Konditionenpolitik

Vertriebsargument Charge-Karte

Es scheint schon ewig her zu sein - mancher Marktteilnehmer wird sich aber noch gut erinnern: Vor der Finanzkrise wurden deutsche Kartenemittenten von ihren angelsächsischen Kollegen gern belächelt, wenn sie mit der Profitabilität ihrer Kartenportfolios kämpften und doch Charge-Karten ausgaben, anstatt mit Kreditzinsen Geld zu verdienen.

Das hat sich mittlerweile geändert. Im Zuge der Interchange-Regulierung haben auch Emittenten in Deutschland verstärkt den Kartenkredit als willkommene Einnahmequelle entdeckt. Viele Kartenprogramme bieten inzwischen die Teilzahlungsfunktion an, manche haben sie sogar voreingestellt - sehr zum Ärger der Verbraucherschützer, die hier eine Kostenfalle für die Karteninhaber wittern.

Das gilt insbesondere für jene Programme, bei denen der Kunde gar nicht die Möglichkeit hat, eine revolvierende Kreditkarte in eine Charge-Karte umzuwandeln, und somit die Umsätze ständig im Blick haben muss, um nicht versehentlich in den Kredit zu rutschen. Denn wenn die Teilzahlungsfunktion nicht ausgeschlossen werden kann, drohen auch Karten ohne Jahresgebühr rasch teuer zu werden. Finanztest spricht hier von der "Teilzahlungsfalle" und warnt explizit vor solchen Karten, wie sie zum Beispiel die Santander Consumer Bank oder die Advanzia Bank anbieten.

In der Kritik stehen aber auch das Auslandseinsatzentgelt außerhalb der EU und die Jahresgebühren. Der Vorwurf hier: Die Extras rechtfertigen häufig nicht den hohen Preis. Auch deshalb raten die Verbraucherschützer davon ab, ungeprüft die Kreditkarte der eigenen Hausbank zu nehmen. Denn gerade hier lassen sich in Kontopauschalen die einzelnen Kostenbestandteile nur schwer auseinanderdividieren, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis abzuwägen.

Aus Bankensicht ist es somit eine schwierige Frage, was besser ist, die Kreditkarte in die Kontopauschale zu integrieren oder sie generell als Einzelprodukt zu vermarkten. Für das Pauschalpaket spricht sicher die damit verbundene Chance, die Kreditkartenpenetration in der eigenen Kundschaft zu erhöhen. Auch in diesem Fall empfiehlt sich aber vermutlich ein Baukastenmodell, bei dem der Kunde Extras nach Bedarf buchen kann und nicht das Gefühlt bekommt, für Leistungen zu zahlen, die ihn nicht interessieren oder bei denen er das Preis-Leistungs-Verhältnis als unangemessen empfindet. Das muss nicht nur für mit der Karte verbundene Versicherungsleistungen gelten, die von Verbraucherschützern seit langem argwöhnisch betrachtet werden. Sondern es könnte auch einmal eine höhere Jahresgebühr sein, wenn dafür das Auslandseinsatzentgelt wegfällt oder umgekehrt eine geringere Jahresgebühr mit Auslandseinsatzentgelt.

Die "Teilzahlungsfalle" kann für die Hausbanken im Wettbewerb mit anderen Anbietern auch ein Vertriebsargument sein: Denn die Kreditkarte von der eigenen Bank ist so gut wie immer als Charge-Karte erhältlich und oft sogar die Standardvariante. Red.

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