Versicherungs- und Bausparmathematik

Hans Laux, Trilogie meines Lebens, 305 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-89952-902-9.

Hans Laux, der Nestor der deutschen Bausparmathematik, hat seine Lebenserinnerungen unter dem Titel "Trilogie meines Lebens" vorgelegt. Der erste Teil ist überschrieben "Meine Kindheit im 'Dritten Reich'", der zweite "LX - der Aktuar" und der dritte Teil schließlich "Privatissimum". Für all diejenigen, die den Autor vor allem durch seine berufliche Tätigkeit kennen und schätzen gelernt haben, ist sicherlich der zweite Teil vordergründig der interessanteste, aber auch die beiden anderen Teile der Trilogie weisen in vielen Punkten über die rein persönlichen Erlebnisse und Begegnungen des Autors hinaus.

Geboren in den letzten Stunden der 1920er Jahre, verbrachte Hans Laux seine Kindheit und Jugend in Köln-Mülheim. Als er drei Jahre alt war, übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Auch wenn sich kein Bürger den damit verbundenen Veränderungen des gesellschaftlichen Lebens ganz entziehen konnte, war doch die bewusste Abgrenzung vom Regime in einem katholischen Elternhaus die dominierende Erfahrung. Nach kurzer Zeit der "Kinderlandverschickung" nach Schlesien kehrte Hans Laux nach Köln zurück und erlebte dort das Ende des zweiten Weltkrieges. Die frühen Jahre bis 1945 lässt der Autor in vielen Erinnerungen an Verwandte und Jugendfreunde sowie durch eine Reihe von Anekdoten wieder lebendig werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Köln vollkommen zerstört, alle verfügbaren Kräfte mussten dem Wiederaufbau gewidmet werden. Dennoch entstand - vor allem nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland - ein Lebensgefühl gerade der jungen Leute, das von Optimismus und Freude an der Zukunft geprägt war. Wie ein begabter junger Mensch die Möglichkeiten dieser Zeit zu nutzen verstand, dafür ist Hans Laux ein lebendiges Beispiel. Nach dem Abitur studierte er Wirtschaftsmathematik in Köln, wobei es ihm von Anfang an wichtig war, die Mindeststudiendauer von acht Semestern nicht zu überschreiten. Dies gelang, und nicht nur das; nur sieben Monate nach dem Diplomexamen im Mai 1954 konnte er bereits am 18. Dezember 1954 promovieren. Schon während des Studiums arbeitete Hans Laux als Werksstudent in den versicherungsmathematischen Abteilungen von Kölner Lebensversicherungsgesellschaften und lernte dort die Grundlagen der Versicherungsmathematik kennen, ein Umstand, der seinen beruflichen Weg wesentlich mitbestimmen sollte.

Amüsant geschildert ist der Einstieg in das Berufsleben in einem versicherungsmathematischen Gutachterbüro in Westfalen. Der skurrile Chef des Büros, die chaotische Organisation, die offensichtliche Überforderung vieler Kollegen bis hin zu dem nachlässigen Umgang mit Finanzen werden lebendig geschildert. Den genauen Gegenpol bildete dann der zweite Arbeitgeber, das Büro Heubeck in Köln. Dort wurde der junge Mathematiker gefordert und gefördert, mit schwierigeren Sonderfällen betraut, und er lernte auch, dass es nicht ungewöhnlich war, neben der Arbeit fachwissenschaftliche Artikel zu publizieren. Seine große Chance bot sich ihm aber, als die Bausparkasse Wüstenrot, Ludwigsburg, 1961 einen Chefmathematiker suchte. Dort begann Hans Laux seine Arbeit im April 1962, verlegte seinen Wohnsitz nach Kornwestheim, und wurde zu dem, was ihn bis heute bekannt gemacht hat, nämlich zu dem eigentlichen Vater der deutschen Bausparmathematik. Naturgemäß stand zunächst das Dienstliche im Vordergrund, als Chefmathematiker der Bausparkasse und später Gründungsvorstand und Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Lebensversicherungs-AG hatte er einen mehr als ausgefüllten Arbeitstag. Daneben aber entwickelte er das Modell des Bausparens, das es ermöglichte, das Bauspargeschehen, die Einflussfaktoren auf Wartezeiten und die Steuerung des Kollektivs zu verstehen und im Unternehmen umzusetzen.

