Privathaushalte verlieren ihre Vermögen

Den Privathaushalten in Deutschland sind durch die Niedrigzinsen bislang 344 Milliarden Euro an Zinsen gegenüber einem angenommenen Normalzinsniveau entgangen. Das haben Volkswirte des DZ BANK Research errechnet. Im laufenden Jahr dürften noch einmal 92 Milliarden Euro hinzukommen. Zusätzlich führt der erwartete Anstieg der Inflation im Jahr 2017 nach Einschätzung der Experten zu einem Vermögensverlust von 37 Milliarden Euro.

Zu den Folgen der Niedrigzinsphase zählt der Einbruch der Zinseinkünfte bei der Geldanlage: Im Vergleich zum „Normalzinsniveau“ summieren sich die Einkommenseinbußen der privaten Haushalte in den letzten sieben Jahren auf fast 344 Milliarden Euro. Dem steht eine Zinsersparnis bei Krediten von 145 Milliarden Euro gegenüber. Insgesamt wurden Netto-Zinseinbußen von 199 Milliarden Euro errechnet.

Von 2011 bis 2013 fiel die Durchschnittsverzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen unter die Inflationsrate und ein negativer Realzins musste hingenommen werden. Für 2014 bis 2016 lassen sich lediglich dank extrem niedriger Inflationsraten leicht positive Realzinsen errechnen. Mit der Rückkehr der Inflation fällt der durchschnittliche Nominalzins in diesem Jahr erneut schwächer aus als der allgemeine Preisanstieg. Ein Realzins von voraussichtlich minus 0,8 Prozent führt 2017 zu einem Wertverlust des privaten Geldvermögens von über 37 Milliarden Euro.

Die Niedrigzinsphase macht sich im Sparverhalten der Bürger bemerkbar. Zwar ist ein Rückgang der Sparquote nicht festzustellen. Allerdings führt die Kombination aus der traditionellen Risikoscheu der Anleger und niedrigen Zinsen zu einem gigantischen Geldanlagestau. Dass die Bürger keine hohen Risiken eingehen und fehlenden Zinseinnahmen mit verstärktem Sparen entgegenwirken, ist eine angemessene Reaktion auf die Niedrigzinsphase – vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge.

Die Probleme, denen sich die Anleger ausgesetzt sehen, resultieren zum Teil jedoch aus einer einseitigen Portfoliomischung zugunsten zinsabhängiger Anlageformen. Das erschwert die Kompensation von Zinseinbußen in Zeiten niedriger Zinsen, so die DZ-Analysten. Langfristig könnte daher eine ausgewogenere Portfoliostruktur, die neben Zinseinnahmen auch stärker Dividendenerträge und Kursgewinne ermöglicht, Abhilfe schaffen.

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