vdp: Der EZB sei dank

Dr. Louis Hagen, Präsident, Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V., Berlin

Quelle: obs/vdp

 

 

Kaum ein Banker will derzeit noch auf die Regulierung, die niedrigen Zinsen oder die geldpolitischen Maßnahmen der EZB schimpfen. Zu sehr klingt das nach Beschwerde, zu sehr nach Ausrede, zu wenig nach Vorwärtsstrategie. Doch leider kommt man nicht immer drum herum. Auch Louis Hagen, Chef der Münchner Hypothekenbank und Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, konnte es anlässlich der Jahrespressekonferenz des vdp nicht ganz vermeiden. Denn seine Mitgliedsinstitute leiden gleich mehrfach unter Draghi´s (w)irrer Strategie: Die Ankaufprogramme der Notenbanken fegen den Markt leer und treiben traditionelle Covered-Bond-Investoren in andere Assetklassen. Die fast schon verzweifelte Liquiditätsversorgung der Kreditwirtschaft über die verschiedenen TLTRO führt zwangsläufig dazu, dass Pfandbriefe von den Banken nicht mehr in entsprechendem Umfang zur langfristigen Refinanzierung eingesetzt werden.

Entsprechend schmäler fällt auch das Emissionsvolumen der vdp-Mitglieder aus. Insgesamt wurden 2016 neue Pfandbriefe im Volumen von 45,4 Milliarden Euro ausgegeben, 12,7 Milliarden Euro oder rund ein Fünfter weniger als noch im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr sollen laut Umfrage des vdp wieder deutliche mehr Papiere emittiert werden. Die Institute planen einen Absatz von 55,9 Milliarden Euro. Die Investoren wird es freuen, denn auch wenn der Pfandbrief "das teuerste Produkt im Covered-Bond-Markt" ist, wie es Hagen formulierte, ist die Nachfrage ungebrochen hoch. Qualität habe halt ihren Preis, so der vdp-Präsident.

Zunehmend schwerer tun sich all die "Erfindungen" der vergangenen Jahre. Der Jumbo-Markt liegt angesichts der fehlenden Emissionen an öffentlichen Pfandbriefen danieder. Die Emission von Hypotheken-Jumbos macht angesichts der Kleinteiligkeit der Finanzierung keinen Sinn. Von daher weichen die meisten Emittenten in das Benchmarkformat bis 500 Millionen Euro aus. Überhaupt keine Bewegung gibt es mehr im Schiffs- und Flugzeugpfandbriefmarkt. Weder Flugzeuge noch Schiffe sind bislang im Covered-Bond-Markt über ein kleines Nischendasein hinausgekommen. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass sowohl EBA als auch Europäische Kommission im Zuge der Harmonisierungsdebatte die Produkte kritisch sehen und eigentlich nicht unter dem Begriff Covered Bond einordnen wollen.

Weitere unliebsame Nebenbedingungen der EZB-Politik sind massive Preissteigerungen an den Immobilien- vor allem den Wohnungsmärkten, sinkende Renditen und damit Margen bei den Immobilienfinanzierern, steigender Wettbewerbsdruck durch neue Wettbewerber, vor allem Versicherungen und ausländische Banken, eine steigende Risikobereitschaft bei dem oder anderen Spieler sowie geringere Zinseinnahmen beziehungsweise sogar Kosten für Eigenanlagen und überschüssige Liquidität. Der EZB sei Dank! Auch wenn Louis Hagen das so natürlich nie sagen würde.

Weitere Artikelbilder

Noch keine Bewertungen vorhanden


X