Postbank

Unvereinbare Positionen

Quelle: Postbank

Immer wieder hat der Postbank ihre Post-Vergangenheit in den letzten Jahren zu schaffen gemacht: Denn weil die "Postler" in hohem Maße gewerkschaftlich organisiert waren, ist auch Jahre nach der Umwandlung in ein privatrechtliches Unternehmen immer noch ein wesentlich höherer Anteil der Mitarbeiter Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, als dies bei anderen Banken der Fall ist. Dabei spielt auch die selbst von der Gewerkschaft selbst thematisierte Überalterung der Mitarbeiterschaft eine Rolle. Wenn Verdi zum Streik aufruft, ist dies deshalb in vielen Fällen gleichbedeutend mit der bundesweiten Schließung vieler Filialen.

Damit könnte es bald vorbei sein, steht doch die Postbank vor der Integration in die Deutsche Bank. Ob es dann für ihre Mitarbeiter künftig noch einen eigenen Tarifvertrag geben wird, hängt wohl davon ab, wie diese Integration im Detail aussehen wird. Gehen die Verdi-Mitglieder der Postbank in der Masse der Deutsche-Bank-Belegschaft auf, wird es vielleicht nicht mehr dazu reichen, bundesweit den Betrieb lahmzulegen.

Doch darum ging es bei den Streiks im September, bei denen rund 900 Filialen aufgrund von Betriebsversammlungen geschlossen blieben, nicht. Sondern die Gewerkschaft will in den Verhandlungen der seit April 2017 laufenden Tarifrunde für rund 18 000 Beschäftigte bei der Postbank, Postbank Filialvertrieb sowie der BHW-Gruppe und weiterer Tochterunternehmen (Betriebscenter für Banken, PB Service, PB Direkt, BHW KSG, PB Firmenkunden AG) vor allem eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Ende 2022 durchsetzen. Die Arbeitgeberseite will genau dies nicht und hat entsprechend lange Zeit gar kein Angebot vorgelegt. Inzwischen bietet sie Kündigungsschutz bis 2019, was der Gewerkschaft natürlich zu wenig ist.

Verständlich das Vorgehen beider Parteien: Natürlich legen die Mitarbeiter der Postbank Wert darauf, im Zuge der Integration in den Deutsche-Bank-Konzern zumindest einen vorübergehenden Kündigungsschutz zu genießen. Schließlich werden sich die durch die Integration angestrebten Einsparungen in Höhe von rund 900 Millionen Euro bis 2022 kaum ohne Stellenstreichungen, beispielsweise im IT-Bereich, erreichen lassen.

Eben deshalb hat die Arbeitgeberseite auch erst spät überhaupt ein Angebot unterbreitet - sowohl in Sachen Kündigungsschutz als auch für Gehaltserhöhungen. Das ist ebenso nachvollziehbar wie die Forderung der Gewerkschaftsseite, und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen geht es darum, die mit der Integration der Postbank in den Konzern angestrebte Kostensenkung nicht zu gefährden. Zum anderen will man es vermutlich auch vermeiden, innerhalb des Konzerns eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Mitarbeitern zu schaffen, indem die einen weitreichenden Kündigungsschutz genießen, die anderen nicht.

Die Positionen sind somit deutlich schwerer zu vereinbaren als üblich, wenn es primär ums Geld geht. Damit dürfte die Tarifrunde 2017 ebenso kompliziert werden wie die Koalitionsverhandlungen in Berlin. Kunden können somit damit rechnen, nicht zum letzten Mal vor verschlossenen Türen gestanden zu haben. Weil in den Filialen auch Postdienstleistungen angeboten werden, hat dies stets eine besondere Qualität beziehungsweise genießen die Aktionen besondere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Ob es langfristig bei dieser Zusammenarbeit mit der Deutschen Post bleiben wird, ist wohl auch noch nicht ausgemacht. Sollte diese fallen, dann wird es vielleicht künftig in den Deutsche-Bank-Filialen der Marke Postbank genauso leer sein wie in den Geschäftsstellen der Konkurrenz. Red.

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