Bankmanagement-Glossar

Papiergeld

Um 650 nach Christi gab es in China erstmals "Wertscheine", die zur Zahlung verwendet werden konnten - als Ersatz bei Mangel von Münzgeld. Diese "Wertscheine" wurden zum Papiergeld weiterentwickelt. Mit der Zunahme des Handels und dem zunehmendem Wert der Handelsgüter waren Säcke voller Münzen immer weniger praktikabel. Der Anfang für den Siegeszug des Papiergelds war gemacht. Dieses Zahlungsmittel aus Papier bemerkte Marco Polo, und durch seinen Bericht fand diese chinesische Erfindung ihren Weg nach Europa.

Erste Versuche gab es am Beginn der Neuzeit in mehreren Ländern wie Spanien, den Niederlanden und Schweden. Doch erst 1718 wurde in Frankreich unter dem Schotten John Law, dem "Contrôleur Général des Finances" aufgrund des herrschenden Münzmangels erstmals in großem Stil - wie sich später zeigte in zu gro ßem Stil - Papiergeld ausgegeben. Durch die unmäßige Banknotenemission entstand eine Hyperinflation, das Vertrauen verschwand, mit der Folge, dass die Banknoten wieder abgeschafft wurden.

Wenngleich John Law nicht der Erfinder des Papiergelds war, war er doch der erste, der sich theoretisch damit befasst hat. In seinem 1705 erschienenen Werk "Money and Trade Considered with a Proposal Supplying the Nation with Money" forderte er die Gründung einer Bank, die mit Edelmetallen gedecktes Papiergeld (Banknoten) ausgeben sollte, da nur dies die Geldknappheit beseitigen kann und eine blühende Wirtschaft zur Folge haben wird. Dem richtigen Geldvolumen, dessen Deckung durch Gold, Silber oder andere Vermögensgegenstände und dem Vertrauen der Menschen in das Papiergeld maß er große Bedeutung bei - und gerade da ist er bei der praktischen Umsetzung gescheitert.

Im 19. Jahrhundert in ganz Europa akzeptiert

Dennoch kam es in der Folge in ganz Europa sukzessive zu Banknotenemissionen, und im 19. Jahrhundert war Papiergeld europaweit neben dem Münzgeld akzeptiert. Oft war ein Papiergeld erfolgreich, oft ist es gescheitert: Beispiele dafür sind die Inflation im Zuge der napoleonischen Kriege, als der Staat zur Finanzierung auf die Banknotenpresse setzte, oder die galoppierende Inflation im 1. Weltkrieg und den Jahren danach. Vor kurzem gab es eine Hyperinflation in Zimbabwe. Dabei geht das Vertrauen in das Geld verloren, und die Konsequenz ist meist ein neues Geld. So wurde in Deutschland 1923 die "Mark" durch die "Rentenmark" beziehungsweise 1924 durch die "Reichsmark" und in Österreich 1924 die "Krone" durch den "Schilling" ersetzt.

Die Notwendigkeit des Vertrauens in das Geld zeigte sich schon beim Münzgeld. Umso wichtiger ist es bei Banknoten, die ohne große Kosten hergestellt werden und bei einem staatlichen Geldmonopol im Übermaß in Umlauf gebracht werden können, was zu Kaufkraftverlust führt. Um Vertrauen herzustellen, konnte Papiergeld ursprünglich in Kurantmünzen umgetauscht werden. Die Notenbanken muss - ten den Gegenwert in Gold, Silber oder anderen Edelmetallen besitzen. Über Jahrhunderte wurden Banknoten mit Gold besichert. In den Depots der Notenbanken lagerten die Goldreserven. Manche dieser Lagerstätten wie Fort Knox im US-Bundesstaat Kentucky wurden zum Mythos. Heute erfolgt die Deckung des Banknotenumlaufs zusätzlich durch andere werthaltige Vermögensgegenstände wie Devisen oder Forderungen gegenüber Banken, wobei keine Einlöseverpflichtung in Gold oder Silber mehr besteht. Im Euro-System wird die Geldmenge durch die EZB gesteuert. Die Entscheidungen, welche Geldmenge in Umlauf kommen und welche Banknoten gedruckt werden sollen, beeinflussen den Wert des Euro - in der Euro-Zone und im Wechselkurs gegenüber anderen Währungen.

Seit es Papiergeld gibt, kommen Fälschungen vor. Deshalb wurden von Anfang an Sicherheitsmerkmale eingebaut. Die Druckverfahren wurden immer komplizierter, es herrscht steter Wettbewerb mit den Fälschern. Papiergeld muss darüber hinaus vor Raub geschützt werden. So zeigt der Western "The Great Train Robbery" einen Überfall auf einen Geldtransport. 1963 wurde dieses Szenario Realität, als der Postzug von Glasgow nach London überfallen wurde und 2,6 Millionen britische Pfund (heutiger Wert rund 40 Millionen Euro) erbeutet wurden.

Wenngleich heute allein in der Euro-Zone rund 15 Milliarden Banknoten mit einem Wert von etwa einer Billion Euro im Umlauf sind, geht seit vielen Jahren die Bedeutung des Papiergelds zurück, da die Notwendigkeit, größere Geldbeträge rasch und sicher von einem Ort zum anderen bewegen zu können, zum nächsten Entwicklungsschritt, dem Buchgeld, führte.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien; ewald.judt[at]wu.ac[dot]at; Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu.ac[dot]at.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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