Konsumentenkredit

Kreditbanken: beinahe glücklich

Den im Bankenfachverband zusammengeschlossenen Kreditbanken geht es gut. Ende 2015 hatten sie 159,3 Milliarden Euro an Verbraucher und Unternehmen verliehen und sind damit im Bestand um 6,8 Prozent gewachsen - so stark, wie zuletzt im Jahr der Abwrackprämie 2009, nur dass das Wachstum diesmal allein durch die steigende Kreditnachfrage erreicht werden konnte. Die Kreditbanken sind dabei ausnahmslos in allen Geschäftsfeldern gewachsen und haben sich überdies besser entwickelt als die jeweiligen Märkte. Ihren Marktanteil in der Konsumfinanzierung konnten sie von 44 auf 59 Prozent ausbauen. In der Investitionsfinanzierung beträgt er konstant rund elf Prozent. Auch die Prognosen sind gut. Der Konsumkredit-Index, den der Bankenfachverband regelmäßig mit der GfK durchführt, zeigt für 2016 erstmals seit seiner Einführung vor fünf Jahren eine wachsende Nachfrage nach Verbraucherkrediten an.

Ein ganz wichtiges Geschäftsfeld ist nach wie vor die Kfz-Finanzierung. Denn jeder zweite Ratenkredit dient der Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens. Auch hier kann der Bankenfachverband einen neuen Rekord melden: Erstmals haben seine Mitglieder innerhalb eines Jahres rund zwei Millionen Kraftfahrzeuge allein per Kredit finanziert. Das ist in Plus von 7,8 Prozent bei einem Anstieg der Neuzulassungen um rund sechs Prozent. Sowohl bei den privaten als auch bei gewerblichen Finanzierungen vergaben die Kreditbanken jeweils über neun Prozent mehr neue Kredite als im Vorjahr, wobei auch Gebrauchtwagenkredite eine wachsende Rolle spielen - ein Segment, in dem noch einiges an Potenzial schlummern dürfte.

Das stärkste Wachstum gab es im Bereich der Online-Kredite und damit jenem Bereich, der das Glück der Kreditbanken trübt. Hier beläuft sich der Zuwachs auf 20,3 Prozent. Mittlerweile kommt jedes fünfte Verbraucherdarlehen in Deutschland über das Internet zustande. 5,8 Milliarden Euro an Krediten haben die Mitglieder des Bankenfachverbandes 2015 über das Internet vergeben - weit weniger, als möglich gewesen wäre, so Jan W. Wagner, der Vorstandsvorsitzende des Verbands. Denn die Digitalisierung bietet weit mehr Möglichkeiten als der Gesetzgeber aktuell zulässt. Anders als in Großbritannien, Frankreich oder auch Österreich können Kreditverträge im Internet hierzulande lediglich angebahnt, aber nicht fallabschließend abgeschlossen werden. Denn dazu bedarf es in Deutschland immer noch der Schriftform.

Selbst dort, wo die Identifikation des Kreditnehmers bereits per Video erfolgt (und diese Möglichkeit nutzen nach Verbandsangaben bereits rund 30 Prozent der Kreditbanken), entfällt dadurch nur das Postident-Verfahren. Der Vertrag selbst muss aber immer noch ausgedruckt, unterschrieben und dann zurückgesandt werden. Der digitale Kreditvertrag steht deshalb ganz oben auf der Wunschliste der Banken. Dies gilt umso mehr, als unverändert nicht gleiches Recht für alle gilt: Der vom Händler angebotene Ratenkauf nämlich gilt rechtlich nicht als Verbraucherkredit, obwohl er für den Kunden auf eben das hinausläuft. Deshalb gilt dabei das Schriftformerfordernis nicht. EU-rechtlich ist es ohnehin nicht zwingend nötig. Hier ist Deutschland im Jahr 2010 bei der Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie über die EU-Vorgaben hinausgegangen.

Eine gewisse Erleichterung ist indessen in Sicht. Am 1. Juli nämlich wird die EU-Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt (eI-DAS) die mittlerweile deutlich in die Jahre gekommene, weil 18 Jahre alte deutsche Signaturrichtlinie ablösen, um ein einheitliches europäisches Signaturrecht zu schaffen. Diese Verordnung stellt keine Anforderungen an die Signaturanwendungskomponenten, die bei der Erstellung und Überprüfung von digitalen Signaturen, Zeitstempeln und Siegeln eingesetzt werden. Während die deutsche Signaturrichtlinie zum Beispiel eine "sichere Lese- und Anzeigeeinheit" - ein Kartenlesegerät mit einem Siegel des Bundesamts für Informationssicherheit - vorschreibt, ist dies nach der EU-Verordnung nicht mehr notwendig. Auch in Deutschland kann somit die bisherige, aufwendige und deshalb kaum genutzte "qualifizierte Signatur" noch zum Einsatz kommen. Doch auch andere europäische Signaturen müssen anerkannt werden.

Der Bankenfachverband rechnet deshalb damit, dass Trust-Center elektronische Signaturen für einmaligen Vertragsabschluss anbieten werden, die ohne ein Lesegerät auskommen und vermutlich auf einem PIN-TAN-Verfahren beruhen. Weil aber auch das immer noch aufwendig ist, wird eIDAS nur als Schritt in die richtige Richtung, nicht aber als die Lösung der Umsetzung eines digitalen Kreditvertrags bewertet. Red.

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