Marktforschung

Finanzstandort Deutschland mit Nachholbedarf bei Fintechs, Regulierungseffizienz und Finanzbildung

Die Finanzbranche stellt dem Standort Deutschland ein überwiegend gutes Zeugnis aus. Das geht aus einer Studie der CFA Society Germany hervor, für die mehr als 800 Finanz- und Investmentexperten aus Asset Management, Fintech, Finanzaufsicht und Regulierung, Finanzdienstleistung sowie institutionelle Investoren und Hochschulvertreter befragt wurden. Danach punktet Deutschland bei den Branchenteilnehmern vor allem mit seiner politischen und rechtlichen Stabilität mit einem Wert von 2,29 (auf einer Skala von - 3 bis + 3). Auch die Kompetenz der Finanzregulatoren und Aufsichtsbehörden wird mit 0,8 Punkten positiv bewertet.

Zudem schätzen die Experten die Vielfalt des deutschen Finanzstandorts, da sich die Finanzindustrie nicht nur auf ein einziges Zentrum konzentriert. Auch die hohe Qualität der universitären und betrieblichen Aus- und Weiterbildung mit Finanzschwerpunkt wird von den Studienteilnehmern als Standortvorteil bewertet. Diese rangiert im Durchschnitt mit 1,41 beziehungsweise 1,34 Punkten im deutlich positiven Bereich.

"Der Finanzstandort Deutschland ist in einer ausgesprochen guten Verfassung", resümiert deshalb Harald Edele, Direktor Kapitalmarkt & Regulierung bei der CFA Society Germany. Allerdings gelinge es bislang nur in Teilen, die vielfältigen Stärken in Vorteile im internationalen Wettbewerb zu verwandeln. Denn für den Wettbewerb mit den globalen Finanzzentren hat die Branche auch etliche Forderungen gegenüber dem deutschen Gesetzgeber und den hiesigen Marktteilnehmern. Bei der Berücksichtigung der Interessen der Finanzbranche und der Zweckmäßigkeit von Regulierungsmaßnahmen schneidet Deutschland nur durchschnittlich ab (- 0,04 und 0,08 Punkte). Gleiches gilt für die aufsichtliche Berücksichtigung innovativer Entwicklungen und die Regulierung von Fintechs (- 0,2 und - 0,31 Punkte).

Die vorhandenen Produkte und Dienstleistungen der Start-ups werden mit 0,15 Punkten nur leicht positiv bewertet. Lediglich bei Zahlungsverkehrslösungen und Informationsplattformen fallen die Bewertungen stärker aus (0,94 und 0,64 Punkte). Am anderen Ende der Skala rangieren Social Investing, automatisierte Investmentlösungen/Robo-Advice und Kryptowährungen mit Werten zwischen-0,17 und - 0,29 Punkten. Darüber hinaus wünscht sich die Branche Rahmenbedingungen und Angebote für flexiblere Altersvorsorgelösungen im deutschen Markt und mehr Möglichkeiten für langfristige Investments, beispielsweise in Infrastruktur.

Als Dauerthema bleibt die Finanzbildung auf der Agenda. Denn die guten Ausbildungsmöglichkeiten und das Fachwissen der Finanzexperten spiegeln sich in der Bevölkerung nicht wider. Deren Finanzwissen wird von den Studienteilnehmern, insbesondere mit Blick auf Instrumente und Produkte, mit - 1,39 Punkten als bedenklich gering eingestuft.

Bei den Schlüsselthemen für die Zukunftsfähigkeit des Finanzstandorts Deutschland zeigt sich damit erheblicher Nachholbedarf, lautet das Fazit von CFA. Bei der Regulierung von Fintechs, der Förderung von Finanzinnovationen, der Altersvorsorgekonzepte und der Finanzbildung warten somit auf die neue Bundesregierung zahlreiche Herausforderungen. Red.

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