Stephan Ziegler, Vorstandsvorsitzender der Naspa (Bild unten), im Gespräch mit Chefredakteur Philipp Otto

Stephan Ziegler, Vorstandsvorsitzender der Naspa

175 Jahre Naspa - gibt es bestimmte Ereignisse, Begebenheiten, Einschnitte, die Sie besonders hervorheben möchten auf dem langen Weg zur Naspa 2015?

Mit der offiziellen Gründungsurkunde hat am 22. Januar 1840 Herzog Adolph zu Nassau die Landes-Credit-Casse ins Leben gerufen. In 175 Jahren hat sich wahrlich so viel getan, dass es das Interview sprengen würde, dazu dezidiert Stellung zu nehmen. Wir waren 1840 beispielsweise das einzige Geldinstitut im Herzogtum, wer Kredite brauchte musste vorher außer Landes gehen, zum Beispiel nach Frankfurt. Es gab von 1857 bis 1866 Nassauisches Geld nach dem Münzvertrag und so weiter. Unser Haus hat sich stets weiterentwickelt und den Menschen auf aktuellem Stand hochwertige Dienstleistungen angeboten. Trotz aller Veränderungen: Geblieben ist unsere Mission, nämlich die finanzielle Unabhängigkeit der Menschen in unserem Geschäftsgebiet zu unterstützen.

Was sind Traditionen - erst recht so lange - in der heutigen Zeit noch wert? Welche Bedeutung haben sie für das Geschäft?

Unter den Bedingungen von Globalisierung, Konzentrationsprozessen und Internet sind Sparkassen eine Konstante, die für Vertrauen und Sicherheit steht. Gerade in hektischen, von ständiger Veränderung geprägten Zeiten sind starke regional tätige Institute unverzichtbar. Ich denke, dass die Menschen in unserem Geschäftsgebiet schon sehr genau wissen, dass sie sich auf ihre Sparkasse verlassen können. Und dass auch nach 175 Jahren der Gründungsauftrag gilt, das Ersparte "für die hart arbeitende Bevölkerung" zu sichern. Eine Selbstverpflichtung mit diesem Ziel war damals revolutionär und ist es heute ja quasi wieder. Hinzu kam unsere Rolle als großer Arbeitgeber und unsere Gemeinwohlorientierung. Bis heute haben beispielsweise tausende Vereine und Einrichtungen aus Kunst und Kultur, Sport, Heimat- und Brauchtumspflege, Umweltschutz, Jugend und Gesundheitspflege von den Ausschüttungen unserer Stiftung profitiert.

Jetzt wird die Naspa rot - was waren die Gründe für diesen Schritt?

Nach außen hin sichtbar ist das vielleicht sogar der größte Einschnitt für unsere Kunden, die uns seit rund 175 Jahren nicht als rote, sondern als Sparkasse mit den blauorangen Farben des Herzogtums Nassau kennen. Mit dem neuen Marktauftritt signalisieren wir, dass wir zur größten Finanzgruppe Europas gehören. Wir können direkt und über unsere Verbundpartner für unsere Kunden nahezu jede Art von Lösungen für Anlagen, Finanzierungen, Investitionen, Zahlungsverkehr, Vermögensverwaltung oder Finanzplanung anbieten. Das gilt über die Landesbanken oder die Deutsche Leasing auch für Auslandsgeschäfte. Dies wollen wir 2015 - auch rund um unser 175-jähriges Jubiläum - intensiv kommunizieren.

Die aktuelle Situation der Branche ist ja sehr geprägt von Ertragsproblemen, Regulierung, Misstrauen etc.

Beim Thema Vertrauen stehen die Sparkassen nach wie vor hoch im Kurs bei ihren Kunden. Die Gründe habe ich schon angesprochen. Beim Thema Ertrag macht unserer Branche - und auch vielen Verbrauchern - die Niedrigzinsphase zu schaffen. Alleine für die Sparkassen bedeutet das niedrige Zinsniveau jährlich etwa 500 Millionen Euro weniger Ertrag. Und das hat Folgen über die Institute hinaus: Die Sparkassen-Finanzgruppe engagiert sich traditionell und intensiv in der Region und der Gesellschaft. Die Niedrigzinsphase führt dazu, dass dafür weniger zur Verfügung steht.

Gehen die neu geschaffenen beziehungsweise geplanten Rahmenbedingungen seitens der Regulierer Ihrer Ansicht nach in die richtige Richtung?

Es ist nicht alles falsch, aber es wurden unter dem Eindruck der Krise in den vergangenen Jahren auch finanzmarktwirksame Maßnahmen in die Wege geleitet, die langfristig kontraproduktiv wirken. Lokale Kreditinstitute wie die Sparkassen haben die Krise nicht zu verantworten und fallen trotzdem unter viele der neuen Regulierungsmaßnahmen. Das bedeutet leider zahlreiche neue bürokratische Auflagen, die weder für die Kunden der Sparkassen noch für Sparkassen selbst hilfreich sind. Es muss dafür viel Zeit und Geld aufgewendet werden. Beides würden wir lieber in die Kundenbeziehungen investieren. Wir plädieren daher nach wie vor für ein differenzierteres Vorgehen, bei dem kleine und regional aufgestellte Kreditinstitute weniger belastet werden.

Was sind die wesentlichen Stellschrauben hin zur Bank der Zukunft?

Die Bank der Zukunft muss ein verlässlicher Partner der Kunden sein. Somit muss sich unser Angebot - wie auch schon in der Vergangenheit - an die Bedürfnisse, die Nutzungswünsche und die Rahmenbedingungen unserer Kunden anpassen. Ein Thema wird dabei die fortschreitende Digitalisierung sein. Wir passen aktuell unser Geschäftsstellennetz dem veränderten Nutzungsverhalten unserer Kunden an. Online-Banking ist für den Großteil der Kunden kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern wird vorausgesetzt. Mobile-Banking, kontaktloses Bezahlen, nützliche Apps für die Haushaltplanung gehören schon zum Angebot. Aus unserer Sicht wird aber gerade bei komplexen Themen und großen finanziellen Entscheidungen unserer Kunden das Gespräch mit dem gut ausgebildeten und persönlich bekannten Berater ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns bleiben.

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