Vor Ort

Wer ist die Oldenburgische Landesbank?

Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet liegt das kleine, niedersächsische Städtchen Oldenburg näher an der bayrischen Metropole München als die deutsche Bankenhauptstadt Frankfurt - zwar nicht geografisch, aber doch geschäftspolitisch. Für die Oldenburgische Landesbank gilt dementsprechend im Versicherungskonzern der Allianz nicht dasselbe, was für die Dresdner Bank gilt: Über letztere meinte Allianz-Chef Diekmann, dass sie besser bei einer Bank als Konzernmutter aufgehoben sei. Sie wird bekanntlich von dem Versicherer an die Commerzbank verkauft. Die Oldenburgische Landesbank hingegen, die als 89-prozentige Tochter der grünen Großbank in den Versicherungskonzern gekommen ist, verbleibt auch dort und wird Teil des Versicherungskonzerns Allianz.

Zum Vertrieb von Versicherungsprodukten dürfte die auf das westliche Niedersachsen ausgerichtete Regionalbank eher wenig beitragen. Zwar offeriert die OLB privaten und gewerblichen Kunden auch Versicherungsdienstleistungen der Allianz, die wiederum mit eigenen Mitarbeitern den Vertrieb der Bank unterstützt. Doch die Größenordnung von rund 400 000 Bankkunden dürfte bei dem großen Versicherer kaum ins Gewicht fallen.

Regionale Bank im Nordwesten Deutschlands

Die Strukturen der OLB und insbesondere ihre Banklizenz sollen dem Konzern aber bei der Gründung einer Allianz-Bank dienen. Eine Million Bankkunden, die die Versicherungsberater bisher in ihren Agenturen gewonnen haben, sollen in die dann entstehende Bank aufgenommen werden. Diese können auch künftig Bankdienstleistungen in den Allianz-Agenturen beziehen. Die Produkte sollen von der Commerzbank oder aber der OLB kommen. Das Netz dieser Bankagenturen wird außerdem noch erweitert. Derzeit sind es 120, im kommenden Jahr sollen es bis zu 300 sein. 100 Millionen Euro wird der Versicherer hierin investieren.

Doch wo liegen die Ursprünge des Hauses OLB, das die Allianz nun übernommen hat? Die Geschichte der Bank ist eng verbunden mit dem Aufstieg Oldenburgs zu einem Marktzentrum im Norden, der seinen Lauf nahm mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in der Region ab dem Jahr 1867. Denn mit dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen auch die Anforderungen an eine örtliche Finanzinstitution.

Bereits im Jahr 1786 hatte zwar Herzog Peter Friedrich in Oldenburg eine "Ersparungskasse" gegründet, die den sozial schwachen Oldenburgern half. Aus ihr ging 1913 die Landessparkasse zu Oldenburg hervor, die sich heute als "die älteste noch bestehende Sparkasse der Welt" bezeichnet.

Diese konnte jedoch - genauso wie die seit 1845 bestehende Oldenburgische Spar- und Leihbank - in den Augen des Oldenburger Geheimen Finanzrats Carl Wilhelm Siebold die Anforderungen nicht erfüllen. Siebold, der als Sekretär beim Norddeutschen Bund in Frankfurt arbeitete und sich offensichtlich in der Bankenstadt inspirieren ließ, gab letztlich den entscheidenden Anstoß für die Gründung der OLB. Seine Pläne trug er im Frankfurter Bankhaus Erlanger & Söhne vor, wo man zu einer Zusammenarbeit bereit war.

Entscheidung gegen das Notenprivileg

Um ein privates Aktienunternehmen mit dem Privileg der Banknotenausgabe gründen zu können, war jedoch die Zustimmung der Landesregierung nötig. Diese behielt sich nach dem Vorbild der Preußischen Bank die Kontrolle über die Ausgabe des staatlichen Papiergeldes vor.

Nur acht Jahre später überließ das neu erlassene Reichsbankgesetz den Notenbanken der einzelnen Länder das Notenprivileg nur unter der Bedingung, dass sie Beschränkungen der sonstigen Geschäftstätigkeit akzeptierten. Ihnen war insbesondere die Errichtung von Niederlassungen untersagt. In der Oldenburgischen Landesbank entschied man sich allerdings gegen die Notenemission und für das allgemeine Bankgeschäft und somit für den Aufbau eines Filialnetzes beziehungsweise das Recht auf Erweiterung des Einzugsbereiches.

