Pfandbrief: EZB dominiert

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu. Für den deutschen Pfandbrief und dessen Hauptinteressenvertreter vdp war es in vielerlei Hinsicht kein einfaches. Einen großen Anteil daran trägt die EZB, die einmal mehr einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschehnisse am Pfandbriefmarkt ausübte. Im Rahmen ihres CBPP3-Programms vereinnahmte sie in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres sage und schreibe rund ein Drittel (4,7 Milliarden Euro) des Neuemissionsvolumens von Jumbo- und Benchmark-Pfandbriefen auf sich. Zwar beschert diese künstliche Nachfrage den Emittenten eine preisgünstige Absatzgarantie. Für deutsche Pfandbriefbanken spielt dieser Faktor jedoch eine untergeordnete Rolle. Sie fürchten eher um die Beziehung zu ihrer angestammten Investorenbasis, die längst nicht mehr in gewünschtem Maße zum Zuge kommt. Viele Institute dürften daher hoffen, dass sich der in den vergangenen Monaten vorsichtig abzeichnende, schrittweise Rückzug der EZB aus dem Covered-Bond-Markt fortsetzt und die freien Marktkräfte im Gegenzug wieder an Bedeutung gewinnen.

Gleichwohl beschränkt sich der Einfluss der EZB nicht auf das CBPP3-Programm. Ihre liquiditätsstützenden Maßnahmen (TLTRO), die ähnlich dem Pfandbrief eine langfristige, günstige Refinanzierungsvariante darstellen, dämpften die Aktivitäten am Primärmarkt 2017 einmal mehr spürbar. Ein voraussichtliches Gesamtemissionsvolumen in Höhe von 45 Milliarden Euro (davon rund 35 Milliarden Euro hypothekenbesichert) entspricht in etwa dem Vorjahreswert und bleibt somit deutlich unter den von den meisten Marktexperten zu Jahresbeginn prognostizierten 50 Milliarden Euro plus x. Der anhaltende Boom an den Immobilienmärkten und die damit einhergehenden Zuwächse bei Hypothekenfinanzierungen schlagen sich also erneut nicht im Pfandbriefneugeschäft nieder. Dieses Phänomen wird vermutlich auch das Jahr 2018 prägen: Die Versorgung europäischer Banken mit TLTRO-Mitteln bleibt nach Einschätzung der Commerzbank vorerst "großzügig".

Die Stagnation am Primärmarkt steht unterdessen in starkem Kontrast zu der weiter wachsenden Pfandbrief-Familie: Gleich sechs neue Mitglieder konnte der vdp in diesem Jahr begrüßen. Der Trend, dass sich immer mehr Universalbanken sowie typische Einlageninstitute an die Seite der klassischen "Spezialisten" gesellen, erfuhr dabei eine Fortsetzung. Bestes Beispiel dafür ist der jüngste Neuzugang, die aktuell an ihrem Pfandbrief-Debüt arbeitende Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Diese Entwicklung zeigt, dass der Pfandbrief mit all seinen Vorzügen eine ungebrochene Anziehungskraft auf die hiesige Bankenlandschaft ausübt. Bislang spielt er für viele Institute zwar noch nicht die ganz große Rolle im Refinanzierungsmix. Doch das könnte sich unter Umständen schon bald ändern. Neben dem langsamen EZB-Rückzug könnten dabei auch die in einigen Bankbilanzen schlummernden Zinsänderungsrisiken den Pfandbrief als wertvolles strategisches Instrument in den Fokus rücken. Blieben noch die Dauerbegleitthemen "Harmonisierung der Covered-Bond-Regelwerke" und "Regulatorik". Während Ersteres auf den vom vdp präferierten prinzipienbasierten Ansatz hinausläuft, droht bei Letzterem Ungemach. Die jüngst erzielte Einigung des Basel-IV-Regelwerks sieht einen Output-Floor von 72,5 Prozent vor. Im Interview mit dieser Zeitschrift vor gut drei Monaten hatte vdp-Präsident Dr. Louis Hagen dazu folgendes gesagt: "Wenn man nicht an einem Output-Floor vorbeikäme, dann wären 60 Prozent ein noch akzeptabler Kompromiss, der nur bei wenigen Mitgliedsinstituten noch Auswirkungen auf das Geschäft hätte." Mit Blick auf die deutsche Immobilienfinanzierung lässt dies nichts Gutes erahnen. ph

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