Gespräch des Tages

Bankstellenstatistik - "Overbanked"?

Nun ist es amtlich: Der Konsolidierungsprozess in der deutschen Kreditwirtschaft hat sich im Krisenjahr 2009 laut Bankstellenstatistik der Deutschen Bundesbank wieder etwas beschleunigt. So verringerte sich die Gesamtzahl der Institute im Laufe des Jahres um 2,2 Prozent auf 2121. In den Jahren 2007 und 2008 hatte der prozentuale Rückgang bei lediglich 1,0 beziehungsweise 1,3 Prozent gelegen. Blickt man 20 Jahre zurück, hat sich die Zahl der Banken im Lande damit deutlich mehr als halbiert. Dass die größte Abnahme des vergangenen Jahres mit 39 Instituten auf den genossenschaftlichen Sektor entfällt, ist dabei lediglich eine Fortschreibung der Entwicklung vergangener Jahre. Seit 1990 hat sich die Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken um rund zwei Drittel von rund 3400 auf 1162 verringert.

Betrachtet man die Veränderung der Zweigstellen von Kreditinstituten über die vergangenen zehn Jahre, so scheint aber zumindest in dieser Hinsicht der Gesundschrumpfungsprozess zu einer - zumindest vorläufigen - Ruhepause gekommen zu sein. Wurden im Jahr 2008 noch knapp 39565 Zweigstellen gemeldet, so verringerte sich diese Zahl im vergangenen Jahr zwar um weitere 124 auf nunmehr 39411, was einer Abnahme von 0,3 Prozent entspricht. Dennoch hat sich der Trend zu Filialschließungen insgesamt weiter verlangsamt. Im Jahr 2006 betrug der Rückgang noch 8,5 Prozent (inklusive Umstrukturierungen bei der Postbank), 2007 waren es 1,2 Prozent und im Laufe des Jahres 2008 reduzierte sich die Anzahl um 0,6 Prozent. Zum Vergleich: 1999 lag die Zahl der Zweigstellen noch bei knapp 60000, in den Jahren bis 2006 reduzierte sie sich kontinuierlich bis auf zunächst gut 40000. Für die kommenden Jahre ist allerdings ein weiterer Abbau der Filialen zu erwarten. Allein die Commerzbank hat als derzeit filialstärkstes Einzelinstitut im Rahmen der Übernahme der Dresdner Bank bereits eine Restrukturierung ihres Zweigstellennetzes bekannt gegeben.

Bemerkenswertes fördert überdies der Blick auf die Strukturen im Euro-Währungsgebiet zutage. Von den insgesamt 8076 (minus 3,3 Prozent) monetären Finanzinstituten - Kreditinstitute plus Zentralbanken, Geldmarktfonds und in Abwicklung befindliche Institute - verteilt sich nach wie vor mehr als zwei Fünftel auf lediglich zwei Länder: Deutschland mit glatt einem Viertel, gefolgt von Frankreich mit 16 Prozent. Dass das hierzulande im Vergleich zum Vorjahresanteil von 24,7 Prozent sogar wieder einen leichten Anstieg bedeutet, muss allerdings nicht beunruhigen. Denn daraus schließen, dass es in Deutschland deutlich zu viele Bankfilialen gibt, lässt sich freilich aufgrund der hohen Zahl an eigenständigen Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht: Gemessen an der Bankstellendichte (auf Basis von BIZ-Zahlen für das Jahr 2008) liegt Deutschland hier weiterhin im Mittelfeld.

Übrigens: Trotz kontinuierlicher Erweiterungen des Euro-Währungsgebiets hat sich die Anzahl der Finanzinstitute seit 1999 deutlich verringert. Waren damals noch 9859 MFI gemeldet, belief sich der Vergleichswert zum Jahresbeginn 2010 auf nur noch 8076. Welchen Einfluss dabei unterschiedliche Regulierungen - Stichwort Standortarbitrage - innerhalb der Eurozone haben können, zeigt derweil das Beispiel Irland: Hier hat sich die Zahl der Institute im gleichen Zeitraum von 96 auf 727 erhöht - ein Wachstum von 657,3 Prozent.

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