Ihr Kreditwesen-Weintipp von Ralf Frenzel

NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von Stuart Pigott Weingut Pauly

Weingut Pauly

Manchen Jungwinzern können die Weine gar nicht wild genug sein. Am besten, sie stinken etwas, dann gelten sie schnell als irgendwie authentisch. Axel Pauly (Jahrgang 1979) hält das für eine Verwechslung von eigenwillig und eigenständig, für einen Denkfehler und für Wunschdenken. Für ihn bedeutet Geradlinigkeit keine Schmähung, sondern eindeutig Lob; und genau die seinen Weinen abzufordern, ist eines seiner wichtigsten Ziele. In dieser Hinsicht unterscheiden sich seine vorwiegend trocknen Rieslinge von vielen anderen, wie es sich besonders an ihrer dezenten Frucht und feinen Würze erweist. Ihre Namen fallen nicht weniger aus den Rahmen: "Purist" für einen im heutigen Kontext ungewöhnlich alkoholarmen Wein; "Tres Nariz", auf dessen Etikett die Profile, die Nasen, von Axel, seinem Vater und seinem Großvater abgebildet sind; "Helden" für den trocknen Spitzenwein. Und dann gibt es noch die beeindruckenden Spätburgunder- und Frühburgunder-Rotweine, die schmecken, als stammten sie aus wesentlich südlicheren Gefilden, etwa aus Übersee. Dies alles innerhalb weniger Jahre geschafft zu haben, ist eine beachtliche Leistung, aber sicherlich erst der Anfang!

Als Jugendlicher hat Axel Pauly es gehasst, morgens um sieben im Weinberg stehen zu müssen. Doch bei der Lese war er schon damals mit Begeisterung dabei: Das unvergleichliche Gefühl, den Lohn harter Arbeit einzufahren, spornte ihn an. Richtig vom Weinwahnsinn infiziert wurde er während seiner Lehre - in der Pfalz bei Gerhard Klein, im Rheingau auf Schloss Reinhartshausen und an der Mosel bei Max Ferdinand Richter. Es folgten ein Studium in Geisenheim und Praktika in Kalifornien und Neuseeland. Seine Abschlussarbeit über Marktpotenziale für deutsche Weine in Schweden brachte ihm ein Praktikum bei der Deutschen Botschaft in Stockholm ein.

2006 stieg er in den elterlichen Betrieb von Rudolf Pauly mit gut drei Hektar Rebfläche ein, 2009 folgte die Übernahme und Umbenennung in Weingut Axel Pauly. Weinbau hat es schon immer in der Familie gegeben, aber als Nebenerwerb; das Geld verdiente man als Moselfischer. 1964 hat sein Großvater Peter Pauly den ersten Wein mit eigenem Etikett abgefüllt, zwanzig Jahre später sein Vater Rudolf. 1998 wurde es mit dem Kauf eines Kellereigebäudes ernst. Heute werden mehr als sechseinhalb Hektar in den Lagen Lieserer Niederberg-Helden, Lieserer Schlossberg und Bernkasteler Kardinalsberg bewirtschaftet. Den Löwenanteil nimmt mit drei Vierteln der Riesling ein.

"Steillagen-Winzer sind Helden", findet Axel Pauly und gibt seinem trocknen Riesling aus dem Niederberg-Helden diesen stolzen Namen. Der 2011er ist sein Favorit. Der Traubenmost aus mehr als achtzig Jahre alten Reben wurde mit wilder Hefe vergoren und blieb fünf Monate auf der Feinhefe. So entstand ein sehr ursprünglicher, glasklarer, intensiver Schiefer-Riesling, der die Lage, das Gestein und die Rebsorte in reinster Form widerspiegelt: kein konzentrierter Kraftprotz, sondern ein Wein mit großer innerer Spannung.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No. 2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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