Unsicherheit in Finanzfragen - Jugend auf verlorenem Posten

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Gemessen an dieser bekannten Redewendung ist es umso erschreckender, dass laut dem Netzwerk Finanzkun.de die unter 35-Jährigen im Generationenvergleich über die geringsten Finanzkenntnisse verfügen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Einerseits mangelt es an der nötigen schulischen Ausbildung in Sachen Finanzen. Andererseits ist das Interesse an solchen Themen aber auch nicht besonders hoch. Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung haben 44 Prozent der Befragten keinerlei Interesse am Thema Finanzen. Dabei fiel auf: Die Begeisterung steigt mit der Höhe des Einkommens. Jeder dritte Befragte macht sich Gedanken um die Altersvorsorge, knapp 25 Prozent beschäftigen sich mit dem Thema Geldanlage. Besonders das Desinteresse der 14- bis 19-Jährigen am Thema Finanzen mit einem Anteil von 87 Prozent war erschreckend groß.

Einer Studie aus dem Jahr 2016 zufolge geben etwa 53 Prozent der Befragten an, sich nur halbwegs gut mit Banken- und Versicherungsthemen auszukennen. Gut 13 Prozent meinen, ihre Kenntnisse über die Finanzwelt seien schlicht nicht vorhanden. Besonders Frauen und junge Menschen haben Nachholbedarf im Bereich Finanzwissen. Bei risikorelevanten Fragen hinken Frauen im europaweiten Vergleich den Männern immer noch hinterher. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern in grundlegenden Finanzfragen zeigt sich deutlich in Italien: Männer beantworteten 25 Prozent mehr Fragen richtig als die befragten Frauen. Bei risikorelevanten Finanzfragen weist Belgien den größten Geschlechterunterschied auf. Knapp dahinter Deutschland auf dem zweiten Platz. Aber es geht noch extremer: In Portugal haben beide Geschlechter ein ähnlich schlechtes Verständnis in Finanzfragen.

Dabei wird in einer Welt, in der immer alles jederzeit mit jedem Budget verfügbar scheint und in der Ratenzahlungen sowie Null-Prozent-Finanzierungen an der Tagesordnung sind, das Wissen um Finanzen wichtiger denn je. Gegensteuern lässt sich nur mit einer grundlegenden Bildung in diesem Bereich. Doch in der schulischen Ausbildung ist leider kein Fach „Finanzkunde“ vorgesehen. Da bleibt nur die private Beschäftigung mit dem Gegenstand übrig. Das Umfeld und die Eltern sind gefragt, das Thema ernst zu nehmen und so dafür zu sorgen, dass ihre Kinder später nicht in die Schuldenfalle tappen oder auf unseriöse Berater hereinfallen.

Ein Grundwissen in puncto Finanzen und Risiken macht es erst möglich, positive finanzielle Entscheidungen treffen zu können. Dies bestätigt auch eine Studie aus diesem Jahr: Ein besseres Verständnis für finanzielle Konzepte sorgt dafür, dass auch günstigere Entscheidungen zu Sparmöglichkeiten, Investitionen und Finanzprodukten getroffen werden können. Diejenigen, die finanzielle und risikobezogene Konzepte verstehen, treffen mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit bessere finanzielle Entscheidungen.

 

 

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