Eine schier unglaubliche Vielzahl von Veröffentlichungen, teilweise in der Gestalt von Lehrbüchern, schloss sich an. Auch in dieser Zeitschrift hat sich Laux mehrfach zu meist finanzmathematischen Fragen geäußert, zum ersten Mal im Juni 1967, mit Schwerpunkt in den 1970er und den 1980er Jahren, zuletzt mit Koautor H.-J.Richter im Juni 2010.

Den fachlichen Höhepunkt bildet die Entwicklung eines bausparmathematischen Gesamtmodells, aus dem auch eine Formel in die "Trilogie" aufgenommen worden ist, eine Formel, die dem Fachmann Respekt abnötigt, dem Laien aber wohl ziemlich unverständlich vorkommen dürfte. Durch seine Veröffentlichungen - teils auch aus dem Steuerrecht und der Versicherungs- und Finanzmathematik - wurde er einer breiten Fachöffentlichkeit bekannt und erwarb hohe Anerkennung. Diese kulminierte in der ehrenvollen Bezeichnung "Bausparpapst", die ein Redakteur der FAZ im Jahr 2005 kreierte. Angesichts seiner Freude daran, fachliche Grenzen zu erweitern und die Ergebnisse in verständlicher Form zu publizieren, kann es nicht verwundern, dass Hans Laux als Lehrbeauftragter an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Karlsruhe wirkte und dort die Möglichkeit zur Habilitation erhielt, die er 1983 mit einem Vortrag im Habilitationskolloquium erfolgreich abschloss.

In dem zweiten Teil der Lebenserinnerungen, der sich dem beruflichen Leben und der aktuariellen Tätigkeit widmet, wird deutlich, wie wichtig dem Autor die Mitarbeit in Verbänden, Begegnungen mit anderen Menschen und Freundschaften immer waren. Er initiierte eine Reihe von Vereinigungen oder wirkte dort als Vorsitzender; er besuchte häufig Tagungen, suchte den Kontakt mit kompetenten und hochrangigen Kollegen, arbeitete im Vorstand und bei der Ausbildung der Deutschen Aktuarvereinigung mit und nicht zuletzt pflegte er intensiv seine Freundschaften und liebte es zu feiern.

Viele Passagen des Buches sind mit großem Vergnügen zu lesen, da sie mit feinem Humor, ironisch oder sarkastisch mit Erscheinungen ins Gericht gehen, die Hans Laux eher wesensfremd waren. Beispielhaft genannt sei sein Umgang mit den vielen Plagiaten, die sein Werk erfuhr, die Ironisierung der Unsitte, an viele männliche Berufsbezeichnungen einfach die weibliche Endung "in" anzufügen. Hierher gehört auch ein besonderes Anliegen seiner späteren Jahre, die von ihm als unsinnig empfundene Wiederanlageprämisse öffentlich anzuprangern.

Bereits in den beiden ersten Teilen der Trilogie wird damit auch der Mensch Hans Laux immer mehr sichtbar, besonders gilt dies aber für den dritten Teil, das "Privatissimum". Viele kleine und große Episoden aus seinem beruflichen und privaten Leben werden dort in Erinnerung gerufen, die alle Facetten eines menschlichen Lebens von Trauer um den Tod der ersten Frau und Enttäuschung bis hin zu Erfolg, Zufriedenheit und Glück durchmessen. Auch sehr private Vorgänge, wie die köstliche Geschichte vom Kennenlernen seiner zweiten Ehefrau, sind genau, aber nicht indiskret beschrieben.

Hans Laux breitet in seiner Autobiographie ein reiches Leben aus, geprägt von dem katholischen Elternhaus, den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit, dem Optimismus eines hochbegabten jungen Mannes, dem Aufstieg im Beruf und in der Wissenschaft, von persönlichen Höhen und Tiefen und von der Freude im Zusammenleben mit seiner Familie und seinen vielen Freunden. Das Buch ist gut lesbar und streckenweise amüsant geschrieben und als lebendiges Zeitbild insbesondere Aktuaren und den im Finanzwesen Tätigen sehr zu empfehlen.

Prof. Dr. Jürgen Strobel, Technische Hochschule Köln

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