Bankmanagement-Glossar

Sepa Cards Framework (SCF)

"Sepa" - Abkürzung für "Single European Payment Area" - ist eine
Initiative der europäischen Banken mit dem Ziel, ein "Euro-weit"
einheitliches Zahlungsgebiet zu schaffen. Die betroffene Area wird
dabei wie folgt definiert: "Whilst Europe is currently being defined
as the EU 25 member states plus Iceland, Liechtenstein, Norway and
Switzerland, Sepa is the area within this space where customers can
make and receive payments in Euro." Mit Sepa soll ein effizienter
Binnenmarkt geschaffen und der europäische Wirtschaftsraum gestärkt
werden. Sepa wird vom European Payment Council (EPC), in dem sich die
europäischen Geldinstitute zusammengefunden haben, betrieben. Sepa
bezieht sich dabei nicht nur auf Karten, sondern im Bereich des
klassischen Zahlungsverkehrs, unter anderem auf die Schaffung eines
"grenzüberschreitenden Inlandszahlungsverkehrs".
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Wegfall nationaler Kartensysteme?
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Sowohl für Konsumenten als auch für Handels- und
Dienstleistungsbetriebee wichtig ist dabei alles, was mit "Karten" zu
tun hat. Was das EPC an Maßnahmen in diesem Bereich vorsieht, ist im
"Sepa Cards Framework (SCF)", Version 2.0, vom 8. März 2006 enthalten.
Die definierten Ziele beinhalten die Perspektiven der Zahlungssysteme,
der Karteninhaber, der Karten akzeptierenden Handels- und
Dienstleistungsbetriebe sowie der Karten ausgebenden und Händler
abrechnenden Banken (Issuer und Acquirer).
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Die Sepa-Perspektive der Zahlungssysteme sieht den Wegfall nationaler
Kartensysteme oder ihre Migration in SCF-konforme Kartensysteme, das
heißt in solche, die zumindest Sepa-weit präsent sind, vor: "No
general purpose card scheme designed exclusively for use in a single
country, as well as no card scheme designed exclusively for
cross-border use within Sepa, should exist any longer." Dabei werden
für die Transformation nationaler Kartensysteme drei Optionen
angeführt: Das nationale Kartensystem wird durch ein internationales
System, das SCF-konform ist, ersetzt, expandiert in die komplette
"Single European Payment Area" allein oder in einer Allianz mit
anderen, co-branded seine Karten mit dem Brand eines internationalen
Kartensystems, wobei aber beide SCF-konform sein müssen.
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Hinsichtlich der Kartentechnologie setzt das SCF auf den EMV-Chip und
bei der Acquiring-Seite auf ein Pin-Angebot, sofern der Issuer Pin
anstelle einer Unterschrift verlangt. Lastschrifteinzugsverfahren und
Elektronische Geldbörsensysteme sind kein SCF-Thema.
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Die Sepa-Perspektive der Karteninhaber: Sie sollen mit ihrer Karte
künftig in der Lage sein, Sepa-weit in der gleichen Bequemlichkeit und
mit den gleichen Konditionen bargeldlos zahlen (und Bargeldbezüge
tätigen) zu können, wie derzeit in ihrem Heimatland. Die Karten der
internationalen Zahlungssysteme sind bereits jetzt weitgehend
SCF-konform.
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Die Sepa-Perspektive der Handels- und Dienstleistungsbetriebe: Sie
sollen künftig in der Lage sein, alle Karten eines SCFkonformen
Zahlungssystems in der gleichen Art und Weise und mit den gleichen
Konditionen akzeptieren zu können. Transaktionen mit Karten auf Basis
der Brands von internationalen Zahlungssystemen sind bereits
weitgehend SCF-konform.
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Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen
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Die Sepa-Perspektive der Issuer/Acquirer sieht vor, dass deren
Kartengeschäft von einem primär nationalen zu einem SCFkonformen
Geschäft umgewandelt wird. Inwieweit es hier zu einer Angleichung
einer Sepa-weiten Default Interchange Fees mit den Domestic Default
Interchange Fees kommen wird, ist noch offen, da das SCF auch künftig
Domestic Default Interchange Fees vorsieht.
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Da der Karteneinsatz sicherer werden soll, fordert das SCF von Issuern
und Acquirern zusätzliche Maßnahmen. So soll die Ausstattung aller
Karten mit einem EMV-Chip (zusätzlich zum Magnetstreifen) bis Ende
2010 erfolgt sein. Parallel dazu verlangt das SCF auf der
Akzeptanzseite EMV-fähige Endgeräte (GAAs und POS-Terminals), deren
Umrüstung/Ersatz längstens Ende 2010 abgeschlossen sein soll.
Sepa-weit soll es ab 2011 keine Magnetstreifentransaktion mehr geben.
Darüber hinaus soll es für Kartentransaktionen, die bislang auf
Unterschriftsbasis erfolgt sind, über das POS-Terminal für den Issuer
die Möglichkeit geben, eine Pin-Transaktion zu verlangen. Diese Ziele
sollen bis 31. Dezember 2010 verwirklicht sein.
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Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien
und Geschäftsführer der Europay Austria Zahlungsverkehrsgesellschaft
mbH (www.europay.at, E-Mail: ewald. judt[at]europay[dot]at). Dr. Barbara
Aigner ist Geschäftsführerin von Emotion banking
(www.emotion-banking.at, E-Mail: barbara.aigner[at]emotion-banking[dot]at).

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
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