Aufsätze

Leasing oder Kredit - Was nützt dem Kunden?

Leasing ist es in den vergangenen Jahren gelungen, über die Hälfte der von außen finanzierten Investitionen zu generieren. Der Rest entfällt auf Bankkredite, staatliche Zuschüsse und Beteiligungsfinanzierungen, wie das Ifo Institut in seinem Investitionstest feststellt. Leasing ist also heute die dominierende Form der externen Investitionsfinanzierung. Über drei Viertel aller Unternehmen mit 20 bis 50 Beschäftigten, also klassisch mittelständisch, ziehen Leasing in Betracht, wenn sie eine Investition planen. 70 Prozent der Unternehmen in dieser Größe schließen dann auch tatsächlich einen Vertrag ab.

Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten ist Leasing noch beliebter. Im Ranking der Finanzierungsinstrumente ist Leasing für 41 Prozent der Unternehmen sogar die erste Wahl. Deutlich vor dem Kredit, für den sich nur 28 Prozent der Unternehmen entscheiden - so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage "Leasing in Deutschland 2007" von TNS Infratest. Gesamtwirtschaftlich betrachtet, wird ein gutes Fünftel der Ausrüstungsinvestitionen über Leasing realisiert. Vor allem aus der Mittelstandsfinanzierung ist Leasing nicht mehr wegzudenken. 85 Prozent der Leasingkunden stammen aus dem Mittelstand.

Instrument strategischer Unternehmensplanung

Was macht nun die Attraktivität von Leasing aus? Als Argumente werden häufig angeführt, Leasing ist bilanzneutral und schont die Kreditlinien. Aber weit ausschlaggebender als diese Vorteile ist, dass Leasing längst mehr bietet als die reine Finanzierung einer Investition, die mit der Anschaffung abgeschlossen wäre. Leasinggesellschaften begleiten und beraten ihre Kunden von der Anschaffung eines Objektes, über die Nutzungsdauer durch Service-Verträge bis zum Ende der Vertragsdauer. Die Leasingunternehmen haben sich daher einen Namen als Partner vor allem des Mittelstandes gemacht.

In der Unternehmensplanung nimmt Leasing eine zentrale strategische Bedeutung ein. Denn Leasing verleiht Unternehmen die nötige Flexibilität und Investitionskraft, um mit der Marktentwicklung und den verkürzten Produktzyklen Schritt zu halten und somit die eigene Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Nach Ablauf der Leasingdauer wird das genutzte Wirtschaftsgut zurückgegeben oder kann gegen ein technisch neues ausgetauscht werden. Für Mittelständler ist dies interessant, wenn in neue, moderne Anlagen investiert wird. Oder wenn es darum geht, stets auf dem neuesten technischen Stand zu sein und zum Beispiel Computer, Dienstwagen oder Maschinen nach nur kurzer Zeit auszutauschen. Daher ist dieses Argument bei den Top 5 der Leasingmotive im Laufe der Jahre auf Platz zwei vorgerückt (nach TNS Infratest, 2007).

Ein großer Pluspunkt für den Kunden ist die ausgewiesene Objekt- und Marktkenntnis der Leasinggesellschaften. Als erfahrene Investoren verfügen sie in der Regel über eine fundierte spezifische Branchenerfahrung. Die Rückkopplung mit Kunden und Herstellern verschafft ihnen ein Gespür für Markttrends. Auf dieser Basis können Leasingunternehmen schnell und flexibel reagieren und ihre Kunden beraten.

Kenntnis von Markt und Objekt als Wettbewerbsvorteil

Aufgrund ihrer Markt- und Objektkenntnis können Leasinggesellschaften auch in konjunkturschwächeren Phasen Investitionen realisieren, wenn Banken sich dagegen mit Krediten zurückhalten. Denn die Spezialisierung auf die Objektbewertung schlägt sich in deutlich verringerten Verlustquoten im Vergleich zum Kredit nieder. Zudem ermöglicht Leasing Investitionen ohne den Einsatz von Eigenkapital. In seiner Wirkung ist es mit einer 100-prozentigen Fremdfinanzierung vergleichbar, die in der Kreditwirtschaft praktisch nicht angeboten wird.

Als weiterer Vorteil erweist sich, dass Leasinggesellschaften zunehmend über Tochtergesellschaften, Niederlassungen oder Kooperationen im Ausland vertreten sind. Sie sind damit in der Lage, Kunden auch in diesen Märkten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Länderübergreifend ermöglicht dies eine integrierte Investitions- und Finanzierungsstrategie mit grenzüberschreitenden Lösungen aus einer Hand.

Kombination von Finanzierung und Service

Gerade für mittelständische Unternehmen ist Leasing in Verbindung mit zusätzlichen Serviceleistungen interessant. Denn zum einen ist es unter Wirtschaftlichkeitsaspekten oft günstiger, neben der Anschaffung auch den Unterhalt in die Hand eines externen Service-Unternehmens zu geben. Zum anderen öffnen sich mit Leasing nicht nur finanziell neue Spielräume, sondern auch operativ, da sich Unternehmen durch die Auslagerung von Verwaltungsaufgaben ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Gerade die Dienstleistung rund um das Leasingobjekt hat daher in den vergangenen Jahren zugenommen. Zuerst kamen die Full-Service-Angebote für Fahrzeuge, heute gibt es ähnliche Leistungen für Maschinen, Flugzeuge et cetera. Insbesondere aber auch im Immobilienleasing zählen hierzu Bauingenieurleistungen, Facility Management bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe eines Objektes. Die Leasingbranche hat es immer verstanden, Kundenbedürfnisse zu erkennen und in entsprechende Dienstleistungen umzusetzen.

