Olympische Zinsen - olympisches Risiko

Realkredite: Stand 22. August 2016 Quelle: Dr. Klein & Co. AG

Nun sind die Olympischen Sommerspiele in Rio Geschichte. Spannende Wettkämpfe, großer Jubel - aber eben auch viel Enttäuschung. Die Sportler gingen oft ein hohes Risiko ein, um ihrem Ziel, einer Medaille, näher zu kommen. Geradezu olympisch verhält sich auch die brasilianische Zentralbank Banco Central do Brasil (BACEN): Goldmedaille für den weltweit höchsten Leitzins von sage und schreibe 14,25 Prozent. Käufer für Staatsanleihen können sich über knapp zwölf Prozent Zinsen freuen. In hiesigen Gefilden zahlt man mittlerweile dafür drauf, dem Staat sein Geld anzuvertrauen. In den USA bekommt man immerhin noch gut 1,5 Prozent.

Aber wir sprechen in diesem Zinskommentar von einem olympischen Risiko. Ein bisschen Nervenkitzel ist in diesem Falle inclusive. Denn die brasilianische Inflation liegt aktuell bei etwa neun Prozent. Aber dennoch ist derzeit noch Renditeluft drin. Nun gut, der brasilianische Staat konnte in den vergangenen Jahrzehnten schon häufiger keine Anleihen mehr bedienen. Durch Investitionen in kurzfristige Schuldverschreibungen können olympische Anlagesportler jedoch das Risiko etwas minimieren. Aber nicht zu vergessen ist, dass sich die politische Krise im Land weiter zuspitzt. Es läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff - sie selbst ist suspendiert und beteuert ihre Unschuld. Kriminalität und Korruption grassieren. Alles keine sehr attraktiven und gemütlichen Anlagebedingungen - gewiss.

Zurück in heimische Gefilde, wo eine Mischung aus schwachem Wirtschaftswachstum in Teilen Europas, fehlender Konsumfreude und niedriger Inflation die expansive Geldpolitik der EZB unvermindert anhalten lässt. Dennoch lassen es sich viele Anleger nicht nehmen, in deutsche Staatsanleihen zu investieren. Sicherer Hafen mit mittlerweile sogar negativen Zinsen - stört nicht weiter. Und das wird noch lange so bleiben. Die Inflation in Deutschland liegt im Juli bei 0,4 Prozent, in der Eurozone sogar nur bei 0,2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit hat sich in der EU um die 10,1 Prozent eingependelt, in Deutschland bei nur sechs Prozent. Und obwohl das Konsumklima sich zuletzt in der EU etwas aufgehellt hat, wird es nach Einschätzung der meisten Experten nicht für eine deutliche Trendwende am Markt reichen. Dennoch scheinen sich die Marktbeobachter einig zu sein: Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen werden zum Jahresende nicht nachhaltig über null steigen. Denn auch solche Faktoren wie das Verfassungsreferendum in Italien und die US-Präsidentschaftswahl lasten auf der Marktstimmung.

Derweil sind Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung bekannt geworden. Demnach seien sich einige Mitglieder sicher, dass die wirtschaftlichen Konditionen bald eine weitere Anhebung rechtfertigen würden. Andere Fed-Mitglieder äußerten Bedenken bezüglich der künftigen Entwicklung des Arbeitsmarkts, und argumentierten gegen eine weitere Anhebung in Kürze. Einig seien sich die Zinshüter in der Hinsicht, dass weiterhin mehr Daten benötigt würden, welche die solide Inflationsentwicklung belegten. Zu den wichtigsten Mandaten der US-Notenbank gehört die Preisstabilität, welche die Zinshüter bei einer jährlichen Inflation von zwei Prozent gesichert sehen.

Die Experten sehen kurzfristig weiterhin niedrigste Zinsen für Immobilienkäufer. Wohlbemerkt kurzfristig! Denn beim längerfristigen Ausblick herrscht dann doch größtenteils Uneinigkeit. Manche sehen leicht steigende Konditionen bis zum Jahresende. Grund: Die mögliche konjunkturelle Erholung im Euroraum und der möglicherweise allmähliche Anstieg der Inflationsrate. Gerechnet wird ferner mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik seitens der Bank of England.

Der Bauboom jedenfalls hält wegen der niedrigen Zinsen an: In den ersten sechs Monaten des Jahres haben die Behörden in Deutschland den Bau von 182 800 Wohnungen genehmigt. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts 30,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum - und der höchste Stand seit 2000. dro

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