Debitkarte

Jubiläum mit Schatten: 50 Jahre Scheckkarte

Am 15. Januar dieses Jahres feierte die Bankenbranche ein Jubiläum, dessen Jubilar längst "verstorben" ist: nämlich die Ausgabe der ersten Scheckkarten vor 50 Jahren. Im selben Jahr begann die europäische Kreditwirtschaft mit der Einführung des eurocheque-Systems. Allerdings dauerte es noch bis 1972, bis die erste eurocheque-Karte 1972 ausgegeben wurde. Deren "Gedenkfeier" wird somit im Jahr 2022 fällig, und auch in diesem Fall ist der Jubilar längst nicht mehr existent.

Einer Erinnerung wert sind beide Eckpunkte in der Entwicklung des Zahlungsverkehrs gleichwohl, handelt es sich doch um Meilensteine, die die Grundlagen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und letztlich der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs in Europa gelegt haben. Schließlich ist die eurocheque-Karte Vorläufer nicht nur der Girocard, sondern auch anderer Debitsysteme in Europa.

Der Weg dazu war freilich lang. Die ursprüngliche Garantiekarte ohne eigene Bezahlfunktion wurde 1979 um eine erste Debit-Funktion erweitert: Fortan konnten Kunden mit ihr an Geldautomaten der Banken und Sparkassen Bargeld beziehen. Das deutsche Geldautomatensystem war geboren. Das Bezahlen direkt mit der Karte und PIN im Handel folgte erst 1990. Seit 2011 werden alle Transaktionen im Girocard-System ausschließlich über den EMV-Chip abgewickelt.

Das Jubiläum "50 Jahre Scheckkarte" gibt aber auch Anlass, an eine Entwicklung im europäischen Zahlungsverkehr zu erinnern, die nicht von allen Marktbeobachtern uneingeschränkt positiv bewertet wird. Denn das eurocheque-System war zwar Grundstein für einen europäischen bargeldlosen Zahlungsverkehr. Es steht aber - über den Verkauf der Marke an Mastercard - gleichzeitig auch für den Abschied der Europäer von der Hoheit über einen wichtigen Teil desselben. Natürlich ermöglicht das Co-Badging mit der internationalen Marke Maestro auch nationalen Debitsystem wie der Girocard die internationale Einsetzbarkeit der Karte. Gleichzeitig haben die Europäer ihren Einfluss auf die Entwicklung des Schemes aufgegeben.

Die Deutsche Kreditwirtschaft hat im Januar 2018 indessen auch einen Jahrestag gefeiert, der zwar nicht mit einer großen Jahreszahl punkten kann, dessen Jubilar sich dafür jedoch bester Gesundheit erfreut: das kontaktlose Bezahlen per Girocard. Vor einem Jahr hat das erste Terminal die deutschlandweite Zulassung für das kontaktlose Bezahlen erhalten. Inzwischen sind rund 35 Millionen Girocards mit der Kontaktlosfunktion ausgestattet. Rund 385 000 Terminals können damit im Handel Zahlungen nur durch Vorhalten abwickeln.

Und: Keine andere Funktion auf der Girocard haben die Kunden je zuvor so schnell angenommen wie das kontaktlose Bezahlen. 2017 stieg unter allen Inhabern einer Girocard kontaktlos der Anteil derer, die die Funktion bereits genutzt haben, von 38 Prozent im Februar auf 47 Prozent im Oktober, so verschiedene GfK-Umfragen im Auftrag von Euro Kartensysteme unter jeweils rund 1 200 Personen zwischen 16 und 69 Jahren. In diesem Jahr wandert die Girocard erstmals ins Smartphone. Mit einer ähnlich rasanten Entwicklung der die Akzeptanz seitens der Kunden ist hier aber vermutlich eher nicht zur rechnen. Red.

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