Dresdner Bank übernahm Mutter der Oldenburgischen Landesbank

In der folgenden konjunkturellen Depression übernahm die Dresdner Bank 1904 das Bankhaus Erlanger & Söhne und damit dessen 25-prozentige Beteiligung an der Oldenburgischen Landesbank. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise, die bis 1932 unverändert anhielt, schloss sich die OLB mit der Oldenburgischen Spar- und Leihbank zusammen. Das neue Haus verfügte über 32 Niederlassungen und 63 Agenturen. In den Nachkriegsjahren begann die Bank, ihr Niederlassungsnetz noch weiter zu spannen: Bis heute umfasst das Filialnetz etwa 173 Standorte.

In zwei Schritten veränderte sich in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Zusammensetzung des Aktionärskreises der Bank entscheidend. In den Jahren 1978 und 2005 erhöhte die Dresdner jeweils ihren Anteil an dem Finanzinstitut, seit 2005 ist sie mit 89,2 Prozent am Aktienkapital beteiligt, zum Teil indirekt über die OLB-Beteiligungsgesellschaft. Die übrigen 10,8 Prozent der Anteile halten private Investoren, zu denen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank gehören.

Ihren privaten Kunden bietet die Oldenburgische Landesbank seit Ende der fünfziger Jahre Bausparverträge von Partnern an. Heute arbeitet sie mit der Allianz-Dresdner-Bauspar AG zusammen, die mit dem Verkauf an die Commerzbank gegangen ist.

Im Kundengeschäft adressiert die OLB aber nicht nur Privatkunden, sondern auch Firmenkunden und Freiberufler. Im Kreditgeschäft liegen die Schwerpunkte auf Agrarwirtschaft, Schifffahrt und erneuerbaren Energien. Die OLB hat zudem zwei Banktöchter im Bereich Private Banking, das sind die W. Fortmann & Söhne KG, Oldenburg, und die Münsterländische Bank Thie & Co. KG, Münster. Erstere hat im vergangenen Jahr rund 170 000 Euro Verlust eingefahren, die Münsterländische Bank hingegen trug eine halbe Million Euro zum Ergebnis bei.

Die OLB schreibt sich eine konservative Risikopolitik auf die Fahnen, sie ist demzufolge auch nicht im US-Subprime-Markt investiert. IT und Wertpaperabwicklung verblieben stets im Haus, Outsourcing wurde vermieden. Mit einer Cost Income Ratio von 71 Prozent und einer Eigenkapitalrendite (nach Steuern) von 14 Prozent im ersten Halbjahr 2008 steht das Haus recht solide da - zumal in Zeiten der Finanzkrise.

Vorstandssprecher Span ist Eigengewächs der Dresdner

Sein Geschäftsgebiet hat das Institut in elf Einheiten aufgeteilt, die durch je etwa 16 Filialen bedient werden. Insbesondere die Betreuung großer Unternehmen wird in Oldenburg gebündelt, dort sitzen auch die Mitarbeiter für das Auslandsgeschäft, Electronic Banking, Landwirtschaft sowie maritime Wirtschaft. Vermögensbetreuung und Stiftungsmanagement sind ebenfalls in der Stadt angesiedelt.

Seit Juni 2008 hat die OLB einen Vorstandssprecher, der im Oktober 2007 von der Dresdner Bank nach Oldenburg entsendet wurde: Bernd Span absolvierte ab 1981 sein Trainee-Programm bei der Großbank und war dort zuletzt mit der Ausbildung und Entwicklung von Führungskräften beschäftigt. Im Vorstand der Allianz wird ab Januar des kommenden Jahres Andree Moschner für das Banking und somit auch für die OLB zuständig sein. Er verantwortete im Vorstand der Dresdner den Bereich Private und Geschäftskunden sowie Produkte und Banking Services. Man kennt sich also - noch aus den Zeiten bei der Dresdner - und das kann selten schaden.

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