Regulierung und Wettbewerb

Online-Bezahlverfahren zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit

Joerg Schwitalla, Geschäftsführer, giropay GmbH, Frankfurt am Main

Quelle: giropay

Dass nicht alle Kreditinstitute in Deutschland Giropay anbieten, ist im Vergleich zu Paypal ein Wettbewerbsnachteil, räumt Joerg Schwitalla ein. Hier sieht er durch die PSD2 jedoch eine Chance. Die starke Kundenauthentifizierung gibt es bei Giropay ohnehin seit jeher. Um den Spagat zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit zu leisten und hier gegenüber Paypal aufzuschließen, hat das Unternehmen gleichwohl nachgezogen: mit TAN-losen Bezahlmöglichkeiten für kleinere Beträge und der Anpassung an mobile Endgeräte. Red.

Es gibt heute kaum ein Unternehmen, das in der Werbung nicht mit dem Attribut Sicherheit wirbt: Automobilbauer, Versicherungsgesellschaften bis hin zu Herstellern von Deodorants. Die Werbeslogans gehen von "Ihre Sicherheit liegt uns am Herzen", oder "Gibt 24 Stunden Sicherheit und Frische". Jedes Unternehmen reklamiert dabei Sicherheit auf unterschiedliche Art und Weise für sein jeweiliges Produkt.

Selbstverständlich setzt auch die Kreditwirtschaft in ihrer Kundenkommunikation auf das Thema Sicherheit. Während es hierbei oftmals um finanzielle Sicherheit zum Beispiel im Alter geht, geht es beim Online-Bezahlen je nach Zielgruppe um Datensicherheit und Schutz vor Betrug bzw. Schutz vor Zahlungsausfällen. In der Studie "Vorkasse - quo vadis" von Ibi research1) (Universität Regensburg) gaben knapp die Hälfte der befragten Verbraucher an, ein Bezahlverfahren danach auszuwählen, ob es vertrauenswürdig ist. Für ein Drittel gilt der Aspekt "Sicherheit des Bezahlverfahrens" als maßgebliches Entscheidungskriterium.

Giropay von Beginn an mit starker Kundenauthentifizierung

Ob der Faktor Sicherheit beim Kauf von Deodorants das ausschlaggebende Argument ist, mag dahingestellt sein. Bei der Auswahl des Bezahlverfahrens spielt es jedoch eine entscheidende Rolle. Dies belegt die Studie eindrucksvoll, ist doch das Angebot von sicheren Bezahlverfahren ein erfolgskritischer Faktor für Online-Käufe. Ergo: Bezahlverfahren, hinter denen die Kreditwirtschaft steht, haben gute Marktchancen, denn trotz Finanzkrise genießen Banken und Sparkassen immer noch ein sehr hohes Vertrauen der Verbraucher, wenn es um Geldgeschäfte beziehungsweise Zahlungsverkehr geht.

Mit Giropay haben Teile der deutschen Kreditwirtschaft - Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Deutsche Postbank - 2006 ein Bezahlverfahren in Deutschland eingeführt, das auf dem sicheren Online-Banking basiert. Heute nehmen mehr als 1500 Banken und Sparkassen teil und bieten somit über 35 Millionen Kunden das sichere Bezahlen mit Giropay an. Als integraler Bestandteil des Online-Bankings kann jeder Kunde ohne zusätzliche Registrierung Giropay direkt nutzen. Während des Bezahlvorgangs werden Nutzer vom Webshop zum sicheren Online-Banking ihrer Bank oder Sparkasse geleitet. Dort nutzen sie das PIN-TAN-Verfahren, um die vorausgefüllte Überweisung freizugeben. Damit setzt Giropay von Beginn an auf eine starke Zwei-Faktor-Autorisierung von Zahlungen, die im Rahmen der Einführung der PSD2 nach heutigem Stand grundsätzlich für alle Bezahlverfahren gelten soll und somit Pflicht wird.

Paypal punktet mit Einfachheit

Starke Wettbewerber wie Paypal haben in den letzten Jahren ihren Markterfolg enorm ausgebaut. Die Innovationsgeschwindigkeit, mit der zum Beispiel Paypal am Markt agiert, ist wegweisend. Beginnend als Bezahlverfahren im E-Commerce, hat sich Paypal derweil zu einem Omni-Channel-Verfahren entwickelt. Neben dem klassischen Bezahlen im Internet kann man heute mit Paypal auch an der Ladenkasse ("PoS") bezahlen oder aber Geldbeträge an Freunde und Bekannte versenden (sogenanntes "P2P-Payment").

