Währung des Ausgabelandes sowie eine Gewichts- und Feinheitsangabe. Die Nennwertangabe weist auf die Herstellung in einer staatlich autorisierten Prä ge stelle hin. Damit kann die Münze auch als gesetzliches Zahlungsmittel eingesetzt werden, was aber meist nicht der Fall sein wird, da ihr Edelmetallwert in der Regel über ihrem Nennwert liegt. Anlagemünzen werden zu täglich aktualisierten Kursen in Geldinstituten, im Edelmetallhandel und in Onlineshops verkauft (und meist auch gekauft). Bedingt durch die seit 2008 andauernden Krise(n) ist physisches Gold als Anlage gefragt wie nie, womit die Goldmünzenprägung weltweit eine der wenigen boomenden Branchen war.

Trotz der steigenden Goldverkäufe ist Gold bis dato kein Massenphänomen. Lediglich drei Prozent der Bevölkerung dürften in Gold investiert haben. Aufgrund der offenbar ungebrochenen Nachfrage sollte daher jedes Geldinstitut Goldmünzen in seinem Produktportefeuille haben und in die Anlageberatung bedarfsadäquat einfließen lassen. Dies umso mehr, als angesichts des gegenwärtigen Zinsniveaus bei vielen Spar- und Anlageformen die Realzinsen negativ sind. Dabei sollte Gold kein kurzfristiges Investment sein, sondern Investments in andere Anlageformen nur bis zu einem passenden Anteil ergänzen. Der Goldreport 20121) geht davon aus, dass angesichts des Vertrauensverlusts eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung in die diversen Währungen mit einer Trendbeschleunigung bei der Goldpreisentwicklung zu rechnen ist. Nicht vergessen werden sollte bei Goldinvestments die sichere Lagerung. Hier bietet sich Kunden mit physischer Goldanlage ein Angebot für ein Tresor-Schließfach im Geldinstitut an.

1) http://www.goldseiten.de/artikel/143309 - Goldreport - 2012 - In-Gold-we-trust.html von Ronald-Peter Stöferle, Erste

Bank Group AG. Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien; ewald.judt[at]wu.ac[dot]at; Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu.ac[dot]at.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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