Besondere Genossen

Swantje Benkelberg

sb - Schon von ihrer Gründungsgeschichte her sind sich Sparda-Banken und PSD-Banken ähnlich: Beide haben ihren Ursprung in Selbsthilfereinrichtungen für bestimmte Beamtengruppen (Eisenbahner im Falle der Spardas, Postler bei den PSD-Banken). Als solche sind sie traditionell auf das reine Privatkundengeschäft konzentriert. Und beide genossenschaftlichen Gruppen praktizierten schon das Direktbankgeschäft, als es noch gar keine "Direktbanken" gab. Sie kombinieren jedoch den Direktbankansatz mit persönlicher Beratung, wenngleich sich die Spardas seit den achtziger Jahren viel stärker filialisiert haben als die PSD-Banken, die überwiegend mit nur wenigen Niederlassungen auskommen.

Bis vor Kurzem boten vor allem die ehemaligen Eisenbahnerbanken ein bemerkenswertes Bild der Geschlossenheit, während die PSD-Banken sich nicht nur in Fragen der vertrieblichen Aufstellung deutlich stärker unterschieden. Als Beispiel sei die gemeinsame Markenkommunikation genannt, die die Sparda-Banken betreiben, während sich die PSD-Banken schon lange nicht mehr darauf einigen konnten. Doch dieses Bild scheint sich derzeit umzukehren: Die Sparda-Banken driften stärker auseinander, während die PSD-Banken enger zusammenrücken. So haben einige Spardas das bedingungslose, gebührenfreie Girokonto, jahrelang das Zugpferd der Gruppe, aufgegeben und damit eine Modifikation der bundesweiten Kampagne erforderlich gemacht. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg hat den Startschuss dafür gegeben, dass sich die Institute online gegenseitig Konkurrenz machen. Und die Mitteilung über die Verabschiedung einer gemeinsamen IT-Strategie für die digitale Welt wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt, so wenig Konkretes gibt es zu vermelden. Das gilt umso mehr, als nach der Sparda-Bank Berlin nun offenbar ein weiteres großes Institut der Gruppe kurz davor steht, dem eigenen Rechenzentrum (der Sparda Datenverarbeitung) den Rücken zu kehren und eine dritte Bank zumindest den Wechsel prüft. Dass der Verband der Sparda-Banken derzeit mit angezogener Handbremse fährt, weil sich der Vorstandsvorsitzende Joachim Wuermeling im letzten Jahr in Richtung Bundesbankvorstand verabschiedet hat und sein Nachfolger, Florian Rentsch erst am 1. Juli sein Amt angetreten hat, macht die Lage sicher nicht einfacher. Dem ehe maligen Politiker kommt jetzt eine Doppelrolle zu: Lobbyarbeit mit einem zweifellos guten Draht in die Politik einerseits und das Zusammenhalten der Gruppe andererseits.

Die PSD-Banken dagegen scheinen die Zeit der Unruhe erst einmal hinter sich zu haben. Die PSD-Bank Niederbayern-Oberpfalz hatte den Verband 2015 verlassen, weil sie bundesweit agieren wollte und sich dabei vom Verband behindert fühlte. Diese Thematik wird mit der Umfirmierung der Bank, mit dem sie die Marke "PSD" ganz aus ihrem Auftritt tilgen wird, auch markenrechtlich erledigt sein. Die übrigen 14 Institute sind sich einig, sich auch online auf die eigene Region beschränken zu wollen, um einander nicht gegenseitig zu kannibalisieren. Es gibt bilaterale Kooperationen. Statt einer gemeinsamen Werbung setzt man auf gemeinsame Social-Media-Aktivitäten. Und die strittige Rechenzentrumsfrage stellt sich erst gar nicht. Schließlich waren die PSD-Banken vor sieben Jahren mehr oder weniger aus der Sparda Datenverarbeitung herauskomplimentiert worden. In der Fiducia & GAD IT arbeiten sie in einem Arbeitskreis mit den anderen "besonderen" Genossenschaftsbanken wie Apobank oder den Kirchenbanken zusammen, um die besonderen Interessen der weniger filialbasierten Institute zu bündeln. Das scheint zu klappen. Und als im vergangenen Jahr der Posten des Vorstandsvorsitzenden des Verbands neu zu besetzen war, hat man sich mit Dieter Jurgeit erneut nicht für einen Politiker, sondern für einen Praktiker entschieden, der aus eigenem Erleben weiß, wo die Banken der Schuh drückt (siehe Interview auf Seite 20). An eben diesen Stellen, beispielsweise im Bereich des Meldewesens, ist der kleine Verband dabei, praxistaugliche Lösungen anzubieten. Lobbyarbeit kann das natürlich nicht ersetzen. Aber Lobbyarbeit ist eben nicht alles.

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