Ein maßgeblicher Erfolgsfaktor von Paypal ist die Einfachheit, mit der Kunden ihre Geldgeschäfte erledigen können. Grundsätzlich wird für die Autorisierung von Paypal-Zahlungen lediglich der jeweilige Benutzername und das dazugehörige Passwort benötigt. Damit dies funktioniert, muss der Kunde sich zuvor mit seinen persönlichen Daten registrieren und ein Nutzerprofil anlegen.

Bezahlen auch ohne TAN und mobile Nutzung steigern Konversionsrate

Um ein ähnlich bequemes Bezahlen zu ermöglichen, hat Giropay seit April des vergangenen Jahres eine deutliche Erleichterung für seine Nutzer eingeführt. Teilnehmende Banken und Sparkassen können konform zur Payment Service Directive 2 ("PSD 2") bei Kleinbeträgen bis 30 Euro auf die Eingabe einer TAN verzichten. Eine Neuerung, die den Komfort deutlich erhöht. Denn nach erfolgreichem Login bestätigt der Käufer die Giropay-Überweisung nur noch mit einem Klick auf "Jetzt Bezahlen". Über die Hälfte aller Giropay-Zahlungen liegen unterhalb 30 Euro. Potenziell entfällt damit zukünftig bei jedem zweiten Einkauf die TAN-Eingabe.

Zur Normalität ist auch das mobile Surfen geworden. Smartphones und Tablets sind unsere ständigen Begleiter, und sie werden auch immer mehr für das mobile Einkaufen genutzt. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, müssen sich auch Bezahlverfahren auf das veränderte Nutzerverhalten einstellen. Giropay wurde 2006 grundsätzlich für die klassische Nutzung über PC oder Laptop konzipiert. Seit 2015 wurden die Transaktionswebseiten sukzessive für die Nutzung auf Smartphones und Tablets optimiert, um Kunden das Handling auf mobilen Endgeräten deutlich zu vereinfachen und eine adäquate grafische Umsetzung zu bieten. Mit dem sogenannten "responsive design" erkennt Giropay automatisch, welches Endgerät der Käufer benutzt und leitet daraus die optimale grafische Darstellung ab.

Grundsätzlich hängt der Erfolg eines Bezahlverfahrens jedoch nicht nur von der einseitigen Betrachtung aus Käuferperspektive ab. Die Bedürfnisse der Händler spielen eine gleichgewichtige Rolle. Ähnlich wie bei Käufern besteht auch seitens der Händler die Forderung oder der Wunsch nach Sicherheit. Sicherheit bedeutet für den Händler aber vielmehr Zahlungssicherheit, also die Garantie, dass er sein Geld auch bekommt. Denn Zahlungsausfälle kommen Händler teuer zu stehen. Wie aus der Studie "Gesamtkosten von Zahlungsverfahren" von Ibi research hervorgeht, verursacht ein einzelner Zahlungsausfall durchschnittliche Kosten von über 65 Euro.2)

Giropay erfüllt genau diese Anforderung. Bei einer erfolgreichen Transaktion erhält der Händler direkt eine Zahlungsgarantie von der Bank des Käufers übermittelt und ist somit zu 100 Prozent vor Zahlungsausfällen geschützt.

Natürlich haben Händler weitere Anforderungen an Bezahlverfahren. Wichtigstes Kriterium ist hierbei eine möglichst hohe Konversionsrate, die zeigt, wie viele Besucher ihrer Website zu Käufern des beworbenen Produktes oder der Dienstleistung werden. Viele Händler investieren hohe Summen im Online-Marketing, um bei Suchmaschinen oder Preisvergleichsportalen ganz oben zu stehen. Aus Sicht des Händlers ist es daher nicht akzeptabel, wenn Kunden ihren virtuellen Warenkorb gefüllt haben und dann beim Bezahlen den Kauf abbrechen. Insofern sind die Investitionen, die Giropay in die Entwicklung der mobilen Nutzung und in das TAN-lose Bezahlen getätigt hat, doppelt gut investiert. Sie erleichtern Käufern das Bezahlen und tragen zu einer hohen Konversionsrate beim Händler bei.

Führendes Bezahlverfahren im E-Government

Auf den Zug der Digitalisierung springt aber auch die öffentliche Verwaltung immer mehr auf. Bewohnerparkausweise, Ferienkarten, Führungszeugnisse, Sperrmüll - wofür Bürger früher "auf's Amt" mussten, können sie mittlerweile bequem im "digitalen Rathaus", also auf den Online-Serviceportalen vieler Kommunen, beantragen. Damit diese Verwaltungsdienstleistungen genauso einfach und sicher im Internet bezahlt werden können, setzen heute bereits über eintausend Kommunen in Deutschland auf das Online-Bezahlverfahren Giropay.

