Wertpapiergeschäft

Aktionärszahlen auf Vor-Finanzkrisenniveau

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Die Anzahl der Aktienanleger in Deutschland ist auf ein Zehnjahreshoch gestiegen. Das geht aus der jüngsten Erhebung des Deutschen Aktieninstituts zu den Aktionärszahlen in Deutschland hervor. Werden die Deutschen also doch noch zu einer Nation der Wertpapiersparer und können die Klagen über eine unzureichende Wertpapierkultur in Deutschland ad acta gelegt werden? Nein, meint das Deutsche Aktieninstitut sicher zu Recht. Entwarnung in dieser Hinsicht kann noch nicht gegeben werden.

Ein Grund dafür ist der Blick auf die reinen Zahlen: Rund 10 Millionen Bürger oder 15,7 Prozent der Bevölkerung besaßen 2017 Aktien oder Aktienfonds. Das ist im internationalen Vergleich immer noch eine sehr niedrige Quote. Zudem bedeutet das "Zehnjahreshoch" im Grunde nichts weiter, als dass die Anzahl der Aktienanleger wieder den Stand erreicht hat, den sie vor der Finanzkrise hatte. Es wurde also nur verlorenes Terrain wieder gutgemacht.

Die Aktienanlage ist auch nach wie vor nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen vertreten. So liegen etwa die Aktionärsquoten in Ost- und Westdeutschland mit 11,2 beziehungsweise 16,9 Prozent der Bevölkerung weit auseinander. Unter den bis zu 39-Jährigen sind nur 10,5 Prozent in Aktien und Aktienfonds investiert, während es bei den 40- bis 59-Jährigen in etwa doppelt so viele sind. Und beim Blick auf die Haushaltseinkommen zeigt sich, dass die Haushalte mit einem Nettoeinkommen über 4 000 Euro für 40 Prozent aller Aktienbesitzer stehen. In dieser Einkommensgruppe liegt die Aktienquote bei 33,6 Prozent. Bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 3 000 Euro sind es hingegen gerade einmal 13,1 Prozent, unter 2 000 Euro sogar nur 5,9 Prozent. Der Mehrjahresvergleich zeigt sogar, dass diese langfristigen demografischen Muster sich eher verstärken als abschwächen. Insofern bleibt die Aufgabe, jüngere und weniger einkommensstarke Zielgruppen an die Aktienanlage heranzuführen, unverändert.

Ein anderer Aspekt, der an einer wirklichen Stärkung der Wertpapierkultur in Deutschland zweifeln lässt, ist die gute Kursentwicklung der vergangenen Jahre in Verbindung mit den extrem niedrigen Zinsen. In einem solchen Umfeld ist es nur natürlich, dass das Interesse an der Aktienanlage steigt. Von einer echten Wertpapierkultur kann man aber erst dann sprechen, wenn die Anleger auch bei Kurskorrekturen die Verluste "aussitzen", anstatt sie zu realisieren und sich dann vor Schreck wieder ganz auf die klassischen Sparformen zurückzuziehen. Die letzte Krise zeigt, wie lange es dauert, bis dann das Vertrauen zurückkehrt. Der "Lackmustest" einer längeren Phase fallender Kurse, wie es das DAI nennt, steht somit noch aus. Nur wenn die Anleger auch dann der Wertpapieranlage treu bleiben, würde das für eine wirklich verbesserte Aktienkultur in Deutschland sprechen.

Die Politik, so das DAI, hat ihre Aufgaben zur Förderung des Wertpapiersparens immer noch nicht gemacht. Es fehlen zum Beispiel steuerliche Anreize. Doch auch die wachsenden regulatorischen Anforderungen an die Wertpapierberatung wirken sich in Form von Einschränkungen beim Beratungsangebot kontraproduktiv aus. Setzt sich dieser Trend - etwa infolge der MIFID-II-Umsetzung - fort, so das Aktieninstitut, dann könnten Banken als Multiplikatoren für eine verbesserte Aktienkultur ausfallen. Davon betroffen wären vor allem Anleger mit kleinen und mittleren Sparbeträgen und somit diejenigen Gruppen, bei denen das Wertpapiersparen eigentlich in besonderer Weise gefördert werden sollte. Red.

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