Bankenchronik Ausgabe 1/2017

6. Dezember 2016 bis 21. Dezember 2016

Der Bundestag hat eine Neuordnung der Aufgaben der für die Finanzkrise gegründeten Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) beschlossen. Demnach soll künftig die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Funktion der nationalen Abwicklungsbehörde (NAB) übernehmen und sich um die Abwicklung maroder Banken kümmern. Die FMSA bleibt für die Aufsicht über die bundesrechtlichen Abwicklungsanstalten verantwortlich. Die Finanzagentur wird die Restaufgaben im Zusammenhang mit der Abwicklung und Verwaltung der Beteiligungen an gestützten Banken wie der Commerzbank und an staatlichen Bad Banks übernehmen.

Die Europäische Kommission hat gegen die Crédit Agricole, HSBC und JP Morgan Chase Geldbußen in Höhe von insgesamt 485 Millionen Euro wegen ihrer Teilnahme an einem Euro-Zinsderivatekartell verhängt. Die Kommission kam nach fünfjähriger Untersuchung zu dem Schluss, dass das Euribor-Kartell zwischen September 2005 und Mai 2008 aus insgesamt sieben Banken bestand (Barclays, Crédit Agricole, HSBC, JP Morgan Chase, Deutsche Bank,

RBS und Société Générale), die sich über unterschiedliche Zeiträume daran beteiligten. Die Banken sprachen sich bei der Preisfestlegung von Euro-Zinsderivate- Bestandteilen ab und tauschten sensible Informationen aus und verstießen damit gegen das EU-Kartellrecht. Mit vier der Institute hatte die EU-Kommission bereits 2013 einen Vergleich geschlossen. Crédit Agricole, HSBC und JP Morgan Chase wollen die Strafen jedoch nicht akzeptieren und notfalls auch rechtliche Schritte gegen das Urteil einleiten.

Die Genossenschaftsbanken Kölner Bank und die Volksbank Bonn Rhein-Sieg haben konkrete Fusionsgespräche eingeleitet, mit dem Ziel auf Basis der Jahresabschlüsse 2016 rückwirkend auf den 31. Dezember 2016 zu fusionieren. Das fusionierte Institut Volksbank Köln Bonn soll zwei Hauptsitze haben. Die Vertreterversammlungen beider Institute entscheiden in getrennten Sitzungen am 29. Mai 2017 in Köln und einen Tag später in Bonn über das Fusionsvorhaben.

Die Comdirect Bank hat den Vertrag zum Erwerb des vollständigen Anteilsbesitzes an der zur Société Générale Gruppe gehörenden Finanzportal Onvista unterzeichnet. Die Vereinbarung umfasst mit der Onvista Bank einen Onlinebroker und mit Onvista Media das Finanzportal Onvista.de. Als Tochtergesellschaft der führenden Direktbank in Frankreich Boursorama verfügt sie über ein betreutes Kundenvermögen von 2,1 Milliarden Euro und rund 90 000 Kunden. Der Erwerb steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung der Bankaufsichts- und Kartellbehörden und soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen sein. Über den Kaufpreis haben beide Parteien keine Angaben gemacht.

Die HSH Nordbank rüstet sich für den von der EU-Kommission bis Ende Februar 2018 geforderten Eigentümerwechsel. Beginnen wird das Verfahren mit einer Verkaufsanzeige, die voraussichtlich bis Ende Januar erscheinen soll. Als Vorbereitung wurden zunächst das Kerngeschäft und Altlasten getrennt. Dazu wurden - überwiegend aus der Schifffahrtsbranche stammende - ausstehende Kredite von 6,2 Milliarden Euro in die Abbaubank übertragen. Mit dem Verkauf in Teilen erhofft sich die Landesbank Hamburgs und Schleswig-Holsteins verschiedene Investorenprofile anzusprechen.

Der Verbandsrat des Genossenschaftsverbandes (GV) und der Verwaltungsrat des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) haben Mitte Dezember 2016 dem erreichten Verhandlungsergebnis sowie den daraus abgeleiteten Entwürfen des Verschmelzungsvertrages, des Verschmelzungsberichtes sowie der Satzung zugestimmt. Der Verbandstag des RWGV und die Mitgliederversammlung des GV werden am 26. beziehungsweise 27. April 2017 über den Vorschlag einer Verschmelzung entscheiden. Bei jeweils positiven Voten würde die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2017 erfolgen.

Nach langer Diskussion und Konsultation kommt die europaweite Einführung des Beipackzettels für Finanzprodukte nun endgültig erst ein Jahr später als ursprünglich geplant am 1. Januar 2018. Die Verschiebung soll es möglich machen, die zur sogenannten PRIIP-Verordnung (Packaged Retail and Insurance-based Investment Products) gehörenden technischen Standards (RTS) festzulegen und soll gleichzeitig der Industrie genügend Zeit lassen, sich auf die neuen Regeln einzustellen. Nach dem deutlichen Votum des Europaparlaments stimmten auch die Mitgliedsstaaten der EU für die Verschiebung.

Die Helaba hat den Verkauf ihres 44,2-Prozent-Anteils an der Hannover Leasing an die Corestate Capital Holding bekannt gegeben. Neben der Helaba hat auch die Hessisch-Thüringische Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft den Verkauf ihrer Beteiligung von 48 Prozent abgeschlossen. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der zuständigen Behörden und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2017 wirksam. Die Helaba bleibt auch anschließend mit 5,1 Prozent an der Hannover Leasing als Minderheitsgesellschafter beteiligt. Über den Kaufpreis geben die Institute keine Auskunft.

Wie an den Märkten erwartet gab die US-Notenbank Mitte Dezember 2016 die Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 0,5 bis 0,75 Prozent bekannt.

Die kanadische Fairfax Financial Holding will den Schweizer Versicherungskonkurrenten Allied World für 4,9 Milliarden Dollar kaufen. Fairfax bietet den Aktionären dabei 54 Dollar pro Aktie, zehn Dollar in bar und 44 Dollar in Fairfax-Aktien. Allied World soll nach der Übernahme als Tochter des kanadischen Versicherers unter seinem bisherigen Management weitergeführt werden. Nach Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden soll die Fusion im Sommer 2017 abgeschlossen sein.

Die Lloyds Banking Group hat das britische Kreditkartengeschäft der Bank of America für 1,9 Milliarden Pfund (rund 2,3 Milliarden Euro) erworben und hebt damit ihren Marktanteil auf dem Heimatmarkt von 15 Prozent auf 26 Prozent. Bei Zustimmung der Behörden soll die Transaktion bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein.

Axa und die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) haben ihre strategische Partnerschaft um weitere zehn Jahre bis 2027 verlängert. Der französische Versicherer ist mit einem Anteil von 3,5 Prozent der zweitgrößte Aktionär der MPS.

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