Kungelei im Kreditgeschäft?

Eine aktuelle Untersuchung der Goethe-Universität Frankfurt und des LOEWE-Zentrum SAFE, der Princeton University sowie der London Business School zufolge bekommen Unternehmer im Durchschnitt mehr Kredit von einer Bank, wenn die Manager beider Häuser demselben Elite- oder Wohltätigkeitsclub angehören. Und im Vergleich zu sonstigen Kreditgeschäften machen Banken mit Krediten, die auf Club-Kontakten basieren, weniger Gewinn. Club-Kontakte zwischen Bankern und Unternehmern und daraus entstehende Kreditbeziehungen haben also negative volkswirtschaftliche Folgen.

„Wir waren ziemlich überrascht über die Fülle unserer Ergebnisse“, sagt Rainer Haselmann von Goethe-Universität Frankfurt und LOEWE-Zentrum SAFE. „Nach unseren Daten wächst der Umfang der Kredite eines Unternehmens bei einer Bank, nachdem deren Chefs in den gleichen Club eingetreten sind, um 37 Prozentpunkte mehr als die Kredite des Unternehmens zu anderen Banken.“ Gleichzeitig mache eine Bank mit solchen Netzwerk-Krediten im Durchschnitt um 4,4 Prozentpunkte geringeren Gewinn als mit sonstigen Krediten. Sparkassen vergeben in größerem Ausmaß Kredite aufgrund von Netzwerk-Kontakten als private Banken.

Die schlechte Performance von Krediten, die offensichtlich auf Club-Kontakte zurückgehen, liegt laut Rainer Haselmann daran, dass die Banken einem Unternehmen zu spät den Geldhahn zudrehen, wenn die jeweils Verantwortlichen Club-Kollegen sind. Die Bank stellt dem Unternehmen auch dann noch Mittel zur Verfügung, wenn es sich erkennbar auf eine Pleite zubewegt und andere Banken längst ausgestiegen sind. „Offenbar fühlen sich Bankmanager dem Club-Kollegen besonders verpflichtet und blenden die betriebswirtschaftlichen Fakten daher zu lange aus“, so Haselmann. Sonderkonditionen, etwa beim Zinssatz, konnten die Autoren dagegen nicht feststellen.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Unternehmen, die sich über die großzügige Kreditvergabe freuen können, verwenden die neuen Finanzmittel im Allgemeinen nicht für Investitionen, sondern eher für Auszahlungen an die Anteilseigner beziehungsweise den Inhaber. „Hochgerechnet legen unsere Ergebnisse nahe, dass Kreditbeziehungen auf Basis von Elite-Netzwerken daher zu einer ineffizienten Verteilung von Kredit-Ressourcen führen“, so Haselmann. „Eine entwickelte Volkswirtschaft wie Deutschland könnte vermutlich eine höhere Wachstumsrate erreichen, wenn Bankmanager nicht in Elite-Netzwerken aktiv wären.“

Für ihre Untersuchung haben die Autoren die Mitgliedsdaten von rund 400 Service-Club-Filialen in ganz Deutschland sowie Daten zu Kreditverträgen ausgewertet.

Der komplette Beitrag erscheint unter Haselmann, R., Schoenherr, D. and V. Vig (2016): „Rent-Seeking in Elite Networks“, im Journal of Political Economy und ist verfügbar als SAFE Working Paper No. 132. Diesen Report können Sie dem beigefügten Dokument entnehmen. 

  

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