Fintechs

Revolut: Mastercard mit Tücken

Das Mobile-Payment-System Kesh wird Ende November eingestellt. Und N26 hat das ursprünglich rein auf den Zahlungsverkehr ausgerichtete Geschäftsmodell längst erweitert und setzt jetzt stark auf die Vermittlung von Finanzprodukten. Dennoch scheint der Zahlungsverkehr weiterhin für Fintechs interessant zu sein. Das zeigt der am 27. September erfolgte Marktstart des 2005 gegründeten Fintech-Unternehmens Revolut in Deutschland, das in Europa mittlerweile 850 000 Kunden zählt.

Das Konzept klingt ganz wie das, womit N26 ursprünglich gestartet war: Kostenloses Girokonto mit eigener IBAN, das in weniger als 3 Minuten direkt am Smartphone eröffnet und komplett per App verwaltet werden kann; mehr als 25 Währungen zum echten Wechselkurs halten und international gebührenfrei Geld senden sowie empfangen; in 120 Währungen mittels Gratis-Mastercard bezahlen und weltweit gebührenfrei an Geldautomaten Bargeld abheben. Damit will Revolut Verbrauchern eine echte kostenlose Alternative zu ihrer aktuellen Bankverbindung bieten, mit der sie sich unnötige Kosten beim weltweiten Bargeldbezug sowie Geldtransfer- und Auslandseinsatzgebühren sparen können.

Kosten gibt es gleichwohl - und die werden auch auf der deutschsprachigen Seite nicht in Euro, sondern in britischen Pfund angegeben. Neben dem Gratisangebot wird auch eine bepreiste Premiumversion für 6,99 britische Pfund im Monat angeboten, die unter anderem eine Auslandsreisekrankenversicherung beinhaltet, insgesamt aber nur für vergleichsweise wenige Kunden attraktiv sein dürfte. Hier können die herkömmlichen Kontomodelle vieler Banken und Sparkassen mühelos mithalten.

Denn auch bei der bepreisten Variante gibt es einen Maximalbetrag von 400 britischen Pfund für die Bargeldversorgung (in der Gratisversion sind es gerade einmal 200 britische Pfund). Welche Kosten anfallen, wenn diese Obergrenze überschritten wird, ist nicht ersichtlich, ebenso wenig wie die Information über den aktuellen Zinssatz bei Inanspruchnahme des Kreditrahmens. Diese Intransparenz dürfte zu Recht bald die Verbraucherschützer auf den Plan rufen.

Das gilt vermutlich auch für die Tatsache, dass die "rechtlichen Vereinbarungen" wie Allgemeine Geschäftsbedingungen oder Nutzungsbedingungen für Karteninhaber allein in englischer Sprache vorliegen. Auf Deutsch gibt es nur die Navigationsleiste.

Gut möglich, dass das Unternehmen an den genannten Stellen noch nachbessern wird und die Mängel dem Wunsch nach einem schnellen Markteintritt geschuldet ist. Der Gesamteindruck wird dadurch aber doch beeinträchtigt. Nutzerfreundlichkeit, wie sie sich das Fintech auf die Fahnen schreibt, sieht anders aus. Wer Banken vorwirft, mit "hohen und intransparenten Gebühren" Party gefeiert zu haben, wie Country Manager Claudio Wilhelmer in der Pressemitteilung zum Marktstart zitiert wird, der sollte in Sachen Transparenz nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen. Red.

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