Flächenumsatz: Deutsche Innenstadtlagen mit leichtem Rückgang

In den deutschen Innenstadtlagen hat sich der Flächenumsatz im ersten Halbjahr 2017 erneut leicht verringert. Insgesamt wurden bundesweit 638 Vermietungen und Eröffnungen mit einer Gesamtfläche von gut 314 000 Quadratmetern registriert. Dies zeigt eine Analyse von BNP Paribas Real Estate.

„Bei der angemieteten Fläche lag das Ergebnis knapp 12 Prozent unter dem vergleich-baren Vorjahreswert. Der fünfjährige Durchschnitt, der durch die außergewöhnlich starken ersten Halbjahre 2014 und 2015 beeinflusst wird, wurde um gut 19 Prozent verfehlt. Nachdem sich in den Vorjahren, vor allem bedingt durch die zunehmende Bedeutung des Online-Handels, einige Anpassungsprozesse vollzogen haben, zeigt sich die Struktur der erfassten Vermietung aktuell relativ stabil. Rund 44 Prozent aller Deals und damit ein vergleichbarer Anteil wie im Vorjahreszeitraum wurden in den A-Lagen der Städte getätigt. Auch der Anteil kleinerer Flächen bis 200 Quadratmeter war mit 44 Prozent relativ stabil. Weiterhin großes Interesse zeigen internationale Retailer, auf die rund 30 Prozent aller Abschlüsse entfallen“, erläutert Christoph Scharf, Geschäftsführer von BNP Paribas Real Estate Deutschland und Head of Retail Services.

Zwischen den einzelnen Städtekategorien sind allerdings unterschiedliche Entwick-lungen zu beobachten. Bemerkenswert ist, dass der Umsatz in den deutschen Top-10-Standorten deutlich stärker gesunken ist. Ihr Anteil am insgesamt erfassten Vermietungsvolumen reduzierte sich von 30 Prozent im Vorjahr auf nur noch gut 20 Prozent. Hier zeigt sich, dass die erreichten Mietpreisniveaus an den Top-Standorten für viele Einzelhändler zunehmend schwieriger darzustellen sind. Als Reaktion hierauf richten sie ihr Augenmerk bei der Expansion zunehmend auf kleinere Standorte. Die Städte außerhalb der 27A- und B-Standorte, die BNP Paribas Real Estate regelmäßig analysiert, konnten ihren Anteil am Ergebnis demzufolge um rund 10 Prozentpunkte auf gut 63 Prozent steigern. 

Unterstützt wird die These, dass die Mietbelastung in den großen Metropolen zu strukturellen Anpassungen der Nachfrage führt, auch dadurch, dass der Flächen-umsatz an den Top-10-Standorten (minus 40 Prozent) stärker zurückgegangen ist als die Anzahl der Vermietungen (minus 27 Prozent). Im Ergebnis hat sich die durchschnitt-liche Größe pro Anmietung um 17 Prozent auf gut 390 Quadratmeter verringert. An die Spitze gesetzt hat sich in den ersten sechs Monaten Köln mit einem Umsatz von gut 17 600 Quadratmeter, wesentlich beeinflusst durch die geplante Ansiedlung eines Saturn-Flagship-Stores in der Hohe Straße. Auf den Podiumsplätzen folgen Berlin mit über 12 900 Quadratmeter sowie Hamburg mit knapp 10 300 Quadratmeter. Während sich die Vermietungsleistung in der Hauptstadt in etwa halbiert hat, konnte sie in der Hansestadt sogar leicht zulegen (plus 14 Prozent). 

Bereits im vergangenen Jahr zu beobachtende Trends bezüglich expansiver Branchen haben sich auch im ersten Halbjahr 2017 fortgesetzt. Da der Besuch der Innenstädte aufgrund des wachsenden Anteils des E-Commerce von den Kunden immer häufiger als Kombination aus Shoppen und Freizeitgestaltung gesehen wird, werden entsprechende Angebote gesucht. Hiervon profitieren nicht zuletzt auch Gastronomiekonzepte, die hinter den Textilanbietern die meisten Mietabschlüsse beisteuerten. Insgesamt wurden 100 Verträge und Eröffnungen aus diesem Marktsegment registriert. Gleich mit mehreren Abschlüssen waren beispielsweise das Nürnberger Gastrokonzept L‘Osteria, coa Asian Food & Drinks, dean&david, Gregory‘s Coffee & Snacks, Subway oder La Carotte vertreten. Aber auch viele Brands aus den Branchen Körperpflege und Gesundheit sind weiter expansiv. Dies spricht dafür, dass gerade bei diesen Produkten das persönliche Ausprobieren und Vergleichen nach wie vor sehr wichtig ist und der stationäre Handel Vorteile aufweist. Neben den klassischen Drogeriemärkten waren auch Lifestyle Brands aus den Branchen Parfümerie und Optik umfangreich am Geschehen beteiligt.

„Auch im bisherigen Jahresverlauf waren aber Textiler nach wie vor die wichtigste Nachfragegruppe und waren für über ein Viertel aller erfassten Abschlüsse verantwortlich. Gut die Hälfte aller Vermietungen entfällt dabei auf internationale Brands, für die Deutschland weiterhin einen der wichtigsten Märkte darstellt“, erläutert Christoph Scharf. Besonders expansiv waren vor allem in Deutschland bereits stark vertretene Marken wie H&M, Only, Vero Moda, TK Maxx oder Hunkemöller. Es gab aber auch neue Markteintritte, wie  vom türkischen Konzept Yargici, das seinen ersten deutschen Shop in Hamburg auf der Mönckebergstraße eröffnet hat. Mehrere neue Läden sicherte sich auch das zum belgischen Textilkonzern Vegotex gehörende Konzept Elanza, das vor allem in kleineren Städten anmietete und dabei auch einige ehemalige Flächen von Strauss Innovation belegt. Die meisten Anmietungen tätigten französische Brands, gefolgt von Labels aus den USA, Dänemark, Schweden, den Niederlanden sowie Großbritannien und Italien. 

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