Andreas Dombrets dunkelgelbe Ampel

Dr. Andreas Dombret
Bild: Frank Rumpenhorst, Deutsche Bundesbank

Mit den Ampeln ist es so eine Sache: Einerseits regulieren sie, andererseits blockieren sie. Zeigt so eine Ampel Dauergrün, führt das zu einem immer ungehemmteren Bewegungsdrang. Zeigt sie jedoch die ganze Zeit Rot, ist die gesamte Bewegung und jede Veränderung blockiert. Nun hatte sich Andreas Dombret, seines Zeichens Deutsche-Bundesbank-Vorstand, auf einer IBF-Veranstaltung in Frankfurt am Main an sich vorgenommen, nicht über Ampeln, sondern über eine mögliche Immobilienblase zu referieren. Aber dennoch spielte eine Ampel eine gewichtige Rolle. Kein Zweifel, Dombrets Worte haben Gewicht. Und so führte der Notenbanker gleich zu Beginn des Vortrages ein Zitat des früheren Fed-Bosses Ben Bernanke an: "Wir haben vor 2008 zu lange darüber diskutiert, ob es überhaupt eine Blase gibt oder nicht." Früherkennung sei also das Gebot der Stunde. Obwohl in den Großstädten in den vergangenen Jahren Immobilienpreisanstiege von 60 Prozent verzeichnet wurden, gebe es "keine Anzeichen einer bedrohlichen Blase".

So weit, so klar, möchte man meinen. Aufmerken lässt allerdings bei genauerem Hinhören die vorsichtige Einschränkung. Eine Blase an sich hat Dombret damit nicht ausgeschlossen. Nur eben eine bedrohliche. Absolut und relativ sei die Verschuldung der privaten Haushalte gestiegen. Das an sich sei aber noch kein Problem, da dies durch die gestiegenen Einkommen und das gesunkene Zinsniveau gedeckt sei. Letzteres habe jedoch den Preisanstieg von Wohnraum begünstigt. Allerdings sei auf Bankenseite zu beobachten, dass die Zinsbindungsfristen immer mehr ausgeweitet würden. "Die Banken nehmen immer höhere Zinsänderungsrisiken in Kauf", so Dombret. Höhere Risiken also, um niedrigere Margen auszugleichen. Gleichzeitig prüften die Geldgeber aber stärker die Liquidität und langfristige Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer. Dies könne er zumindest aus der "nicht gerade rosigen Datenbasis" ablesen, die ihm aktuell hierzulande zur Verfügung stehe. Da gebe es sogar in Portugal besseres Zahlenmaterial.

Dies kann durchaus als ein kleiner sanfter Hieb in Richtung derjenigen verstanden werden, die sich derzeit allzu sicher fühlen. Alles in allem schaltet der Notenbanker seine Kontrollampel auf Gelb. "Mit Blick auf die Preisentwicklung in den Großstädten sogar auf Dunkelgelb", sagte er vor einer seiner rhetorischen Pausen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Er appellierte an die Kreditinstitute, nicht hektisch zu reagieren, wenn die Zinsen in Zukunft steigen. Banken müssten ihn auch zukünftig davon überzeugen, dass sie in der Lage seien, Probleme zu identifizieren, zu steuern und zu messen. "Derjenige, der die Musik auf der rauschenden Party abdreht, ist natürlich der Unbeliebteste", schließt der erfahrene Banker seinen Vortrag. Wenn man aber rechtzeitig wachsam sei, könne das vermieden werden. Im Kopf bleibt den Zuhörern aber vor allem die dunkelgelbe Ampel. Nun kann man dies natürlich als professionelle Wachsamkeitsrhetorik auffassen, aber eben auch als echtes Warnsignal. Möglicherweise ist es aber auch eine Mischung aus beidem. dro

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