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Dynamic Currency Conversion

Kreditkarten sind seit den fünfziger Jahren und Debitkarten seit den achtziger Jahren grenzüberschreitende Zahlungsmittel. Die Zahlung erfolgte jeweils in der Landeswährung. Das hatte zur Folge, dass der Kartenakzeptant den Zahlungsbetrag von seinem Acquirer in seiner Währung abgerechnet erhielt. Und der Karteninhaber hatte den Zahlungsbetrag dem Issuer umgerechnet in seiner Währung zu begleichen. Die Umrechnung durch den Issuer wurde auf Basis der vom jeweiligen Zahlungssystem im Zuge von Clearing und Settlement erhaltenen Daten vorgenommen.

Bis zur Einführung des Euro wurden sämtliche Auslandsumsätze, je nach Land und Bank unterschiedlich umgerechnet und bepreist. Nach der Einführung des Euro ging in Europa die Zahl der umzurechnenden Fremdwährungstransaktionen (relativ) zurück, da immer mehr Länder - ab 1. Januar 2015 werden es 19 sein - auf den Euro umgestiegen sind. Diese Euro-Transaktionen im Ausland sind gemäß der EU-Verordnung 2560/2001 wie Euro-Transaktionen im Inland abzurechnen. Die Umrechnung von Nicht-Euro-Währungen erfolgt aber immer noch in der dargestellten Form - sofern es sich nicht um DCC-Transaktionen handelt.

Gegen Ende der neunziger Jahre tauchte am Markt eine neue Art der Umrechnung von Fremdwährungen auf: Dynamic Currency Conversion (DCC), auch Cardholder Preferred Currency (CPC) genannt. Das ist ein Verfahren, das Acquirer ihren Akzeptanten und die Akzeptanten ihren Kunden am PoS anbieten. Diese können nun am PoS-Terminal entscheiden, ob sie den Rechnungsbetrag in der jeweiligen Landeswährung (merchant's currency) oder aber in der umgerechneten Heimatwährung (cardholder's home currency) bezahlen wollen. Entscheiden sich die Kunden für eine DCC-Transaktion und damit für die Zahlung in ihrer Heimatwährung, wird dieser Betrag ihrem Konto angelastet. Entscheiden sich die Kunden für die jeweilige Landeswährung, erscheint der genau zu zahlende Betrag in der Heimatwährung später erst mit Rechnungslegung auf dem Konto.

Die beiden großen weltweiten Zahlungssysteme, welche für die meisten grenzüberschreitenden Transaktionen stehen, haben DCC-Transaktionen bei Beachtung der entsprechenden Regeln zugelassen. Diese beinhalten unter anderem das Verbot, für ausländische Karteninhaber nur die Zahlung in deren Heimatwährung anzubieten, die verpflichtende Anzeige des zu zahlenden Betrags in der Landeswährung und in der Heimatwährung sowie des Umrechnungskurses und die Information des Karteninhabers, dass er die Wahl hat, sich für die Fremdwährung oder die Heimatwährung zu entscheiden.

Für den Karteninhaber in der Regel ungünstiger

Der Vorteil für den Kunden bei einer DCC-Transaktion ist, dass er zum Zeitpunkt seiner Entscheidung am PoS im Ausland genau weiß, welcher Betrag ihn die Ware oder die Dienstleistung in seiner Heimatwährung kostet. Ob dieser Betrag für ihn jedoch günstiger ist, weiß er allerdings nicht. Erst wenn der Karteninhaber seine Kartenabrechnung bekommt und den Umrechnungskurs der DCC-Transaktion mit dem seines Issuers für Transaktionen am gleichen Tag in Fremdwährung vergleicht, weiß er, ob die DCC-Transaktion für ihn vorteilhaft oder unvorteilhaft war. Nach den Erfahrungen Vielreisender, die sich in zahlreichen Blogs finden, ist die Währungsumrechnung bei einer DCC-Transaktion für die Karteninhaber generell ungünstiger als die durch die kartenausgebende Bank. Dazu kommt, dass der Issuer diese Auslandstransaktionen wie Fremdwährungstransaktionen bepreist. Dann ist es für den Karteninhaber doppelt schlecht gelaufen:

schlechterer Umrechnungskurs im Ausland verbunden mit Pseudo-Fremdwährungsvergebührung im Heimatland.

Für den Akzeptanten und den Acquirer sind die Vorteile allerdings evident. Der Umrechnungskurs wird vom Acquirer fixiert, der auch die Währungsspanne lukriert. Einen Teil dieser Währungsspanne gibt der Acquirer zur Motivation der Akzeptanten in der Regel an diese weiter. Dies geschieht meist durch eine Reduktion des zu zahlenden Entgelts für die jeweilige Transaktion.

Die Vorteilhaftigkeit für Akzeptanten und Acquirer steigt, je höher der Anteil an Kunden mit Karten, die in fremder Währung abgerechnet werden. So ist in Europa DCC in einem Euro-Land, das vorwiegend von Touristen und Geschäftsleuten aus anderen Euro-Ländern besucht wird, weniger attraktiv als für Acquirer und Akzeptanten in einem Nicht-Euro-Land, das vorwiegend von Besuchern aus Euro-Ländern und anderen Fremdwährungsländern aufgesucht wird.

DCC-Transaktionen sind auch an Geldausgabeautomaten möglich. Die Konsequenzen für Karteninhaber und die Vorteile für GAA-Betreiber sind die gleichen wie bei PoS-Transaktionen.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien, ewald.judt[at]wu.ac[dot]at; Walter Bödenauer ist Prokurist der PayLife Bank, Wien, walter.boedenauer[at]paylife[dot]at.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
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