Im Blickfeld

Wer bestellt, bezahlt

"Wer die Musik bestellt, der bezahlt sie auch". So heißt es im Volksmund. Und was in nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen schon gang und gäbe ist, gilt nun auch in der Immobilienbranche. Denn am 22. September 2014 haben sich die Fraktionsspitzen der CDU/CSU und SPD auf Eckpunkte der Mietpreisbremse und des sogenannten Bestellerprinzips geeinigt. In Zukunft sollen die Kosten für Maklerdienstleistungen nicht mehr von den Mietern getragen werden, sondern auch von den Vermietern, je nachdem wer Auftraggeber des Maklers ist. Die Petition der Immobilienmakler hatte keine Chance.

Allerdings wollen diese das Thema nicht auf sich beruhen lassen, obwohl selbst Immobilienfachleute von der Sinnhaftigkeit überzeugt sind. "Die Einigung auf das Bestellerprinzip ist ein großer Gewinn für die Branche. Er wird viele Wohnungsmakler dazu zwingen, zukünftig professioneller zu agieren und ihre Dienstleistungsmehrwerte herauszuarbeiten. Gleichzeitig wird sich der Eigentümer von Wohnungen und Häusern zukünftig genau überlegen müssen, bei welchem Makler er die beste Beratungs- und Vermittlungsqualität erhalten wird und wen er beauftragen wird, da er die Leistungen hierfür bezahlen muss. Hier wird eine natürliche Selektion unter den Wohnungsmaklern stattfinden", sagt beispielsweise Jens Reuther, Gesellschafter der Corealis Commercial Real Estate GmbH.

Die Makler sind da wahrscheinlich der gleichen Meinung, wollen die Ausdünnung aber nicht so ohne weiteres akzeptieren. Der Immobilienverband IVD jedenfalls hat angekündigt, gegen die von der großen Koalition geplante Neuregelung vorzugehen und gegen das Bestellerprinzip vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu klagen. Der Verband beruft sich dabei auf ein Gutachten des Mainzer Staatsrechtlers Friedhelm Hufen. Darin bezeichnet der Jurist die Regelung als "schwerwiegenden Eingriff in die Berufsfreiheit". Der Gesetzgeber wolle offenbar nicht nur die Honorare der Makler beschränken, sondern sie aus einem großen Marktsegment regelrecht verdrängen.

Das ist natürlich Unsinn. Immobilienprofis, die sich über eine hohe Qualität ihrer Leistung und ihren guten Ruf positionieren, werden auch weiterhin ihren Markt haben. Es ist für private Eigentümer nahezu unmöglich, den richtigen Marktpreis und optimalen Mieter/Käufer in angemessener Zeit für ihr Objekt zu finden. Aufgaben, wie die Wertermittlung zur Kauf- beziehungsweise Mietpreisfindung, die zielgruppenrelevante Bewerbung einer Immobilie sowie die Auswahl geeigneter Mieter und Käufer inklusive Bonitätsüberprüfung werden auch künftig von Maklern und damit Profis erfüllt werden müssen. Wer dafür bezahlt ist nebensächlich. Entscheidend ist jedoch mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt und eine echte Gleichstellung von Vermietern und Mietern beziehungsweise Käufern.

Was auf den gewerblichen Immobilienmärkten schon lange gilt, nämlich das die Makler der Verkäufer mit den Maklern der Käufer verhandeln, sollte auch auf den zunehmend angespannten Wohnungsmärkten Einzug halten. Für die Makler bedeutet das nicht das Aus, sondern die Chance, sich von der Masse abzuheben. Sie müssen sich auf die Käufer- oder Verkäuferseite spezialisieren, ihre Gebührensätze entsprechend anpassen und gute Leistung bringen. Qualität setzt sich immer durch. Was aber sicher keiner braucht, sind "schwarze Schafe", von denen jeder Mieter Geschichten zu erzählen weiß, oder Hobbymakler. Red.

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