LBS Bayern kann auch Nullzins

Dr. Franz Wirnhier

Quelle: LBS

Nach rund 14 Jahren an der Spitze der LBS Bayern ist Dr. Franz Wirnhier zum Jahresende 2017 in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Einfache Rahmenbedingungen waren ihm gerade in der Spätphase seines Berufslebens nicht vergönnt. Die Nullzinspolitik der EZB hat die Bausparbranche vor ihre bislang wohl größte Bewährungsprobe gestellt. Vor nicht allzu langer Zeit wusste Wirnhier deshalb selbst nicht, ob es seinem Haus gelingen würde, bei dauerhaft extrem niedrigen Zinsen nachhaltig positive Ergebnisse erzielen zu können. Im Rahmen seiner letzten Jahresabschluss-Pressekonferenz Mitte Dezember zeigte er sich unter Verweis auf die voraussichtlichen Geschäftszahlen 2017 aber optimistisch, dass die LBS Bayern auch für solche Phasen gut gerüstet ist.

Bei rund 30 (im Vorjahr: 36) Millionen Euro wird das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge liegen, der Jahresüberschuss soll voraussichtlich zehn Millionen Euro betragen. Der dafür geleistete Kraftakt war zweifelsohne gewaltig und beinhaltete mitunter auch schmerzhafte Schritte. So gehörte der Abbau von Arbeitsplätzen ebenso dazu wie die Kündigung hochverzinster und zuteilungsreifer Altverträge. Keine nennenswerte Rolle bei der Neuausrichtung des Geschäftsmodells spielten bislang die erweiterten Anlage- und Refinanzierungsmöglichkeiten infolge der Novellierung des Bausparkassengesetzes. Weder wurden frei verfügbare Mittel in Aktien investiert, noch ein Einstieg in das Pfandbriefgeschäft erwogen.

Von einer anderen wesentlichen Neuregelung des Gesetzes macht die LBS Bayern dagegen regen Gebrauch: nämlich die Möglichkeit, Mittel aus der Zuteilungsmasse zwischenzeitlich zur Gewährung sonstiger Baudarlehen zu verwenden. Das verdeutlichen die Zahlen des Finanzierungsgeschäfts 2017, für das ein Wachstum von rund zehn Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro prognostiziert wird: Das Volumen an Annuitätendarlehen, die seit Oktober 2016 neben den klassischen Baudarlehen und Vorfinanzierungen das dritte Produkt im Angebot der LBS Bayern sind, verdreifachte sich beinahe gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 145 Millionen Euro. Weiter im Aufwind sind darüber hinaus die Vorfinanzierungen, die mit einem Volumen von 750 (2016: 731) Millionen Euro erneut den Löwenanteil ausmachten. Demgegenüber verlor das kollektive Darlehensgeschäft weiter an Bedeutung: Die abgerufenen Bauspardarlehen beliefen sich auf 180 Millionen Euro, das sind 12 Millionen Euro weniger als im Jahr 2016. An dieser Stelle bemüht sich die LBS Bayern laut Wirnhier weiter darum, die Altlasten aus vergangenen Hochzinszeiten abzubauen. So wurden mehrere Hunderttausend Bestandskunden angeschrieben, um sie zum Umstieg auf Kredite mit attraktiveren Zinskonditionen zu bewegen.

Eine Stabilisierung konnte unterdessen im Bausparneugeschäft verzeichnet werden: Dieses wird 2017 voraussichtlich ein Volumen von rund 7 (Vorjahr: 6,85) Milliarden Euro erreichen. Die durchschnittliche Bausparsumme deutet dabei auf großes Potenzial für das künftige Darlehensgeschäft hin: Satte 55 000 Euro beträgt diese pro Vertrag - ein Rekordhoch. Das leicht gestiegene Neugeschäft liefert dennoch keinen Anlass zum Jubeln, schließlich markierte das Jahr 2016 den niedrigsten Wert seit 2004. Auf Wirnhiers Nachfolger Erwin Bumberger wartet in dessen Spezialgebiet - er war bislang Vertriebsvorstand der LBS Bayern - also einiges an Arbeit. Auf der Pressekonferenz skizzierte Bumberger deshalb auch direkt seine Visionen für die angedachte Vertriebsoffensive 2018 des Instituts, die mithilfe neuer Ansätze zusätzliches Wachstum generieren soll. So will die LBS Bayern ab dem Jahr 2018 erstmals auch Wohnungsunternehmen in nicht kommunaler Trägerschaft als Kunden für sich gewinnen. Angesichts der großen Investitionssummen, die diese Gesellschaften mitunter tätigen, sieht Bumberger darin "ein interessantes Absatzpotenzial" sowohl für das gewerbliche Bausparen als auch für die Sofortfinanzierungsangebote der LBS Bayern. Angedacht sind Bausparverträge in maximal zweistelliger Millionenhöhe mit überwiegend lokal tätigen bayerischen Wohnungsunternehmen, von denen es im Freistaat rund 470 gibt.

Zudem plant das Institut, seine Produkte künftig auch sogenannten Drittvermittlern, sprich freien Finanzberatern, zur Verfügung zu stellen. Laut Bumberger wird heute bereits ein Viertel des Gesamtmarktes für Baufinanzierungen in Deutschland durch solche freien Vermittler abgedeckt. Ein Trend, der vor allem durch die wachsende Bedeutung von Onlineplattformen getrieben wird. Grund genug für die LBS Bayern, sich diesen vor allem von jungen und internetaffinen Kunden frequentierten Vertriebskanal zunutze zu machen. Über die auf solchen Plattformen bereits vertretenen Sparkassen sollen dabei künftig auch LBS-Finanzierungen vermittelt werden - natürlich ohne sich dabei in die Quere zu kommen. "Bei Laufzeiten von über zehn Jahren sehen wir unsere Kernkompetenz und eine Ergänzung zu den Angeboten der Sparkassen", so Bumberger. Zu guter Letzt steht die Migration auf das einheitliche IT-System der Landesbausparkassen an. Die sieben Schwesterinstitute nutzen bereits das gemeinsame System "OS-Plus LBS". Bis zum Jahr 2020 will die LBS Bayern nachziehen. ph

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