Fintechs

Social Trading als Alternative zur traditionellen Kapitalanlage

Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Lehrstuhlinhaber Finanzdienstleistungen, Technische Universität Kaiserslautern

Social-Trading-Plattformen übertragen die Follow-Funktion aus den sozialen Netzwerken auf die Geldanlage. Damit eröffnen sie unerfahrenen Anlegern einen Zugang zu den Finanzmärkten und geben ihnen in der Community Orientierungshilfe. Das erläutern die Autoren am Beispiel dreier Social-Trading-Netzwerke. Die Tücke des Konzepts liegt vor allem in der Wahl der passenden Plattform. Denn oft verleitet deren Zuschnitt den Anleger zum Eingehen hoher Risiken oder eignet sich weniger zum langfristigen Vermögensaufbau. Red.

In den letzten Jahren ist es für viele Menschen selbstverständlich geworden, ihre persönliche Geldanlage über das Internet zu tätigen. Die fortschreitende Nutzung des Social Web macht es Anlegern besonders leicht, mit anderen Nutzern zu interagieren, sich untereinander auszutauschen sowie Produkte und Dienstleistungen zu bewerten. Es findet eine anhaltende Verlagerung der Beratungskompetenz ins Internet statt, das in Konkurrenz zum klassischen Bankberater und den professionellen Vermögensverwaltern tritt.

Seit einiger Zeit macht das Social Trading von sich reden, bei dem Privatanleger anderen Anlegern in einem sozialen Netzwerk folgen und deren Positionen kopieren. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern Social Trading eine Alternative zu traditionellen Anlagekonzepten darstellt. Primär soll dabei anhand real existierender Social-Trading-Plattformen aufgezeigt werden, welches Konzept hinter diesem Trend steckt, der es Privatanlegern erlaubt, am Kapitalmarktgeschehen zu partizipieren.

Das Internet ist mittlerweile weitaus mehr als nur ein Abrufmedium von Informationen. Neben dem orts- und zeitunabhängigen Zugang zu Informationen bietet das Social Web seinen Nutzern inzwischen auch eine Plattform zum interaktiven Austausch von Informationen jeglicher Art. Das Internet wird somit nicht nur passiv zum Informationsabruf verwendet, sondern bekommt eine aktive Komponente, indem die Nutzer sich fortwährend an der Erstellung der Inhalte beteiligen.1)

Das Prinzip des Social Web wird besonders durch Social Media 2) sichtbar. Wie man es bereits von den allgegenwärtigen sozialen Netzwerken kennt, in denen Bilder, Videos oder Texte miteinander geteilt werden, geht es im Social Web letztlich um das gemeinsame Erstellen, Bearbeiten und Austauschen von sogenannten User-Generated Contents (UGC). Soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook, stellen das Gerüst zur Verfügung, das von ihren Nutzern durch Beiträge, hochgeladene Fotos und Videos, Kommentare sowie die Profile der Nutzer selbst erst mit Inhalten gefüllt wird, die mit den anderen Nutzern jederzeit geteilt werden.

Social Trading überträgt Follow-Funktion auf die Geldanlage

Beim Thema Geldanlage ist das Internet wohl eines der wichtigsten Informationsmedien. Ob es um das Tagesgeldkonto mit dem besten Zinssatz, Börsennews oder den Austausch mit anderen Anlegern geht, das Internet liefert alle Informationen zur Geldanlage in Sekundenschnelle und verbindet Menschen mit gleichen Interessen und Bedürfnissen miteinander.3) So haben sich Social-Trading-Plattformen entwickelt, in denen nicht nur Informationen abgerufen, Wissen ausgetauscht, Kauf- und Verkaufsempfehlungen geteilt werden, sondern in denen Nutzer ihr gesamtes Portfolio offenlegen sowie ihre Trades zum "Teilen" bereitstellen.

Social-Trading-Plattformen folgen dem Prinzip der vollen Transparenz ihrer Trader und der lückenlosen Dokumentation des Track Record, damit die Anleger erfolgreiche Strategien ohne großen Aufwand identifizieren können. Innovativ am Social Trading ist die Follow-Funktion, wie sie namentlich aus den üblichen sozialen Netzwerken bekannt ist, die nicht nur das Anzeigen und Weiterverbreiten, sondern auch die Nachbildung des Inhalts entsprechend den Möglichkeiten des Abonnenten ermöglicht. Da die Handelssignale der Trader direkt veröffentlicht werden, können Anleger die Trades nicht nur sofort einsehen, sondern durch das Abonnieren automatisch ganze Portfolios sowie einzelne Kauf- und Verkaufsorders mit ihrem eigenen Vermögen in Echtzeit nachbilden. Social Trading bedeutet folglich die Verbindung eines Online-Brokers mit den Funktionen eines sozialen Netzwerkes.