Damit ist Giropay führend unter den Bezahlverfahren im E-Government. Während Paypal nur etwa 250 Kommunen anbinden konnte3) , genießt Giropay als Unternehmen von Teilen der deutschen Kreditwirtschaft nicht nur eine hohe Reputation. Sondern als überweisungsbasiertes Verfahren sind Prozessabläufe in der Zahlungsverkehrsverarbeitung zudem bestens bekannt und vertraut.

Bankenabdeckung von nur 85 Prozent ist ein Wettbewerbsnachteil

Diese Segmentaufnahme verdeutlicht einmal mehr, dass Banken und Sparkassen mit Giropay über ein einfaches und sicheres Bezahlverfahren verfügen, das Kommunen darin unterstützt, ihre digitalen Serviceangebote ausbauen, und das auch von Bürgern tatsächlich genutzt wird. Die starke Nutzung im E-Government wirkt sich darüber hinaus positiv auf die Nutzung im klassischen E-Commerce aus. Denn wer das Verfahren einmal als Kunde beispielsweise im Bürgerserviceportal seiner Kommune genutzt hat, wird es möglicherweise in einem Online-Shop wieder tun.

Die Akzeptanz eines Bezahlverfahrens steht und fällt aber auch mit dessen Verbreitung - national wie international. Möglichst viele Kunden sollen das Verfahren nutzen können - am besten weltweit. Giropay ist ein nationales Verfahren, das von über 1 500 Banken und Sparkassen ihren Kunden in Deutschland angeboten wird.

Für die Teilnahme am Verfahren müssen sich die Institute aktiv entscheiden und sich vertraglich und technisch anbinden lassen. Giropay hat es in den vergangenen Jahren leider nicht geschafft, alle Banken in Deutschland für eine Teilnahme zu gewinnen. Die Bankenabdeckung liegt daher bei über 85 Prozent, nicht aber bei 100 Prozent, was einen wesentlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Marktteilnehmern darstellt.

PSD2 als Chance

Die PSD2 bietet jedoch die Chance, über die sicheren, regulierten Bankenschnittstellen die Anbindung der fehlenden Institute vorzunehmen. Eine Anbindung zu einem früheren Zeitpunkt oder über andere Zugangswege schließt sich für Giropay aus. Denn Datenschutz und Sicherheit ist in der DNA des Unternehmens beziehungsweise des Bezahlverfahrens fest verankert und garantiert dem Nutzer, dass niemand außer seiner Bank Einblick in seine persönlichen Umsatz- und Kontoinformationen erhält. Auch in Zeiten von Fintechs und dem teilweise sorglosen Umgang mit persönlichen Daten steht Giropay hierfür ein.

Aber auch die Internationalisierung wurde vorangetrieben. In einem ersten Schritt haben Giropay und eps-Überweisung aus Österreich ihre beiden Systeme miteinander vernetzt und bieten Online-Shops somit grenzüberschreitende Bezahlungen über eine gemeinsame Schnittstelle an. Dies spart Händlern Aufwand bei der Integration sowie der Pflege und Wartung der Schnittstelle. Durch die Vernetzung der beiden Bezahlverfahren erweitert sich das Kundenpotenzial auf insgesamt bis zu 42 Millionen Online-Banking-Kunden in Deutschland und Österreich.

Die PSD2 eröffnet anderen, insbesondere neuen Marktteilnehmern die Möglichkeit, sich zu etablieren. Giropay ist mit seinem großen Akzeptanznetzwerk auf Händlerseite, wie zum Beispiel bei Lufthansa, Eventim oder Deutsche Post/DHL, bestens für die Zukunft aufgestellt. Schon heute zahlt alle drei Sekunden ein Kunde in Deutschland mit dem Online-Bezahlverfahren. Täglich entscheiden sich neue Händler und Kommunen dafür, Giropay als Bezahlverfahren in ihrem Online-Shop oder Bürgerserviceportal zu akzeptieren. Aktuell melden sich pro Woche etwa 40 neue Kunden aus dem E-Commerce beziehungsweise dem E-Government neu an. Insgesamt eine Entwicklung, die das Unternehmen gerade auch unter den neuen Wettbewerbsbedingungen positiv nach vorne blicken lässt.

Fußnoten

1) Ibi research, "Vorkassezahlung im Internet: Quo vadis?", September 2014, http://ibi.de/aktuelle-meldungen

2) http://ibi.de/aktuelle-meldungen

3) www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen

Zum Autor Joerg Schwitalla, Geschäftsführer, giropay GmbH, Frankfurt am Main

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