Seit sich Banken in Deutschland in den neunziger Jahren des letzten Jahrtausends zum ersten Mal entschlossen haben, leistungsgestörte Forderungen vor Endfälligkeit an einen Dritten zu veräußern, hat sich in diesem Markt vieles geändert. Große Wellen schlugen die Portfoliotransaktionen 2003 bis 2007, die nur durch die massive Unterstützung externer Berater möglich waren. Im Nachgang hierzu erschienen viele Fachaufsätze und Präsentationen von einzelnen Häusern, um deren Expertise zu bekräftigen beziehungsweise einzelne Punkte zu beleuchten. Konferenzen entwickelten sich zu akzeptierten Treffen der Marktplayer. Was vielen jedoch fehlte war ein Standardwerk, in dem alle Seiten des Kredithandels ausführlich und verständlich insbesondere für Verkäufer dargestellt werden konnte.
Mit der ersten Auflage dieses Handbuches erschien 2008 eben dies lang gesuchte internationale Grundlagenwerk. Zwar konzentriert auf Portfoliotransaktionen, wurde dennoch die gesamte Breite des Sekundärmarktes beleuchtet, von Strukturen, Rahmenbedingungen, bis hin zu Servicing und rechtliche Unterschiede in einzelnen Ländern.
Seit Erscheinen des Buches hat sich in der Bankenbranche und damit auch im Sekundärmarkt viel geändert. Der Verkauf von Forderungen ist trotz oder wegen Bankenkrise, Basel III, CRD IV und dem neuen Thema AQR ein Standardvehikel der Risikomanager geworden. Selbst großvolumige Portfolios wurden wieder platzierbar, da zusätzlich zum Thema NPL der Bereich nichtstrategische (aber performing) Kreditportfolios hinzukam, der zu einer starken Erhöhung der Transaktionszahl und auch der Volumina in Europa geführt hat.
Dieses Umfeld sowie aktuelle Marktentwicklungen beleuchtet die kürzlich im Londoner Euromoney Verlag erschienene, überarbeitete und erweiterte 2. Auflage des von Simon G. Grieser und Jörg Wulfken herausgegebenen Handbuches "Performing and Non-Performing Loan Transactions Across the World - A Practical Guide". Auch diese Auflage hat wieder den bewährten zweiteiligen Aufbau, den bereits die erste Version hatte.
Auf den ersten 180 Seiten werden von unterschiedlichen Autoren aus der Branche die Grundzüge nationaler und internationaler Transaktionen dargestellt. Dies beinhaltet hauptsächlich - wie könnte es bei den Herausgebern auch anders sein - die rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Vertragsgestaltung.
Die folgenden 200 Seiten stehen wiederum den "Country Reports" zur Verfügung, in denen für zwölf Länder ausführlich die individuellen Voraussetzungen für den Kredithandel besprochen werden. Wie auch bereits in der ersten Auflage schließt das Buch mit mehreren aktualisierten Musterverträgen.
Die Autoren, die die Herausgeber bei diesem Buch unterstützen, sind analog der Vorauflage Partner und Mitarbeiter von Investoren, Banken, Servicinggesellschaften, Rechtsanwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die die rechtlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge ebenso darstellen wie den Umgang damit in der Praxis. Die Expertise dieser insgesamt mehr als 40 Mitwirkenden aus Europa, USA und Asien macht das Buch zu der derzeit aktuellsten und umfassendsten Abhandlung mit globalem Ansatz in diesem Bereich.
Fazit: Dieses Handbuch ist sicherlich kein Krimi, der in einer Nacht durchgelesen werden kann. Das liegt schon an der Vielzahl an Autoren, die das Thema Kreditverkauf aus den unterschiedlichsten eigenen Blickwinkeln betrachten, und damit auch unterschiedliche Schreibstile und Tiefgang anbieten. Aber vielleicht gerade deshalb zeigt dieses Handbuch ein rundes Bild über die unterschiedlichen Facetten des Sekundärmarkts von leistungsgestörten Forderungen und wird daher als Nachschlagewerk in Kreditabteilungen, die im internationalen Kreditverkauf mitarbeiten wollen/müssen, aber auch bei Beratungshäusern und Forderungskäufern einen Platz im Regal finden wird.
Claus Radünz, Landesbank Baden-Württemberg, Mainz