Traderprofile helfen bei der Auswahl

Unter Social Trading sind somit Plattformen zu verstehen, auf denen Trader ihre Handelssignale veröffentlichen und anderen Anlegern erlauben, diese nachzubilden. Mittels der Follow-Funktion können Anleger auf Social-Trading-Plattformen die Strategien der Trader automatisch und in Echtzeit in ihr Portfolio übernehmen.

Bei der Zusammensetzung ihres Portfolios konzentrieren sich die Anleger nicht auf die Fundamental- oder die technischen Analysen, beobachten keine Märkte und Kursentwicklungen, sondern orientieren sich hauptsächlich an den Tradern und deren Strategien. Dabei erhalten sie je nach Plattformanbieter die Möglichkeit, gleichzeitig mehrere Trader zu abonnieren. Das Abonnement eines Traders kann der Anleger entweder manuell oder automatisch bei Erreichen eines vorher festgelegten Portfolio- beziehungsweise Depotwertes beenden. Die mit der Handelsstrategie des jeweiligen Traders verbundenen Positionen werden dann geschlossen.

Die Frage, wie ein Anleger einen Trader auswählen sollte, auf dessen Anlageentscheidung er vertraut, ist nicht leicht zu beantworten. An dieser Stelle kommt ein weiteres Element der sozialen Netzwerke ins Spiel: das Traderprofil. Um die Trader besser einschätzen zu können, stellen viele der Signalgeber sowohl sich als auch ihre Anlagephilosophie und -strategie in ihrem Profil leicht verständlich vor. Da die Profilbeschreibung viele nützliche Informationen für Anleger enthält, ist es beim Social Trading unerlässlich, sich mithilfe des Profils ein Bild des Traders zu machen.

Bei der Auswahl des richtigen Traders kann der Anleger auf typische Auswahlkriterien, wie beispielsweise die bisherige Performance sowie verschiedene Risikokennziffern, zurückgreifen, mit denen auf einen Blick ersichtlich wird, wie erfolgreich und wie riskant die jeweilige Handelsstrategie ist. Außerdem können Ranglisten unter anderem nach der Anzahl der Follower, der prozentual erfolgreichen Trades sowie der Performance in einem gewählten Zeitraum erstellt werden.

Zusätzlich spielt für die Nutzer eines Social-Trading-Netzwerkes die Kommunikation eine wichtige Rolle. Häufig ist es möglich, einzelne Trades, ganze Strategien und Zusammensetzungen von Portfolios zu kommentieren und zu bewerten. Zum einen können die Anleger dadurch von den Erfahrungen und dem Wissen der Trader beziehungsweise anderer Anleger profitieren und zum anderen die Entscheidungen dieser besser nachvollziehen.

Beim Social Trading gehen die meisten Plattformen sogenannte Contracts for Difference (CFD) mit ihren Nutzern ein.4) CFD sind Differenzgeschäfte, bei denen eine Ausgleichszahlung geleistet wird, deren Höhe von der Wertentwicklung des jeweiligen Basiswertes (zum Beispiel Aktie, Index) abhängig ist. Mithilfe von CFD können sowohl bei steigenden (Long-CFD) als auch bei fallenden (Short-CFD) Kursen Gewinne erzielt werden, der Anleger muss dafür bei der Öffnung der Position nur eine geringe Margin (zum Beispiel 25 Prozent des Werts der Basisposition) als Sicherheit hinterlegen. Dadurch besitzen CFD eine Hebelwirkung, aufgrund derer bereits mit einem geringen Kapitaleinsatz die Wertentwicklung einer großvolumigen Position nachgebildet werden kann.

Auf wenigen Plattformen werden die Basiswerte (zum Beispiel Aktien) tatsächlich gehandelt und real in das Depot der einzelnen Nutzer gebucht. Im Gegensatz zum CFD-basierten Social Trading werden derartige Depots nicht bei der Plattform selbst, sondern bei einem externen Wertpapierbroker geführt. Beendet der Anleger seine Mitgliedschaft bei der Plattform, besteht das Depot weiter, während CFD an die Plattform als Kontrahenten gebunden sind.

