NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT KORRELL - JOHANNESHOF

Weingut Korrell - Johanneshof

Wir haben alle unsere Schwächen. Bei YouTube kommt Martin Korrell (Jahrgang 1975) natürlich nicht so groß heraus wie beispielsweise Tom Cruise oder Herbert Grönemeyer. Aber im Vieraugengespräch oder in kleiner Runde ist seine Leidenschaft für Nahe-Weine stark zu spüren. Inzwischen kennt er ihre beiden Extreme sehr gut. Mit dem Jahrgang 2012 bringt Martin Korrell zwei neue trockene Lagenrieslinge erstmals auf den Markt. Sie stammen aus den Lagen Norheimer Kirschheck und Niederhäuser Klamm an der mittleren Nahe. Zusammen mit dem trockenen Riesling Schlossböckelheimer "In den Felsen" bilden sie ein Trio von kompromisslos rassigen und mineralischen Weinen aus steinigen Porphyr- und Schieferböden. Auf der anderen Seite stehen die Weine aus dem recht schweren Kalkmergelboden seines Hausbergs, dem Kreuznacher Paradies. Mit diesen völlig konträren Weinen - die fast schmecken, als stammten sie von zwei Planeten - kommt er problemlos zurecht. Für ihn gibt es keinen Widerspruch zwischen seinem geschmeidigen und großzügigen "Johannes K.", einem trockenen Weißburgunder, seinem Grauburgunder aus dem Paradies mit seinen tropischen Fruchtnoten und dem fast strengen, grapefruitbitteren, salzigmineralischen trockenen Riesling aus Schlossböckelheim. Noch recht unbekannt sind Martins Schätze - wie gesagt: kein YouTube-Typ.

Martin Korrell verkörpert an der Nahe die Entschiedenheit einer Generation, Spitzenweine durch enormen Ehrgeiz und perfekte Weinbergsarbeit zu erreichen. Demzufolge mobilisiert er alle Energie in die Pflege seiner 23 Hektar Weinberge, um in jedem Jahrgang - auch in schwierigen - die bestmögliche Traubenqualität erzielen zu können. Dabei ist ihm der Riesling von allen Sorten die wichtigste, weil nach seiner Meinung keine andere Rebe so raffiniert und facettenreich ist.

Es ist daher nur konsequent, wenn der junge Winzer seinen Rieslingbestand in der letzten Zeit erhöht hat. Nun kann er auf Lagen zurückgreifen, die sehr unterschiedliche mikroklimatische und geologische Gegebenheiten aufweisen. In den Weinbergsböden aus Mergel, Muschelkalk, Ton, Löss oder verwittertem Sandstein und vulkanischem Eruptionsgestein bildet sich die einzigartige Vielfalt der Nahe ab, die Martin Korrell in seinen Weinen zum Vorschein bringen will. Kein Wunder, dass er dabei auf den Riesling setzt, da der die Fingerabdrücke des Terroirs am feinsten in Struktur und geschmacklicher Textur des Weins wiedergeben kann.

Seit Martin Korrell die Leitung des Betriebs übernahm, der mittlerweile in sechster Generation der Familie gehört, hat sich auch in baulicher Hinsicht viel getan: 2010 entstand in der Lage Paradies ein Weinbergshaus und ein Jahr später wurden Keller und Kelterhaus komplett renoviert.

Das Kreuznacher Paradies ist nicht nur die Paradelage des Weinguts, für Martin Korrell ist sie ein wahrer Garten Eden. Sein persönlicher Favorit, der trockene 2012er Riesling, ist hier gewachsen - auf dem steilsten Stück des Paradieses. Die Weinstöcke stehen in kalkhaltigen Tonmergelböden und bekommen den ganzen Tag Sonnenschein. Unter diesen Bedingungen entsteht ein expressiver Riesling mit Transparenz und kraftvoller Struktur. Eine feinnervige mineralische Säure sorgt für Leichtigkeit und köstlichen Schmelz. Liebevoll nennt ihn Martin Korrell die Diva unter seinen Rieslingen.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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