E-Mobilität: Neuigkeiten aus Brüssel

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Eine Million Elektroautos bis zum Jahr 2020 - so lautete lange Zeit das Ziel der Bundesregierung. An das Erreichen dieser Marke glauben mittlerweile jedoch selbst die kühnsten Optimisten nicht mehr, denn die Fakten zeichnen ein ernüchterndes Bild: Gerade einmal 35 000 "Stromer" sind bis Juli 2017 auf deutschen Straßen zugelassen worden - trotz staatlichem Umweltbonus im Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden Euro und steuerlichen Vergünstigungen. Angela Merkel persönlich verabschiedete sich Mitte dieses Jahres von dem "unrealistischen" Ziel ihrer Regierung - ein weiterer Kratzer im Image der "Klimakanzlerin".

In Brüssel werden unterdessen neue ehrgeizige Pläne im Kampf gegen den Klimawandel geschmiedet. So hat die EU-Kommission Anfang November neue CO2-Grenzwerte für Pkw vorgeschlagen, die bis 2025 beziehungsweise 2030 eingehalten werden müssen. Demnach sollen die durchschnittlichen CO2-Emissionen neu zugelassener Pkw in der EU um 15 Prozent bis 2025 und um 30 Prozent bis 2030 sinken. Die Analysten der Deutschen Bank sind überzeugt, dass diese Vorgaben allein mit Verbrennungsmotoren nicht zu erreichen sind.

Die Elektromobilität muss also schleunigst an Fahrt aufnehmen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist der massive Ausbau der europäischen Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren. Auch in diesem Bereich ist Deutschland weit davon entfernt, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Laut der Universität Duisburg-Essen existieren in den 50 größten deutschen Städten insgesamt gerade einmal 1 897 öffentliche Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Zum Vergleich: Alleine in Amsterdam stehen 1 300 solcher Stationen zur Verfügung.

Nach dem Willen der EU-Kommission soll das Ladeinfrastrukturnetz künftig deutlich engmaschiger gestrickt sein. Um das zu erreichen, will sie nun auch den europäischen Unternehmenssektor in die Pflicht nehmen. Der Vorschlag hat es in sich: Alle Besitzer von kommerziellen Nicht-Wohngebäuden im Bestand, also beispielsweise Supermärkte, Hotels oder Büros, sollen ab dem Jahr 2025 verpflichtet werden, mindestens eine Ladesäule zu installieren - sofern der Parkplatz des Gebäudes mehr als zehn Stellplätze vorhält.

Medienberichten zufolge hat das Europaparlament diesen Plan bereits im Rahmen der seit Anfang Dezember laufenden Verhandlungen über die Richtlinie zur Energieeffizienz in Gebäuden eingebracht. Die Immobilienwirtschaft hält sich zu diesem Thema bislang erstaunlich bedeckt. Doch spätestens dann, wenn sie die Rechnung serviert bekommt, dürften die Alarmglocken schrillen. Denn die verantwortlichen Politiker in Brüssel planen, dass die nachträglichen Installationen der Ladesäulen auf eigene Kosten der Immobilieneigentümer erfolgen. Alleine für Deutschland taxieren Experten diese Mehrkosten auf 7,5 Milliarden Euro. Man darf sich also auf Widerstand gefasst machen. ph

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