Bedingungen für die Anleger

Die Inanspruchnahme der vorgestellten Dienstleistungen einer Social-Trading-Plattform ist für die Anleger allerdings an einige Bedingungen geknüpft.

- Zum einen sehen die Plattformen eine gewisse Mindesteinzahlung vor, die ein Anleger zur Eröffnung seines Kontos zu leisten hat.

- Zum anderen wird der Anleger damit konfrontiert, dass ein Anteil seines auf der Plattform erwirtschafteten Gewinns oftmals durch die Betreiber einbehalten wird und gleichzeitig diverse Gebühren fällig werden.

Die vereinnahmten Geldbeträge fließen wiederum zum Teil an die Trader der Plattform weiter, denn der Erfolg der Social- Trading-Plattformen hängt stark von der Performance ihrer Trader ab. Auf der einen Seite sind die Plattformen daher gezwungen, ihren Tradern eine attraktive Vergütung zu bieten, um talentierte und erfahrene Trader anzulocken. Auf der anderen Seite muss die Vergütung das Auftreten von sogenannten Scharlatanen verhindern.5) Je nach Plattform kann die Art der Vergütung performanceabhängig oder sogar monatlich fix gestaltet sein. Wie im Einzelnen die Erstellung eines Portfolios auf ausgewählten Plattformen funktioniert, welche Kosten für Anleger anfallen und wie Trader für das zur Verfügungstellen ihrer Handelssignale vergütet werden, wird im nächsten Abschnitt für drei bedeutende Social-Trading-Netzwerke dargestellt.

Beispiel eToro

eToro6) ist mit fünf Millionen Nutzern7) in 170 Ländern das nach eigenen Angaben größte Social-Trading-Netzwerk der Welt. eToro wurde im Jahr 2006 als reiner Online-Forex-Trading-Dienst8) gegründet, es hat seinen Firmensitz in Limassol, Zypern. Die Social-Trading-Plattform wird von der eToro Ltd. beziehungsweise ihren Tochterfirmen eToro (Europe) Ltd. und eToro (UK) Ltd. betrieben.

Die Plattform bietet ihren Nutzern an, erfolgreiche Trader zu beobachten und eigene Trades durchzuführen. Insbesondere ist es möglich, Strategien erfolgreicher Trader im eigenen Portfolio zu kopieren. Die Anleger können dabei bis zu 100 Trader gleichzeitig abonnieren. Möchte der Anleger, dass das Kopieren der Trader automatisch beendet wird, kann er einen bestimmten Prozentsatz festlegen, um den sich sein Depotwert maximal verändern darf. Macht der Anleger selbst keinen Gebrauch von dieser Option, legt eToro das Limit automatisch auf 40 Prozent fest.

Für eine Geldanlage fordert eToro eine Mindesteinzahlung in Höhe von 100 Euro. Da ausschließlich CFD gehandelt werden, können bereits mit diesem geringen Mindesteinzahlungsbetrag theoretisch Portfolios mehrerer Trader kopiert werden. Dazu sind geringe Marginhöhen zu wählen, sodass eine große Hebelwirkung erreicht wird. Die CFD-Position vollzieht dann die absolute Kursentwicklung des kopierten Portfolios nach. Bei einer positiven Wertentwicklung ergeben sich hohe Renditen, während bei geringen negativen Entwicklungen der nachgebildeten Position bereits der Totalverlust des eingesetzten Geldes droht.

Bei eToro werden beim Schließen einer Position sogenannte Spreads als Gebühren vereinnahmt. Als Spread wird ein prozentualer Kurszu- beziehungsweise -abschlag bezeichnet. Bei einer Long-Position wird der Kurs um den Spread verringert, bei einer Short-Position entsprechend erhöht. Die Plattform erzielt durch diese Kursanpassung einen Wertvorteil. Bei Aktien beträgt dieser Spread aktuell zum Beispiel 0,24 Prozent, eToro behält es sich jedoch vor, den Spread jederzeit an die Marktbedingungen anzupassen. Neben den Spreads fallen Finanzierungskosten an, wenn eine CFD-Position über Nacht offen bleibt. Zur Berechnung der Finanzierungskosten wird die Differenz zwischen dem Preis des Basiswertes und der geleisteten Marginzahlung mit dem Finanzierungszinssatz multipliziert (etwa zwei Prozent pro Jahr bei einer Long-Position). Die Finanzierungskosten fallen somit höher aus, wenn ein geringer Marginsatz gewählt wird.

