Bankmanagement-Glossar

Was heißt Operational Risk?

Operationelle Risiken hat es immer schon gegeben: für Unternehmen wie
Banken. Im Zuge der Einführung von "Basel II" kommen jedoch
spezifische Anforderungen an das Risikomanagement und ein
regulatorisches Eigenmittelerfordernis für operationelle Risiken auf
die Banken zu. Operationelle Risiken werden dort neben dem Kredit- und
Marktrisiko als eigene Risikokategorie behandelt.
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Sie werden definiert "als die Gefahr von Verlusten infolge
unzulänglicher oder fehlgeschlagener interner Systeme, Prozesse oder
Menschen sowie von externen Ereignissen", wobei auch das Rechtsrisiko
für all diese internen und externen Ursachen beinhaltet ist.
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Systeme, Prozesse, Menschen
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Nicht enthalten sind die Risiken aus strategischen Fehlentscheidungen
und der Schädigung der Reputation. Das mit den operationellen Risiken
verbundene Schadenspotenzial hängt nicht unmittelbar von den
Geschäften einer Bank ab. Dazu kommt, dass bei operationellen Risiken
kein Zusammenhang zwischen Risiko und Ertrag einhergeht. Das
Risikomanagement hat sich daher auch der operationellen Risiken
anzunehmen. Es gilt, ein Risikomanagement zu etablieren, das auch für
operationelle Risiken alle erforderlichen Rahmenbedingungen erfüllt,
und parallel dazu ein Bewusstsein für diese Art von Risiken schafft
und ihr Risikomanagement bei der Gesamtbanksteuerung berücksichtigt.
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Das Management operationeller Risiken hat prinzipiell zwei
Ansatzpunkte: zum einen die Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts
und andererseits die Minimierung der Schadenshöhe.
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Risikoidentifikation, -beurteilung, -bewältigung undüberwachung sind
hier notwendig. Zur Risikoidentifikation dienen Tools wie eine
Risikoinventur, Schadensfalldatenbank, Geschäftsprozessanalyse,
Szenarioanalyse oder Risikoindikatoren.
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Bei der Risikobeurteilung ist die Quantifizierung des operationellen
Risikos noch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Der
Value-at-Risk-Ansatz etwa, der den Wertverlust angibt, der mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb eines festgelegten Zeitraumes
nicht überschritten wird, kann nicht ohne weiteres eingesetzt werden.
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Zur Risikobewältigung operationeller Risiken kommen Risikovermeidung
(man geht manche Risiken bewusst nicht ein), Risikominderung (man
versucht, Risiken intelligent zu minimieren), Risikoabwälzung (man
versucht, Risiken durch Versicherungen oder Outsourcing auf Dritte zu
übertragen) und Risikoakzeptanz (man übernimmt manche Risiken bewusst)
in Frage.
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Risikoüberwachung
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Bei der Risikoüberwachung kommen eine laufende prozessabhängige
Kontrolle und separate prozessunabhängige Überprüfungen in Frage.
Dabei trägt das Risikoreporting und die darauf aufbauende
Risikotransparenz erheblich zum Erfolg des Managements operationeller
Risiken bei. Ein derartiges Management operationeller Risiken ist bei
den Systemen, den Prozessen, den Menschen und den externen Faktoren
sowie den damit verbundenen Rechtsproblemen vorzunehmen. Bei den
Systemen gilt zum Beispiel besondere Beachtung der
Zutrittsberechtigung, der Werteverwahrung und dem Wertetransport, der
Sicherheit der Stromversorgung, der Versorgung mit
Telekommunikationsdienstleistungen, der Verfügbarkeit der IT oder der
Vermeidung von unbefugten Zugriffen auf die IT. Mit all den
operationellen Risiken sind oft Rechtsprobleme verbunden, die zu einem
Rechtsrisiko führen, das die Verfassung und/oder die Geschäfte der
Bank beeinträchtigt.
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Immer wichtiger
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Neu bei "Basel II" ist nicht nur, dass operationelle Risiken zu
beachten sind, sondern dass sie bei der Berechnung der
Eigenkapitalerfordernisse zu berücksichtigen sind. Hierzu gibt es eine
Reihe von Methoden, die sich evolutionär weiterentwickeln können.
Angesichts der zunehmenden Komplexität des Bankgeschäfts, der Zunahmen
der Geschäftsvolumina, der Expansion über Grenzen hinweg, dem
vermehrten Einsatz innovativer Finanzkonstrukte, der zunehmenden
Bedeutung der Informationstechnologie, einer immer größer werdenden
Abhängigkeit von Dritten, werden operationelle Risiken und ihr
Management - nicht nur wegen "Basel II" - immer wichtiger.
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Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien
und Geschäftsführer der Europay Austria Zahlungsverkehrsgesellschaft
mbH (www.europay.at, E-Mail: ewald. judt[at]europay[dot]at). Dr. Barbara
Aigner ist Geschäftsführerin von Emotion banking
(www.emotion-banking.at, E-Mail: barbara.aigner[at]emotion-banking[dot]at).

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
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