Branchenvielfalt statt Einheitsmodell

Horst Fittler

Es geht aufwärts mit der Konjunktur. Die Ökonomen feierten zum Ende des ersten Quartals den Aufschwung, während sich die Industrie noch zurückhaltend zeigte. Generell wirkten sich die guten Aussichten jedoch nicht auf die Investitionsstimmung aus. In Deutschland klafft weiterhin eine Investitionslücke von über 60 Milliarden Euro, deren Auswirkungen auf den Kapitalstock gravierend sind. Wenn es darum geht, diesen Investitionsstau zu lösen, nimmt die Leasing-Wirtschaft eine führende Rolle ein. Pro Jahr realisiert die Branche für ihre Kunden Investitionen für weit über 50 Milliarden Euro.

Gerade in unsicheren Zeiten bleiben Leasing-Gesellschaften verlässliche Partner der Unternehmen und vor allem des Mittelstandes, was sich an den steigenden Leasing-Quoten in den vergangenen Jahren ablesen lässt.

Die erfolgreiche Partnerschaft mit dem Mittelstand ist auch auf die heterogene Branchenstruktur zurückzuführen, die die Unternehmenslandschaft in Deutschland widerspiegelt. Die Vielzahl der kleineren Gesellschaften betreut Kunden ähnlicher Größenordnung und bietet ihnen eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Jedoch gerät diese Struktur langsam aus den Fugen: Die Zahl der kleineren mittelständischen Gesellschaften nimmt ab. Seit 2010 hat laut BaFin mehr als jedes vierte Leasing-Unternehmen sein Geschäft aufgegeben - allein im vergangenen Jahr haben sich 21 aus dem Markt zurückgezogen. Das entspricht rund zehn Prozent der operativ tätigen Leasing-Gesellschaften in Deutschland. Dabei haben überproportional viele Nicht-Mitglieder des BDL ihre Geschäftstätigkeit eingestellt. Den Abgängen steht nur ein einziger realer Zugang gegenüber. Neugründungen finden de facto nicht mehr statt. Die kleineren mittelständischen Gesellschaften benötigen daher dringend Erleichterungen bei den Anforderungen der Aufsicht.

Zudem hängt mit der seit November 2014 wirkenden Bankenunion ein neues Damoklesschwert über der Branche. Zwar unterstehen Leasing-Gesellschaften nicht direkt der Aufsicht der EZB, jedoch ist zu befürchten, dass das von der EZB beschriebene Aufsichtsleitbild einer "integrierten Aufsicht" letztlich für alle Institute gelten wird - und damit auch für Leasing-Unternehmen. "Integrierte Aufsicht" bedeutet nichts anderes als "vereinheitlichte Aufsicht". Damit droht ein Einheitsmodell für alle Banken in Europa und das Ende der Vielfalt der Geschäftsmodelle.

Der BDL setzt sich deshalb dafür ein, dass geplante Maßnahmen dem Risiko des Geschäftsmodells und der Systemrelevanz angemessen sind. Nationale Besonderheiten müssen Berücksichtigung finden, damit bewährte Stärken, wie die Heterogenität der Finanzierungslandschaft in Deutschland, erhalten bleiben. Leasing-Gesellschaften sind nicht systemrelevant, aber relevant für die Mittelstandsfinanzierung. Nur mit der in über 50 Jahren gewachsenen heterogenen Struktur kann die Branche weiterhin die Investitionen des Mittelstandes erfolgreich begleiten.

Horst Fittler Hauptgeschäftsführer Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e. V. (BDL), Berlin

Noch keine Bewertungen vorhanden


X