Kein Grund zu jammern

Marc Opitz, Projektmanager, Kreditvergleich.net, Leipzig

Quelle: privat

Auf den ersten Blick schien es nachvollziehbar, dass Banken und Sparkassen im Zuge der Niedrigzinspolitik beklagten, ihnen werde das Geschäft kaputt gemacht - speziell im Immobilienkreditbereich sei es schlimm. Als dann noch die neue Wohnimmobilienkreditrichtlinie im März 2016 in deutsches Recht gegossen wurde, lagen bei manchen Vorständen die Nerven blank. Vor allem Sparkassen und Volksbanken entrüsteten sich über Geschäftseinbrüche von bis zu 20 Prozent bei den Baufinanzierungen. Es kann allerdings anhand der Zahlen belegt werden: Viel Gejammer, kein Anlass!

Es ist sicherlich wahr, dass Immobilienfinanzierungen heute günstiger hergegeben werden als je zuvor. Dennoch: Banken bekommen das Geld nach wie vor billiger, als sie es ausreichen. Plus: Günstiges Baugeld produziert auch mehr Bauherren und damit mehr Baufinanzierungen. Das spricht eher für bessere Geschäfte, selbst wenn die Zinsmargen gesunken sind. Zusätzlich gab es für Banken und Sparkassen noch den "Segen" der EZB: Die Zentralbank legte ein Programm auf, dass Banken nicht nur zinsfreie Kredite gewährte, sondern den Kreditinstituten sogar noch einen Bonus oben drauf auszahlte (Programm GLRG II).

Wir haben in einer aktuellen Studie die Daten der Bundesbank und des Statistischen Bundesamtes im Immobilienbereich analysiert und statt des Jammertals einen sonnigen Markt gefunden. Beispiel gefällig? Es gab einen Rückgang der Immobilienfinanzierungen zwischen 2007 mit 57,9 Milliarden Euro und 2009 mit 47,9 Milliarden Euro.

Bereits 2011 war indes beinahe das Niveau vor der Finanzkrisen erreicht (56,8 Milliarden Euro). Tatsächlich hat sich das Volumen mit über 100 Milliarden Euro bis zum Jahr 2016 fast verdoppelt. Kontinuierlich steigende Auftragseingänge sorgen auch im Bauhauptgewerbe seit 2008 für glänzende Geschäfte. Im Vergleich zum Jahr 2010 liegt der indexierte Wert für 2016 fast doppelt so hoch.

Die Preise für die eigenen vier Wände steigen und steigen. Dabei spielt es fast keine Rolle, ob neue oder bestehende Objekte gekauft werden. Ob Bau oder Kauf, in so gut wie allen Fällen wird eine Finanzierung benötigt. Wieder ein Punkt, der für eine sonnige Lage bei der Immobilienkreditvergabe spricht.

Die Mieten steigen, besonders in den Städten und Großstädten. Seit 2010 wohnt man dort fast 30 Prozent teurer. Lohnt sich also ein Investment in Immobilien gerade im Hinblick auf nicht mehr existierende Sparzinsen? Anhand der vergebenen Immobilienkredite kann festgestellt werden, dass viele dieser Meinung sind. Dieses Eisen ist mittlerweile aber ein heißes. Wurden 2010 in den sieben größten Städten noch etwas über 22 Jahre benötigt, bis die Jahresmieten den Kaufpreis einspielten, waren es 2016 bereits über 29 Jahre.

Anhand der offiziellen Daten kann nachgewiesen werden, dass die Bankbranche heute eigentlich keinen Grund mehr zur Beschwerde hat, wenn es um Immobilienkredite geht. Die Finanzkrise war sicher kein Zuckerschlecken! Doch hierzulande ist die Krise überwunden. Die Zeichen stehen seit Jahren auf Erholung und die Charts verlaufen weiter nach rechts oben. Wenn Banken weiterhin jammern, müssen sie sich die Frage gefallen lassen, weshalb sie deutlich schlechter als der übrige Markt performen.

Marc Opitz, Projektmanager, Kreditvergleich.net, Leipzig

Noch keine Bewertungen vorhanden


X