Unternehmensentwicklung

Fusionen für viele Sparkassen ein Tabu

Sparkassen und Genossenschaftsbanken rechnen bis 2019 mit vielen weiteren Fusionen. Vor allem genossenschaftliche Institute gehen von massiven Veränderungen aus, während die Sparkassen vergleichsweise gelassen in die Zukunft blicken. Dies sind Ergebnisse der aktuellen "Fusionen-Studie 2017" der Unternehmensberatung Berg Lund & Company.

Bei den Genossenschaftsbanken rechnen alle befragten Vorstände und leitenden Angestellten damit, dass bis 2019 jede zehnte Bank ihrer Zunft in einem anderen Institut aufgeht. Jeder achte Manager dieser Gruppe geht sogar davon aus, dass sich die Anzahl der Genossenschaften in den nächsten zwei Jahren mehr als halbieren wird. Dann gäbe es nur noch rund 500 Genossenschaftsbanken - weniger als ein Viertel der Zahl von 1999.

Häuser mit Fusionserfahrung stehen dabei einer weiteren Fusion als Handlungsoption deutlich offener gegenüber, so Ingo Garczorz von Berg Lund & Company. Von ihnen planen sogar zwei Drittel weitere Zusammenschlüsse.

Von den befragten Sparkassen wird die zukünftige Fusionsdynamik deutlich zurückhaltender eingeschätzt. Von einer Halbierung der Sparkassen bis 2019 gehen gerade einmal drei Prozent der in dieser Gruppe befragten Manager aus. Etwa jeder Vierte rechnet mit mindestens 100 Fusionen. Auch die Genossenschaftsbanker erwarten unter den Sparkassen künftig weniger Fusionen als in der eigenen Gruppe. Dennoch gehen 60 Prozent von ihnen von mindestens 100 Sparkassen-Fusionen aus. Ein Fünftel glaubt sogar, dass bis 2019 jede Sparkasse im Durchschnitt eine Fusion durchlaufen wird.

Die gedämpften Fusionserwartungen unter Sparkassen sind teilweise mit der kommunalen Verankerung der Institute zu erklären. Denn dadurch sind die Fusionsbedingungen abhängiger von übergeordneten Rahmenbedingungen, die durchaus zu einem Scheitern von Fusionen führen können, wie Beispiele in der jüngsten Vergangenheit zeigen. Dennoch hängt auch bei Sparkassen die Einschätzung zur erwarteten Fusionsdynamik wesentlich davon ab, ob die Häuser bereits an Fusionen beteiligt waren oder nicht. Bei bereits fusionierten Instituten gehen 80 Prozent davon aus, voraussichtlich noch einmal zu fusionieren.

In vielen Sparkassen ist das Thema "Fusion" der Studie zufolge bei der Unternehmensentwicklung jedoch noch ein Tabu. Hier raten die Autoren zu mehr Offenheit. Sparkassen sollten eine Fusion als eine "natürliche Handlungsoption" behandeln, um sich frühzeitig über die verschiedenen Möglichkeiten und deren Attraktivität klar zu werden. Red.

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