Flexibilität und kundenorientierte Vertragsformen

Ein weiterer Vorteil für Leasingkunden ist das hohe Maß an Kalkulierbarkeit der Kosten sowie die gleichzeitig mögliche weitgehende Flexibilität in der Vertragsgestaltung. Auch in dieser Kombination ist Leasing einzigartig.

Leasingnehmer können den Kostenaufwand aus den zu zahlenden Leasingraten für die gesamte Grundmietzeit im Voraus sicher kalkulieren und etwaige Risiken durch Marktveränderungen, zum Beispiel steigende Zinsen, ebenfalls ausschließen. Zugleich bieten nichtlineare Ratenverläufe, etwa saisonale Ratenzahlungen in der Gastronomie oder Landwirtschaft, Leasingkunden die Möglichkeit, ihren Betriebsaufwand präzise auf die jeweilige Ertragskraft des Investitionsobjekts abzustimmen und so den Erfolgsausweis in der Gewinn- und Verlustrechnung zu optimieren.

In den ersten Jahren nach der Einführung des Leasing wurden überwiegend Finanzierungsleasingverträge abgeschlossen. Inzwischen gewinnt Operate-Leasing zunehmend an Bedeutung. Nach finanzwirtschaftlichem Verständnis steht dieser Begriff allgemein für Leasingverträge, bei denen der Leasinggeber das Investitionsrisiko trägt. Die Vollamortisation tritt hier erst durch den Abschluss eines neuen Leasingvertrages oder durch eine Objektverwertung in eigener Verantwortung der Leasinggesellschaft ein. Diese Vertragsvarianten werden verstärkt im IT- und Pkw-Leasingbereich besonders im Zusammenhang mit Service-Komponenten angeboten.

Flexible Möglichkeiten bei der Vertragsgestaltung

Darüber hinaus genießen Leasingkunden weitgehende Flexibilität in der Festlegung von Vertragslaufzeiten und der Nutzung von anschließenden Verlängerungs- oder Kaufoptionen. Auch erfolgsabhängige Komponenten mit Blick auf den erzielten Wert in der Wiedervermarktung von Leasingobjekten können in die Vertragsgestaltung einbezogen werden.

Dank innovativer Produktentwicklungen gibt es kaum ein Wirtschaftsgut, das sich nicht per Leasing anschaffen lässt. Neben den klassischen Mobilien und Immobilien - Fahrzeuge, Maschinen, Computer-Hardware, Einrichtung sowie Gebäude - sind Leasinglösungen auch für immaterielle Güter verfügbar. Das Spektrum reicht hier von Software über Marken- und Patentrechte bis zur Vorfinanzierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten.

Leasing verleiht zusätzliche Innovationskraft

Nicht zuletzt werden neue Technologien via Leasing im Markt verbreitet. In den 1950er Jahren, als in Deutschland Leasing noch unbekannt war, baute Konrad Zuse den von ihm erfundenen ersten frei programmierbaren Rechner der Welt (genannt "Z 4"). Zuses Unternehmen, das zuletzt 1000 Mitarbeiter beschäftigte, scheiterte, weil es seine Produkte nur zum Kauf anbot. Für Banken kam die Finanzierung dieser teuren Z 4-Maschinen mit ihren peripheren Dienstleistungen kaum infrage, weil sie weder über die nötige technische Expertise zur Risikobeurteilung noch über Vermarktungskanäle verfügten. Dagegen vertrieb IBM seine Computer weltweit per Leasing und beherrschte dadurch den Markt.

Als sich Leasing auch in Deutschland etablierte, ermöglichten die Leasinggesellschaften die schnelle Markteinführung neuer Technologien, unter anderem bei Kopiermaschinen, Druckmaschinen (Fotosatz), Großgeräten der Medizintechnik, sowie die Reindustrialisierung der ehemaligen DDR.

Jetzt, an der Schwelle zu einem neuen Energiezeitalter werden die Leasinggesellschaften wieder gefragte Experten bei der Markteinführung neuer Technologien sein. Das sind insbesondere dezentrale Anlagen zur Energieerzeugung aus regenerativen Quellen und neue Generationen von energieeffizienten Maschinen, Straßenfahrzeugen und Flugzeugen. Weltweit fahren bisher zwar noch nicht sehr viele Elektroautos, diese sind jedoch fast alle Leasingfahrzeuge.

Für alle Branchen attraktiv unabhängig von der Unternehmensgröße

In Summe genießt Leasing gerade bei den Kunden im Mittelstand hohe Anziehungskraft, wenn es um Investitionsentscheidungen geht. Aber nicht nur dort: Der Kundenstamm reicht vielmehr vom Freiberufler und Einzelunternehmer über kleine und mittlere Firmen bis zum Weltkonzern quer durch alle Branchen, ganz gleich, ob Dienstleistungs- oder Gastronomie-Gewerbe, Landwirtschaftsbetrieb, High-Tech-Schmiede oder Schwerindustrie.

Die gleiche Vielfalt zeigt sich auf der Anbieterseite: Neben großen, in der Regel auch international tätigen Gesellschaften mit Banken- oder Hersteller-Hintergrund existiert ein breites Segment mittelständischer Leasingunternehmen, die häufig auf einzelne Leasingobjektgruppen oder auf bestimmte regionale Märkte spezialisiert sind. Experten für Immobilien- und "Big-Ticket"-Leasinggeschäfte sind ebenso vertreten wie Spezialisten für kleine Objektwerte. Diese Vielfalt gewährleistet, dass Kunden auf Augenhöhe beraten und ihnen individuelle Investitionslösungen zur Verfügung gestellt werden können, die exakt auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet sind.

Der Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors am 7. Juli 2010 im Rahmen des "Leasing-Forums" dieser Zeitschrift.

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