Die Vergütung eines Traders bei eToro ist von seiner Erfahrungsstufe abhängig, in die eingruppiert wird. eToro kategorisiert seine Trader in vier Erfahrungsstufen. Entscheidend für die Einstufung sind neben der Performance des Traders auch seine aktive Zeit auf der Plattform sowie die Anzahl der getätigten Trades. Dabei befinden sich auf der höchsten (vierten) Stufe lediglich zehn der über 192 000 Trader der Plattform.9)

In der ersten Erfahrungsstufe werden lediglich die von einem Trader selbst als Nutzer zu leistenden Spreads um 20 Prozent reduziert. In der zweiten und dritten Stufe reduziert sich der Spread weiter und es wird zusätzlich ein fixer Betrag von 500 beziehungsweise 1 000 US-Dollar ausgezahlt. Tradern der höchsten Erfahrungsstufe werden die Spreads vollständig erlassen und sie erhalten zusätzlich zum fixen Betrag von 1 000 US-Dollar pro Monat einen Bonus in Höhe von zwei Prozent des Betrags, den Follower in ihre Strategie investiert haben.

Beispiel Ayondo

Die im Jahr 2009 gegründete Ayondo10) GmbH ist Deutschlands führender Anbieter des Social Tradings. Firmensitz ist Frankfurt am Main. Ayondo verfügt über 210 000 Nutzer aus 195 verschiedenen Ländern. Auf der Startseite zeigt die Plattform die täglich aktualisierte Anzahl an Real-Money-Transaktionen, die über die Plattform getätigt wurden, an. Per 8. März 2017 waren dies 78008508.

Jeder Anleger, der die Plattform nutzt, muss eine Mindesteinzahlung in Höhe von 1 000 Euro auf sein Konto leisten und kann damit bis zu fünf Trader kopieren. Dabei können die Trader ausgetauscht oder ganz aus dem eigenen Portfolio entfernt werden. Mittels der Funktion "Loss-Protection" kann ein Mindestwert festgelegt werden, bei dessen Unterschreitung die Verbindungen zu allen Tradern gekappt werden. Des Weiteren hat der Anleger die Möglichkeit, die Kontrolle über einzelne Positionen zu übernehmen, indem vom Signalgeber geöffnete Positionen manuell geschlossen werden.

Auch Ayondo gehört zu den Social-Trading-Plattformen, die ausschließlich CFD anbieten und keine Wertpapierdepots führen. Die Anleger können einen Marginsatz von 100 Prozent, das heißt den gesamten Preis des Basiswertes, hinterlegen, sodass auch bei Übernachtpositionen keine Finanzierungskosten anfallen. Jedoch ist auch die Wahl einer geringeren Marginleistung möglich, mit der einerseits die Position gehebelt wird und andererseits Finanzierungskosten entstehen.

Das Kostenmodell ist mit dem von eToro vergleichbar. Ayondo vereinnahmt beim Öffnen und Schließen einer Position Spreads, die zum Beispiel bei CFD auf Aktien jeweils 0,12 Prozent betragen. Zusätzlich fallen auch bei Ayondo Finanzierungskosten an, wenn eine Übernachtposition besteht und der Marginsatz unter 100 Prozent liegt.

Vergleichbar zu eToro werden Trader in Karrierestufen eingeordnet und davon abhängig vergütet. Die Vergütung richtet sich nach den Gewinnen, die die Follower eines Traders erzielt haben. Der Trader partizipiert prozentual an den Gewinnen der Follower, die Partizipationsrate nimmt mit steigendem Karrierelevel zu. In der untersten Karrierestufe liegt der Wert bei zwei Prozent, während in der fünften und letzten Stufe zwölf Prozent der Gewinne an den Trader ausgezahlt werden.

Beispiel United Signals

Die United Signals GmbH 11) mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 2011 gegründet. United Signals bietet ebenfalls die Kopierfunktion an, um Anlegern, die wenig Zeit und Börsenwissen mitbringen, eine vereinfachte Geldanlage zu ermöglichen.

