Das Fusionskarussell dreht sich

Vonovia übernimmt Buwog, Patrizia krallt sich nach Triuva auch noch Rockspring, in Großbritannien geht Intu Properties in den Besitz von Hammerson über, Immofinanz gräbt in Österreich weiter fleißig an CA Immo und - als Highlight - verleibt sich Unibail-Rodamco Westfield ein. Man kommt dieser Tage kaum noch mit bei der Fülle von vollzogenen beziehungsweise geplanten Fusionen in der Immobilienbranche. Das Karussell dreht sich schwindelerregend schnell, und das ausgerechnet in der traditionell so besinnlichen Vorweihnachtszeit.

Insbesondere der Deal von Unibail-Rodamco und Westfield gleicht einer echten "Elefantenhochzeit": 104 Shoppingcenter in 13 Ländern mit über 1,2 Milliarden Besuchern pro Jahr, ein Immobilienvermögen von über 61 Milliarden Euro, 3 700 Mitarbeiter und eine Entwicklungspipeline im Wert von 12,3 Milliarden Euro wird das fusionierte Unternehmen haben. Die ohnehin dominante Position von Unibail-Rodamco in der Welt der Einkaufstempel wird dadurch noch einmal zementiert. Um eine Vorstellung von den Dimensionen zu bekommen: Das "Centro" in Oberhausen, das mit einer Verkaufsfläche von 125 000 Quadratmetern und jährlichen Besucherzahlen von 16 Millionen Menschen das größte deutsche Einkaufszentrum ist, kommt laut Immobilienzeitung im unternehmensinternen Ranking von Unibail-Rodamco künftig nur noch auf Platz 16.

Das wichtigste Argument für den Deal: Die 35 von Westfield betriebenen Shoppingcenter liegen in den USA, Australien und Großbritannien. Märkte also, auf denen Unibail bislang so gut wie nicht vertreten war. Stolze 15 Milliarden Euro ist dem französischen Immobilienriesen die Übernahme des australischen Wettbewerbers deshalb auch wert. Dabei soll nach Unternehmensangaben bereits in der ersten Jahreshälfte 2018 der "weltweit führende Entwickler und Betreiber von Flagship-Shoppingcentern" entstehen. Die anvisierten Erlös- und Kostensynergien belaufen sich auf jährlich 100 Millionen Euro.

Nun weiß man von vergangenen Zusammenschlüssen dieser Größenordnung, dass die zu Beginn euphorischen Visionen nicht automatisch Realität werden müssen. Auch das Postulat "Je größer, desto besser" hat sich vielfach als Irrtum erwiesen. Ob Unibail im vorliegenden Fall den richtigen Riecher hat, hängt von vielen Faktoren ab. Gewisse Risiken sind aber grundsätzlich nicht von der Hand zu weisen. Das Marktumfeld im Einzelhandel ist derzeit bekanntlich nicht einfach, gerade in den USA: Obwohl das Land mit seinen "Malls" der Pionier des Segments ist, ist die Flaute dort aufgrund des vergleichsweise fortgeschrittenen Onlinehandels noch deutlich ausgeprägter als in Europa. Ein klares Indiz dafür sind die aktuellen Finanzprobleme stolzer US-Einzelhandelsketten wie etwa Macy's, J.C. Penney oder Toys R Us.

Spannend, dass Unibail-Rodamco ausgerechnet jetzt diesen Markt zu erobern gedenkt. Offensichtlich ist das Unternehmen von der Qualität und Krisenresistenz des US-Portfolios von Westfield überzeugt. Und tatsächlich: Westfields dortige Shoppingcenter gelten bei Konsumenten und Filialisten dank vorbildlichem Betrieb sowie attraktiver Innenstadtlagen als sehr beliebt. Fitch Ratings ist deshalb der Ansicht, dass sich Unibails Geschäftsprofil durch die gestärkte Präsenz in den USA verbessert. Gleichzeitig belaste es das Finanzprofil: Dieses entspricht bei Fitch nicht mehr der Note "A", sondern eher einem "A minus".

Ein weiterer Risikofaktor sind die Aktionäre. Die goutierten die Nachricht über den Zusammenschluss vorerst nämlich nicht. Hier muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn ein Vertrauensentzug der Shareholder käme angesichts der großen Zukunftsaufgaben für die frisch Vermählten zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. ph

Noch keine Bewertungen vorhanden


X