Bankenchronik Ausgabe 20/2016

23. September 2016 bis 7. Oktober 2016

Der Vorstand der Oldenburgischen Landesbank AG (OLB) wurde von der Allianz Deutschland AG und der Allianz SE darüber informiert, dass die Allianz verschiedene strategische Alternativen für die teilweise oder vollständige Reduzierung ihres Anteilsbesitzes an der OLB prüft und in diesem Zusammenhang auch Gespräche mit interessierten Parteien über einen möglichen Verkauf führt. Der anstehende teilweise oder vollständige Rückzug des Münchener Versicherers aus dem Bankgeschäft geht aus einer Ad-hoc-Mitteilung der Oldenburger Allianz-Tochter von Ende September dieses Jahres hervor.

Die Deutsche Bank hat mit der britischen Phoenix Life Holdings Limited eine Vereinbarung über den Verkauf des britischen Versicherers Abbey Life (Abbey Life Assurance Company Limited, Abbey Life Trustee Services Limited und Abbey Life Trust Securities Limited) geschlossen. Demnach will der britische Versicherungskonzern 100 Prozent von Abbey Life zum Preis von 935 Millionen Britische Pfund (1,085 Milliarden Euro nach Wechselkurs bei Bekanntgabe der Vereinbarung Ende September) erwerben. Abbey Life ist derzeit Teil der Deutschen Asset Management. Dass die Transaktion den Erwartungen der Deutschen Bank nach zu einem Vorsteuerverlust von 800 Millionen Euro führen könnte, wird maßgeblich auf eine Wertminderung auf den Geschäfts- oder Firmenwert und sonstige immaterielle Vermögenswerte zurückgeführt. Nach Abschluss erwartet die Bank einen positiven Effekt von zehn Basispunkten auf die harte Kernkapitalquote zum 30. Juni 2016. Die Aufsichtsbehörden einschließlich der britischen Finanzaufsicht (Prudential Regulatory Authority) müssen dem Verkauf noch zustimmen.

Im Rahmen der Strategie "Commerzbank 4.0" hat die Frankfurter Großbank eine Fokussierung auf die zwei neuen Segmente Privat- und Unternehmenskunden und Firmenkunden beschlossen Ersteres umfasst neben den Privat- und Unternehmenskunden die Töchter Comdirect, Commerz-Real und M-Bank. Aus der bisherigen Mittelstandsbank werden die Geschäftskunden und kleineren Mittelstandskunden eingebracht. Die größeren Firmenkunden ebenso wie die Handelsfinanzierung in den deutschen Schlüsselindustrien gehen ebenso im Segment Firmenkunden auf wie das bisherige Geschäftsfeld Corporates & Markets. Das Handelsgeschäft im bisherigen Investment Banking soll reduziert werden. Erklärtes Ziel der Bank ist die Automatisierung von Arbeitsabläufen und die Digitalisierung von 80 Prozent der relevanten Prozesse. Im Zuge der angepeilten Effizienzsteigerung sollen 9 600 Vollzeitkräfte eingespart werden, aber in Wachstumsfeldern 2 300 neue Stellen entstehen. Finanzieren will die Bank die veranschlagten Restrukturierungskosten von rund 1,1 Milliarden Euro unter anderem über eine Aussetzung von Dividendenzahlungen. Die Kapitalquote nach voller Anwendung von Basel III soll bei rund 12 Prozent gehalten werden, als Nettoeigenkapitalrendite werden Ende 2020 mindestens 6 Prozent angepeilt.

Um die Digitalisierung im eigenen Haus weiter voranzutreiben, hat die Deutsche Bank in Frankfurt die angekündigte Digitalfabrik offiziell eröffnet. Rund 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten und Finanzfachleute aus 14 Nationen entwerfen und programmieren jetzt im eigenen Entwicklungszentrum für Digitale Bankprodukte. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit mit Fintechs vorgesehen, für die in der Digitalfabrik 50 zusätzliche Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Ein wichtiger Kooperationspartner bei digitalen Projekten ist die US-amerikanische Universität Massachusetts Institute of Technology (MIT). Von der Digitalfabrik erhofft sich die Bank in kurzen Entwicklungszyklen Impulse für Innovationen sowie die weitere Digitalisierung ihrer Prozesse. Bis zum Jahre 2018 soll die Kapazität der Digitalfabrik bei 800 Mitarbeitern liegen. Zum Vergleich: Die Commerzbank zieht zur Beschleunigung der Transformation in einem Digital Campus für ein Jahr bis zu 1 000 oder mehr Mitarbeiter zusammen.

Unter dem Namen Identity Check Mobile hat Mastercard Anfang Oktober in Europa eine neue Zahlungstechnologie eingeführt. Dabei läuft die Karteninhaberauthentifizierung ohne Passworteingabe über biometrische Merkmale wie Fingerabdruckoder Gesichtserkennung. Nach den USA und Kanada ist die Technologie nun in zwölf europäischen Ländern verfügbar. Der weltweite Rollout ist in mehreren Phasen für das Jahr 2017 vorgesehen.

Der Münchener Versicherer Allianz eröffnet sich durch eine Kooperation mit der Entwicklungsbank International Finance Corporation (IFC), einem Mitglied der Weltbankgruppe zur Entwicklung des Privatsektors in Entwicklungs- und Schwellenländern, ein Weg zu Infrastrukturinvestitionen in Schwellenländern. Dabei wird IFC das Portfoliomanagement verantworten und übernimmt darüber hinaus eine First-Loss-Absicherung. Insgesamt wollen beide Partner jeweils 500 Millionen US-Dollar investieren.

Der größte Niederländische Versicherer NN Group will sich mit der Übernahme der ebenfalls in den Niederlanden ansässigen Delta Lloyd Kostenvorteile und Skaleneffekte sichern. Der Konzern bietet 2,4 Milliarden Euro, die Delta mittlerweile als zu niedrig ablehnte. Derweil übernimmt der größte Sachversicherer Japans, Sompo Holdings, den Bermuda-Spezialversicherer Endurance Speciality für 6,3 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme bedarf, wegen der Ansiedlung auf den Bermuda-Inseln, keines Angebots der Aktionäre und soll im Februar 2017 abgeschlossen sein.

Die Vorstände und Gremienvorsitzenden des Genossenschaftsverbands und des RWGV haben in der ersten Oktoberwoche dieses Jahres eine Absichtserklärung zur Verschmelzung der beiden Verbände unterzeichnet. Darin werden Ziele der Verschmelzung, Grundzüge des strategischen Konzeptes des vereinigten Verbandes sowie das geplante zeitliche Vorgehen fixiert. Die Fusion soll im April 2017 rückwirkend zum Jahresbeginn von den Mitgliederversammlungen beschlossen werden. Die Fusionsverhandlungen beginnen ab sofort. Angestrebt wird eine gleichberechtigte Partnerschaft, ohne die bisherigen Standorte aufzugeben. Der erste Anlauf für einen Zusammenschluss vor zwei Jahren scheiterte nicht zuletzt an Uneinigkeiten über Vorstandspersonalien. Diesmal herrscht jedoch Einigkeit über die Besetzung der Verbandsspitze: Ralf W. Barkley (Vorstandsvorsitzender RWGV) soll 2018 das Amt von Michael Bockelmann übernehmen, der zurzeit Präsident des Genossenschaftsverbands in Frankfurt ist.

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