Die Trader der Plattform werden Strategieanbieter genannt und müssen einen 100-tägigen Zertifizierungsprozess durchlaufen, bevor Anleger in ihre Strategie investieren können. Unter den Strategieanbietern befinden sich fast ausschließlich professionelle Vermögensverwalter, wie ehemalige Investmentbanker oder Fondsmanager. Nach Recherchen der Autoren stehen auf United Signals gerade einmal 25 Strategieanbieter zur Verfügung, die in die Kategorien "dynamisch", "ausgewogen" und "konservativ" eingeteilt werden. Aus diesen kann der Anleger in bis zu vier gleichzeitig investieren.

Trennt der Anleger seine Verbindung zum Signalgeber, werden die offenen Positionen automatisch geschlossen. United Signals bietet ein zu eToro oder Ayondo ähnliches Kontrollsystem an, um hohe Verluste zu vermeiden. So deaktiviert es vollautomatisch Abonnements, sobald das Depot einen gewissen Prozentsatz an Wert verloren hat. Im Gegensatz zu den beiden zuvor vorgestellten Plattformen werden bei United Signals die Anlagestrategien auf den Depots der Anleger real umgesetzt. Dazu kooperiert United Signals mit Partnerbrokern (zum Beispiel Saxo Bank AG), bei denen die Anleger ein Depot eröffnen müssen. Solange ein Anleger einer Strategie folgt, wird diese auf seinem Depot nachgebildet. Bei United Signals legt darüber hinaus jeder Strategieanbieter den Mindestanlagebetrag für seine Strategie fest, die Spanne reicht dabei von 2 000 Euro bis zu 100 000 Euro. Es wird somit ein höherer Anlagebetrag als bei eToro oder Ayondo benötigt, selbst wenn ein Anleger nur eine Strategie nachbilden möchte.

Da auf der Plattform von United Signals keine Trades stattfinden, liegt auch ein anderes Gebührenmodell vor. United Signals wird nach der sogenannten High-Watermark-Methode am Erfolg der Anleger beteiligt. Dabei wird der Depotwert am Ende eines Monats ermittelt und untersucht, ob ein neuer Depothöchstwert vorliegt. Bei einem neuen Depothöchstwert per Monatsende erhält United Signals 20 Prozent der Differenz zwischen dem aktuellen und dem letzten Depothöchstwert. Die so berechnete Gewinnbeteiligung wird von United Signals jedoch nicht vollständig vereinnahmt. Vielmehr werden drei Viertel der Gewinnbeteiligung an die Strategieanbieter ausgeschüttet, nur das restliche Viertel verbleibt bei United Signals.

Neben der Gewinnbeteiligung fallen für die Anleger gegegenenfalls noch weitere Gebühren beim Partnerbroker an (zum Beispiel Depotgebühren oder Transaktionskosten).

Einfacher Zugang für unerfahrene Anleger

Die Intention des Social Tradings ist es, die Partizipation am Netzwerk und Trading selbst so intuitiv wie möglich zu gestalten. Gerade unerfahrene Anleger erhalten durch das Social Trading einen einfachen Zugang zu den Finanzmärkten und finden in der Community des Netzwerks eine erste Orientierungshilfe. Die Social-Trading-Netzwerke machen ihm dies möglich, indem alle Transaktionen sowie die Wertentwicklung lückenlos dokumentiert werden und einsehbar sind.

Damit kommen Social-Trading-Plattformen dem Bedürfnis der Anleger nach selbstbestimmter und vor allem transparenter Geldanlage nach. Unerfahrene Anleger profitieren in erheblichem Maße von dem Wissen und Können der Social Trader. Nicht nur partizipieren sie an deren Gewinnen - und auch an deren Verlusten -, vielmehr lernen sie mittels sozialer Interaktion die Strategien und die Beweggründe des kopierten Traders besser kennen.

Neben dieser Transparenz gibt dem Anleger das einfache Entfolgen von Tradern die Möglichkeit, sofort auf unliebsame Transaktionen zu reagieren. Außerdem bieten Social-Trading-Plattformen Kontrollsysteme an, die ein automatisches Abkoppeln vom Trader bewirken, sobald ein bestimmter Depotwert erreicht ist oder dieser unter eine festgelegte Grenze sinkt.

