Handel

Zu sicher?

Lange haben Kreditwirtschaft, Handel und Dienstleister daran gearbeitet, das bargeldlose Bezahlen am stationären PoS einfacher und vor allem schneller zu machen, um so die Akzeptanz zu steigern. Doch das Fortschreiten der Digitalisierung und des elektronischen Handels - ohnehin schon eine Herausforderung für den Handel vor Ort - droht dies jetzt zunichte zu machen. Das befürchtet der Handelsverband Deutschland - HDE e.V., Berlin.

Grund dafür sind die Entwürfe sogenannter technischer Standards für unbare Zahlungsvorgänge, die derzeit von der europäischen Bankenaufsicht EBA entwickelt werden und eine sogenannte Zwei-Wege-Authentifizierung erfordern. Sie zielen zwar in erster Linie auf den elektronischen Handel. Doch HDE sowie auch die Kartenindustrie befürchten auch Einschränkungen von Kartenzahlungen im Handel, vor allem bei kontaktlosen Transaktionen mit Karten und erst recht mit dem Smartphone. Die Forderung nach einer generellen Ausnahme nach elektronischen Transaktionen vor Ort bleibt deshalb bestehen.

Ganz aussichtslost ist dies angesichts des enormen Widerstands offenbar nicht. Der Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums zum "Gesetzes zur Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Vorschriften der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (Zahlungsdiensteumsetzungsgesetz - ZDUG)" vom 16. Dezember sieht unter § 56 zumindest vor, dass das Bundesfinanzministerium durch Rechtsverordnung "nähere Bestimmungen über die Erfordernisse und Verfahren zur starken Kundenauthentifizierung einschließlich etwaiger Ausnahmen" erlassen kann.

Wie immer das letztlich ausgehen wird: Händler mit einem Ladengeschäft müssen sich über die EBA-Pläne weitaus weniger Gedanken machen als ihre Online-Kollegen. Im schlimmsten Fall droht ihnen (gerade im ohnehin bargeldaffinen Deutschland) eine Zunahme der Barzahlungen, falls den Kunden das elektronische Zahlen zu kompliziert werden sollte. Und wenn Konzepte à la "Amazon go" durch die neuen Vorgaben ausgebremst werden, gibt es für den klassischen Präsenzhandel eine Bedrohung weniger.

Im Online-Handel sieht das ganz anders aus. Hier müssen sich alle Beteiligten, also Handel, Paymentbranche und Kunden, trotz der Änderungen an den Plänen, die es vielleicht noch geben wird, wohl darauf einstellen, dass das Bezahlen aufwendiger und weniger komfortabel wird, sofern man nicht gerade unter der mit zehn Euro niedrig angesetzten Bagatellgrenze bleibt. Das wird den E-Commerce nicht abwürgen, aber das rasante Wachstum vielleicht ein wenig bremsen, wenn es dem Kunden zu umständlich wird. Dann hätte der stationäre Handel vielleicht sogar Grund zu verhaltener Freude.

Doch auch Online-Händler sind nicht ganz ohne Alternative: Der Kauf auf Rechnung ist vermutlich nicht betroffen. Und auch für Online-Händler gibt es die Option, ihren Kunden die Barzahlung anzubieten. Die Cash Payments Solutions GmbH, Berlin, die das Bezahlverfahren Barzahlen.de betreibt, muss vielleicht bald ihre Vertriebsmannschaft aufstocken. Red.

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