Innovation I

Mietwohnung oder Eigenheim? Die Frage stellt sich vielen, ist aber in Wirklichkeit völlig überholt. Was den Wohnenden von heute tatsächlich beschäftigen sollte, ist, wie er morgen wohnen wird. Immer wieder gewinnen daher neue, ungewöhnliche und innovative alternative Wohnraumkonzepte an Aufmerksamkeit, so wie aktuell das sogenannte Haus auf Rädern - namentlich ein Öko-Wohnwagen.

Wer hier einen heruntergekommenen Wohnwagen à la Peter Lustig im Sinn hat, täuscht sich gewaltig - das Ganze mutet eher loftmäßig an. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ein schönes Leben, Glück und Zufriedenheit, und zwar für Bewohner wie Umwelt sowie vor allem Bewohner mitten in der Umwelt. Die Selbstreduktion auf das Wesentliche als glücksbringender Faktor - diese Werte bündelte vor zwei Jahren ein Wiener Start-up in einer Unternehmensphilosophie und gab dem Kind den Namen Wohnwagon. Aufgabe: Die zum Trend zu erhebende Selbstreduktion als Luxus, als Lebensart, die den ohnehin in der Beliebtheitsskala der Gesellschaft stetig steigenden grünen Gedanken bedient. Natürliche Rohstoffe, regionale Partner, echtes Handwerk und das Schonen der Ressourcen zimmerten den ersten Wohnwagon-Prototyp von 15 bis 33 Qua dratmetern Nutzfläche zusammen.

Wie gesagt, ein Loft: außen holzvertäfelt und Panoramaglasfronten, innen individuelle Raumaufteilung, maßgeschneiderte Möbel, um den kleinen Raum optimal zu nutzen. Vollkommen energieautark, ausgestattet mit Fotovoltaik, Bioethanolkocher, Holzbefeuerung, Wasserkreislauf, Badeofen, ... und in der Tat überall an einem Tag aufbaubar. Die neue Freiheit als weiterer glücksbringender Faktor.

Das Feedback gibt der Sache recht: Der erste Wohnwagon-Prototyp wurde im Jahr 2013 per Crowdinvesting finanziert, das zweite Crowdinvesting wurde soeben mit rund 200 Investoren und 140 000 Euro für Phase zwei, der Serienfertigung, abgeschlossen.

Klingt interessant. Stellt sich nur noch die Frage, ob das Plätschern des Wassers, wenn man auf der Terrasse inmitten einiger Enten sitzt und einfach - wenn es zu heiß wird - quasi vom Balkon springen kann, noch interessanter ist.

Vor allem in Hafen- und Kanalbereichen im Norden der Republik haben mittlerweile schwimmende Domizile ihren Platz gefunden. Auch sie haben mit dem traditionellen Hausboot nichts mehr gemein: durchdesignte kubistische Kleinvillen aus Glas, Holz und Edelstahl - ein Loft auf einem Steg. Wohnen, um zu Regenerieren - das Wasser mit seiner bekanntermaßen beruhigenden Wirkung macht es möglich. Und dank der vielen Quadratkilometer ungenutzter Wasserflächen schreitet die Erschließung von ganzen Wohnanlagen auf dem Wasser voran.

Mittlerweile gibt es Unternehmen, die sich eigens auf die Umsetzung dieser Wohnträume spezialisiert haben. Ein solcher Projektentwickler ist die Floating Houses GmbH, die deutschlandweit bislang bereits mehr als ein Dutzend Wassersiedlungsprojekte umsetzen konnte. Schwimmende Häuser und Wohnanlagen in Ufernähe inklusive Rundumversorgung mit Zugangswegen, Bebauung der Landflächen, Stellplatzanlagen - auch hier stehen Ökonomie und die Freiheit inmitten der Natur an erster Stelle.

Klingt doch nach einem flexiblen Anlageprojekt für Investoren, die mangels Alternativen aufgrund niedriger Zinsen auf der Suche nach einer lohnenswerten Investition sind!? Investiert werden kann dabei einmal in die Hausboote an sich. Besonders empfehlenswert ist dabei die Investition in ein Hausboot als Ferienobjekt. Schon jetzt übersteigt nach Angaben von Floating Houses hier das Angebot die Nachfrage bei Weitem.

Die Auslastung gerade an der Ostseeküste und naturnahen Seengebieten ist deutlich. Aber auch in die Landflächen, Häfen und Marinas kann das Kapital fließen, wobei der Profit für alle Parteien auf der Hand liegt: Der Eigentümer des Standortes profitiert von der Steigerung der Attraktivität beispielsweise seiner Hafenanlage durch eine mögliche Wasserquartiersentwicklung, und die Besitzer oder Mieter der Hausboote profitieren von Angeboten wie Restaurants, Spas oder angegliederten Einzelhandel. Besonders für Feriengäste sind diese Einrichtungen bei der Wahl ihres Urlaubsdomizils entscheidend und ausschlaggebend für eine ganzjährige Auslastung der Objekte. Das alles kommt wiederum dem Investor zugute. Und wie es bei einem Nischen(unter-)segment so ist, ist in Sachen Renditen noch einiges zu holen.

Und auch als Chance für die öffentliche Hand kann das Ganze verstanden werden. Beinahe jede Kommune und Gemeinde verfügt über brachliegende Wasserflächen, bestehende Häfen, alte Militärgelände oder Kanäle und leerstehende Grundstücke - also über Möglichkeiten, aus nutzlosen Gebieten neue, alternative, innovative Wasserstadtquartiere für Anwohner und Touristen zu gestalten.

Also: Wohnen auf Rädern oder auf dem Wasser? Oder bleibt es doch bei den eigenen vier Wänden aus Beton? mb

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