In der Auswahl der richtigen Plattform liegt die Tücke

Bei der Ausgestaltung des Social Tradings auf den einzelnen Plattformen zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede. Die meisten Anbieter handeln mit ihren Mitgliedern lediglich CFD, die einen spekulativen Charakter aufweisen. Gerade unerfahrene Anleger mit wenig Kapital können dadurch zum Eingehen von hohen Risiken verleitet werden, falls sie die Hebelwirkung der CFD stark ausnutzen.

Da bei CFD-Positionen Übernacht-Finanzierungskosten anfallen, werden Anleger zudem zu einer kurzfristigen Haltedauer motiviert. Es ist somit fraglich, ob CFD-basierte Social-Trading-Plattformen für einen längerfristigen Vermögensaufbau geeignet sind.

Daneben existieren jedoch auch Social-Trading-Plattformen, bei denen mit Wertpapieren reale Depots bei Partnerbrokern aufgebaut werden. Der zur Umsetzung der Strategien benötigte Mindestanlagebetrag ist dabei erheblich höher, als bei den Plattformen mit CFD-Einsatz. Das Depot ist unabhängig von der Social-Trading-Plattform und besteht auch nach einer Kündigung der Mitgliedschaft des Anlegers weiter. Darüber hinaus ist der Anlagehorizont gegenüber einem CFD-Einsatz deutlich langfristiger.

Die Auswahl einer Social-Trading-Plattform, die zur zeitlichen Ausrichtung und dem verfügbaren Anlagebetrag passt, ist somit sorgfältig vorzunehmen. Nicht außer Acht zu lassen ist außerdem, dass sowohl die Betreiber der Social-Trading-Plattformen als auch ihre Trader für ihre Dienstleistung eine Vergütung erhalten.

Literatur

Doering, P./Neumann, S./Paul, S. (Social Trading Networks, 2015): A Primer on Social Trading Networks - Institutional Aspects and Empirietwal Evidence, Mai 2015, http://www.efmaefm.org/0EFMAMEETINGS/EFMAProzent20ANNUALProzent20MEETINGS/2015-Amsterdam/papers/EFMA 2015_0306_fullpaper.pdf, Abfrage: 28.07.2016.

FCA (Copy Trading, 2015): Copy trading, Mai 2015, https://www.fetwa.org.uk/firms/copy-trading, Abfrage: 01.09.2016.

Griesbaum, J. (Social Web, 2013): Social Web, in Kuhlen, R./Semar, W./Strauch, D. (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, Berlin 2013, S. 562-574.

Kietzmann, J. H./Hermkens, K./McCarthy, I. P. et al. (Social Media, 2011): Social media? Get serious! Understanding the functional building blocks of social media, in: Business Horizons, Vol 54 (2011), S. 241-251.

SEC (Form 13F, 2015): Form 13F-Reports Filed by Institutional Investment Managers, Februar 2015, https://www.sec.gov/answers/form13f.htm, Abfrage: 12.09.2016.

Fußnoten

1) Vgl. Kietzmann, J. H./Hermkens, K./McCarthy, I. P. et al. (Social Media, 2011), S. 241-251.

2) Social Media, zu Deutsch soziale Medien, bezeichnet die Gesamtheit der im Social Web verfügbaren Medien.

3) Vgl. Griesbaum, J. (Social Web, 2013), S. 562-574.

4) Vgl. Doering, P./Neumann, S./Paul, S. (Social Trading Networks, 2015), S. 6.

5) Vgl. Doering, P./Neumann, S./Paul, S. (Social Trading Networks, 2015), S. 6.

6) Die Informationen zu eToro basieren auf Daten ihrer Homepage https://www.etoro.com/.

7) Selbst auf https://www.etoro.com/ finden sich zu den Nutzerzahlen widersprüchliche Angaben. Sie bewegen sich zwischen drei und fünf Millionen.

8) Forex steht für Foreign exchange market, zu Deutsch dem Devisenmarkt.

9) Eigene Suche auf eToro Discover People https://www.etoro.com/discover/people, am 16.09.2016.

10) Die Informationen zu ayondo basieren auf Daten ihrer Homepage https://social.ayondo.com.

11) Die Informationen zu United Signals basieren auf Daten ihrer Homepage https://www.united-signals.com/.

Zu den Autoren Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Lehrstuhlinhaber Finanzdienstleistungen und Finanzmanagement, Jana Schwahn, Jochen Schneider, Wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl, Patrick Göring, Student, alle Technische Universität Kaiserslautern
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