Regulatorischer Stauatlas 2017

72 Prozent der Kreditinstitute in Deutschland befürchten, dass sie die Vielzahl neuer regulatorischer Anforderungen von deutschen und europäischen Aufsichtsbehörden nicht fristgerecht umsetzen können. Bei Geldinstituten mit großer Bilanzsumme sehen sogar 84 Prozent der Verantwortlichen dieses Risiko. In Schulnoten ausgedrückt geben sich 30 Prozent aller Institute bei der Beurteilung, wie gut ihr Haus für die fristgerechte Umsetzung der Vorschriften aufgestellt ist, selbst nur ein ausreichend oder mangelhaft. Das sind Ergebnisse der Studie „Regulatorischer Stauatlas 2017“ der Hamburger Unternehmensberatung PPI AG, für die Führungskräfte von Kreditinstituten zu Stand, Ausblick und Herausforderungen bei der Umsetzung regulatorischer Anforderungen. Im Rahmen einer CATI-Befragung (Computer Assisted Telephone Interview) wurden dazu im Mai und im Juni dieses Jahres 50 Führungskräfte in Banken aus den Bereichen Geschäftsführung, IT, Finanzen, Risikomanagement, Controlling, Meldewesen, Legal, Compliance und Interne Revision befragt.

Die Studie zeigt auch Folgen der Regulierungswelle für die Belegschaft auf. So gibt es in nahezu allen Instituten (96 Prozent) mindestens eine spezielle personelle Maßnahme, welche die Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Vorgaben zum Ziel hat. Maßnahmen sind dabei die Neueinstellung von Mitarbeitern (44 Prozent), die gezielte Fort- und Weiterbildung des Bestandspersonals (76 Prozent) und vor allem der befristete Einkauf von externem Know-how (80 Prozent).

Der Studie zufolge sehen sich viele Banken durch die zahlreichen Regulierungsvorhaben unter enormen Leistungs- und Veränderungsdruck, da sie neue und regulatorisch notwendige Prozesse parallel implementieren müssen, ohne die Cost Income Ratio und die steigenden Kapital-anforderungen aus dem Blick zu verlieren. Das betrifft im Zeitalter der digitalen Transformation gerade auch die IT-gestützten Prozesse, die mehr und mehr Angriffsfläche für Cyberkriminalität bieten und gleichzeitig den wachsenden Anforderungen an die Datensicherheit standhalten müssen.

Inhaltlich beschäftigen sich die Banken derzeit am intensivsten mit der Implementierung des granularen Kreditmeldewesens Ana-Credit. Alle befragten Banken sind darüber hinaus mit den Themen 2. FiMaNoG (inklusive MiFID II, MiFIR), SREP, der derzeit in der Konsultation befindlichen 5. MaRisk-Novelle sowie den damit verbundenen bankenaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT) befasst.

Am weitesten umgesetzt wurden laut Studie bislang die Anforderungen aus dem aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) sowie dem Fundamental Review of the Tradingbook (FRTB). Bei Ana-Credit, dem 2. FiMaNoG (inklusive MiFID II, MiFIR) sowie den BCBS 239 wird aufgrund der Dringlichkeit intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Umsetzungsdruck wird zudem für die erwarteten Anforderungen aus der 5. MaRisk-Novelle gesehen. Als größte Investitionsfelder werden derzeit die Themen SREP, BCBS 239, die Zahlungsverkehrsrichtlinie PSD2, Ana-Credit sowie die neuen Finanzmarktrichtlinien genannt.

Die regulatorischen Anpassungen werden von den Kreditinstituten dennoch nicht nur als lästige Pflicht gesehen, die mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist, sondern zumindest in einzelnen Bereichen durchaus auch als Chance. In der IT erwarten die Kreditinstitute beispielsweise positive Entwicklungen hinsichtlich Performance und der grundsätzlichen Vereinfachung bestehender Prozessabläufe. Auch in den Bereichen Risikomanagement und Compliance werden positive Effekte gesehen – insbesondere eine weitere Digitalisierung und Automatisierung.

Klichen Sie hier um die Studie Regulatorischer Stauatlas 2017 abzurufen.

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