One Visa: Visionen für die schöne neue Payment-Welt

Swantje Benkelberg

sb - Eigentlich, sagt Albrecht Kiel, war Visa schon immer ein Technologieunternehmen. In Zeiten der Digitalisierung gilt dies aber mehr denn je. 3,6 Milliarden Internetnutzer gibt es weltweit und 7 Milliarden Mobiltelefone. 2016 haben elektronische Zahlungen deshalb die Barzahlungen weltweit überholt - wenn auch noch nicht in Deutschland.

Vom Kreditkartenunternehmen hat sich Visa deshalb zum "digitalen Payment-Anbieter" weiterentwickelt. Und dafür, so Kiel, war die Übernahme von Visa Europe essenziell. Denn für diese Weiterentwicklung braucht es immer mehr Partnerschaften. Und die werden zunehmend global abgeschlossen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit IBM, deren Ziel es ist, die kognitiven Fähigkeiten der IBM-Watson-IoT-Plattform für den Zahlungsverkehr im Bereich des Internet der Dinge nutzbar zu machen.

Internet der Dinge bringt Durchbruch der Token-Technologie

Wenn die Vernetzung einer immer größeren Anzahl verschiedenster Geräte - von der Waschmaschine über den Kühlschrank, die Kaffeemaschine und die Heizung bis hin zum Auto - Realität wird, dann entstehen dadurch auch ganz neue Payment-Szenarien. Und dann ist nach Einschätzung von Kiel auch der Durchbruch der Token-Technologie zu erwarten, die derzeit erst bei einem ganz kleinen Anteil der Transaktionen zum Einsatz kommt.

Wohin die Reise beim Bezahlen der Zukunft gehen kann, stellt Visa immer wieder gerne vor. Ein Beispiel ist der Kauf von Konzertkarten. Hierbei könnte der Kunde künftig mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille allein durch die Bewegung seiner Augen die Plätze anwählen, die Sicht auf die Bühne virtuell erleben und die Karten dann auswählen und bezahlen. Der eigentliche Charme liegt hier sicher nicht im Bezahlprozess, sondern darin, besser beurteilen zu können, wie gut oder schlecht die verfügbaren Plätze sind. Ohne den integrierten Bezahlprozess wäre eine solche Anwendung gleichwohl unvollständig.

Ein anderes Beispiel ist das vernetzte Auto. Hier wird demonstriert, wie der Fahrer künftig über den Bordcomputer nicht nur die Navigation aufrufen, sondern auch die günstigste Tankstelle am Weg auswählen und dort bereits einen Kaffee vorbestellen (und bezahlen) kann, das passende Parkhaus und ein Restaurant am Zielort aussuchen und gegebenenfalls gleich Essen bestellen kann - immer mit integriertem Bezahl vorgang. Technisch ist das alles kaum noch ein Problem, eher geht es darum, die unterschiedlichen Beteiligten zusammenzubringen.

Sicherheit immer wichtiger

Und es drängt sich der Eindruck auf, dass das Ganze nur funktioniert (oder funktionieren sollte), wenn der Nutzer über ein autonomes Fahrzeug verfügt. Denn das alles mag zwar komfortabel sein - es lässt dem Fahrer aber kaum noch Zeit, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Im Grunde müssen beide Entwicklungen somit zeitlich koinzidieren - ansonsten könnte der Gesetzgeber der schönen neuen Shopping- und Paymentwelt im Fahrzeug einen Riegel vorschieben.

Überhaupt hat das "Internet der Dinge", auf das man sich bei Visa derzeit so intensiv vorbereitet, das Zeug dazu, dem Durchschnittsdeutschen, zumal wenn er der Generation der digitalen Immigranten angehört, ein gewisses Bauchgrimmen zu verursachen. Denn in diesem Kontext stellt sich - vielleicht mehr denn je - die Frage nach der Sicherheit. Schließlich haben die großangelegten weltweiten Hackerangriffe der letzten Wochen die Gefahren der immer stärkeren Vernetzung in aller Deutlichkeit gezeigt. Wenn Visa das eigene Netzwerk für Dritte öffnet, um die Entwicklung immer neuer Anwendungen für die verschiedensten Bereiche zu ermöglichen, dürften damit auch die Schwachpunkte im Sinne eines Dominoeffektes weiter zunehmen.

Dass Deutschland nicht eben dafür bekannt ist, in Sachen Innovationen im Zahlungsverkehr Vorreiter zu sein, ist an dieser Stelle vielleicht kein Nachteil. Bis die entsprechenden Konzepte den deutschen Markt erreichen, bleibt dadurch Zeit, Probleme, die sich andernorts in der Praxis auftun, zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Dass sich seit Februar dieses Jahres auch ein Visa-Innovationsstudio in Berlin befindet, gibt zudem Gelegenheit, auch den Befindlichkeiten hierzulande Rechnung zu tragen.

Und für diejenigen, die dem Innovationstempo eher zurückhaltend gegenüber stehen, geht es auch noch eine Nummer kleiner. Dazu gehört das im Juni 2016 gestartete kontaktlose Bezahlen mit der Swatch Bellamy in der Schweiz oder der Launch von V-Pay kontaktlos in Luxemburg in November letzten Jahres. Auch das ist "One Visa".

Noch keine Bewertungen vorhanden


X