Girokonto

Hypovereinsbank mit Vertragsmanagement

Quelle: bum17051006

Schon vor Jahren haben einzelne Kreditinstitute versucht, mit dem Verkauf bankfremder Leistungen ihre Provisionserträge aufzubessern. Wirklich durchgesetzt hat sich das bislang nicht. Vor allem die Hoffnung, mit solchen Angeboten die Kundenfrequenz in den Filialen zu erhöhen, hat sich nicht erfüllt.

In dem Maße, wie das persönliche Finanzmanagement, auch "digitales Haushaltsbuch" genannt, in Banking-Apps Einzug gehalten hat, ist der Gedanke jedoch wieder neu aufgelebt. Durch die automatisierte Kategorisierung der Ausgaben und ihre Analyse auch im Vergleich mit anderen Kunden, so die Idee, könnten Sparpotenziale etwa im Bereich Stromversorgung oder Mobilfunkverträge aufgezeigt und dem Kunden im Idealfall günstigere Verträge vermittelt werden.

Den Durchbruch erzielt haben solche Ansätze bislang nicht. Commerzbank-Vorstand Michael Mandel weist sie für sein Haus auf Nachfrage sogar zurück: Eine Bank solle bei ihren Kernkompetenzen bleiben. Der Vertrieb von Strom- oder Gasverträgen gehört seiner Einschätzung nach nicht dazu.

Bei der Hypovereinsbank sieht man das offenbar anders: Seit Mitte April bieten die Münchner ihren Privatkunden eine solche Möglichkeit, bei ihren Haushaltskosten zu sparen. Möglich macht dies eine Partnerschaft mit dem Berliner Unternehmen "MoneyMap", das sich selbst als "Finanzhelfer" bezeichnet. Kunden können auf Wunsch von diesem Servicepartner anhand ihrer Kontobewegungen laufende Verträge identifizieren lassen und bequem zu günstigeren Anbietern wechseln. Nach Anmeldung und Verknüpfung mit dem Online-Banking des Kunden erstellt der "MoneyMap"-Algorithmus anhand der Lastschriften des Nutzers eine Übersicht über Verträge und laufende Kosten. Als Nebeneffekt sollen dabei auch "vergessene" oder versehentlich abgeschlossene Verträge wieder sichtbar gemacht beziehungsweise ins Bewusstsein des Kunden gerückt werden.

Die Analyse erfolgt mittels eines sicheren Lesezugriffs auf das Konto, durch den die relevanten Vertragsinformationen anhand von Lastschriften oder Überweisungen identifiziert werden. Dank einer umfangreichen Vertragsdatenbank können auf diese Weise verschiedenste Vertragstypen erkannt und aufgelistet werden. Das betrifft zum Beispiel Stromliefervertrag, Telefonrechnung oder auch das Netflix-Abo. Es werden Tarife verglichen und Sparpotenziale aufgezeigt. Auf Wunsch der Kunden übernimmt das Fintech sogar den kompletten Anbieterwechsel von der Kündigung beim alten Anbieter bis zum nahtlosen Übergang in die neue Versorgung. Dies soll den Kunden die Suche in alten Papierdokumenten oder PDFs ersparen. Den Wechselservice sollen übrigens auch solche Kunden nutzen können, die ihr Konto zunächst nicht verbinden möchten. Sie können die Verträge manuell hinzufügen, um sich dann andere Angebote anzeigen zu lassen.

Zunächst ist das Angebot, das übrigens für alle (bei der HVB grundsätzlich bepreisten) Kontomodelle angeboten wird, auf Energieanbieter beschränkt. Im Lauf des Jahres soll der Vertragswechselservice jedoch auf weitere Branchen erweitert werden, zum Beispiel Mobilfunkoder Festnetzverträge und Internet.

Damit Kunden keine bösen Überraschungen erleben, soll das Angebot ausschließlich auf seriöse Anbieter beschränkt sein, die nach strengsten Qualitätsstandards ausgewählt wurden und Qualitätskriterien in vier Kategorien erfüllen: Sie müssen verbraucherfreundliche Vertragsbedingungen und eine herausragende Servicequalität bieten, zudem vertrauenswürdig agieren und finanziell stabil sein. Ganz ohne Überraschungen geht es für den Kunden aber möglicherweise doch nicht ab. Denn Details der Vertragsbedingungen wie etwa bestimmte Dienstleistungen, die ein Anbieter mit einschließt, kann die reine Analyse der Zahlungsdaten natürlich nicht berücksichtigen. Sondern geht es allein um den Preis und damit das Kriterium, das die Bankenbranche für ihre eigenen Leistungen längst nur zu einem von vielen Faktoren erklärt hat.

Die Hypovereinsbank betritt mit diesem Angebot - zumindest in Deutschland - Neuland. Der Markt wird den Erfolg vermutlich mit Interesse beobachten. Kommt der Service bei Kunden gut an, dürfte der Wettbewerb bald folgen, zumal der Fintech-Partner natürlich um weitere Bankpartner wirbt. Wie sehr beziehungsweise wie lange ein solcher neuer Service zur Differenierung zum Wettbewerb taugt, ist deshalb fraglich. Was heute noch ein echter Mehrwert sein kann, könnte - ähnlich wie die Videolegitimierung - schon bald zum Standardservice werden, den Kunden erwarten. "Die Verbindung des Bankkontos mit einem umfassenden und weitgehend automatisierten Vertrags- und Kostenmanagement ist eine logische Weiterentwicklung des Girokontos," erklärt auch Frank Broer von Moneymap. Doch Aber vielleicht wird es in Zukunft auch Kunden geben, die ausdrücklich das "Konto pur" wünschen. Red.

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