Bankenchronik Ausgabe 22/2017

24. Oktober 2017 bis 7. November 2017

Die Deutsche Bank führt ihre Töchter Deutsche Postbank AG und die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG zum Ende des zweiten Quartals 2018 in einer Rechtseinheit zusammen. Die neue Bank wird als Deutsche Privat- und Firmenkundenbank eine gemeinsame Zentrale haben und mit beiden Marken beim Kunden präsent bleiben, heißt es in einer Mitteilung. Vom Umbau erhofft sich die Großbank bis 2022 Synergien in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro jährlich. Allerdings werden insgesamt 1,9 Milliarden Euro an Restrukturierungskosten und Investitionen veranschlagt. Um vor allem junge, digital affine Kunden anzusprechen, will die Deutsche Privat- und Firmenkundenbank darüber hinaus Ende 2018 mit einer neuen Digitalbank an den Markt gehen. Im Zuge der Neuordnung der Konzernaktivitäten soll zudem die Sal. Oppenheim im Laufe des Jahres 2018 in den Unternehmensbereich Deutsche Asset Management übergehen. Die traditionsreiche Marke Sal. Oppenheim wird aufgegeben.

Volkswagen Financial Services startet die Online-Gebrauchtwagenplattform Hey Car und hat zu diesem Zweck die Mobility Trader GmbH gegründet. Die in Berlin ansässige, 100-prozentige Tochter der Volkswagen Financial Services AG soll als Qualitätsplattform für alle Automobilmarken dienen, nicht nur des Volkswagen Konzerns. Volkswagen plant über die Plattform Hey Car eng mit Qualitätshändlern aller in Deutschland aktiven Automobilmarken zusammenzuarbeiten und hochwertige Fahrzeuge vermitteln zu lassen. Durch die Fokussierung auf zertifizierte und nach hohen Qualitätsstandards arbeitende Händler erwartet der Konzern zusätzliche Ertragspotenziale zum Beispiel durch Finanzdienstleistungsprodukte.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) und die spanische Banco Santander haben ein Kooperationsabkommen zur gegenseitigen Zuleitung und Betreuung von Kommerzkunden abgeschlossen. Insbesondere Klein- und Mittelbetriebe und international tätige Großunternehmen sollen so von den Serviceangeboten der Partnerbanken auf deren jeweiligen Heimmärkten profitieren. Während die RBI klar auf Zentral- und Osteuropa (CEE) ausgerichtet ist, liegt der Fokus der Banco Santander auf Europa sowie Nord- und Südamerika. Erste Geschäfte unter der Kooperationsvereinbarung wurden bereits abgeschlossen.

JP Morgan Chase hat das Zahlungsunternehmen Wepay gekauft und damit eine größere Akquisition eines Fintech-Start-ups vorgenommen. Die US-Bank will die Wepay-Technologie für die vier Millionen Kleinunternehmer-Kunden des Instituts einsetzen. Wepay beschäftigt 200 Mitarbeiter und hilft Onlinemarktplätzen und Crowdfunding-Webseiten bei Zahlungsprozessen. Die beiden Unternehmen haben die Bedingungen des Vertrags nicht offengelegt.

Der amerikanische Finanzdienstleister Vanguard expandiert und will in den nächsten Monaten die Präsenz in Deutschland weiter verstärken. Dazu soll im kommenden Jahr auch ein Büro vor Ort eröffnet werden. Ab sofort notiert die gesamte UCITS ETF-Palette des Spezialisten für Indexanlagen an der Deutschen Börse, darunter Aktien- und Anleihe-ETFs sowie aktive Faktor-Lösungen. Außerdem hat Vanguard einen neuen ETF aufgelegt. Der Euro Stoxx 50 UCITS ETF soll Anlegern einen einfachen Zugang zu den fünfzig größten und liquidesten Aktien der Eurozone bieten.

Die EU-Kommission hat die Aufsichtsbehörden European Securities and Markets Authority (ESMA) für Wertpapiere, European Banking Authority (EBA) für Banken und European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) für Versicherer beauftragt, Kosten und Performance verschiedener Produkte für Privatkunden zu untersuchen. Als Erstes kündigte die ESMA an, dass Investmentfonds, die Kosten und die in der Vergangenheit erzielte Performance im Mittelpunkt der groß angelegten Studie stehen. Anleger sollen dafür sensibilisiert werden, welche Anteile der Rendite sie durch Gebühren und andere Belastungen verlieren. Dabei sollen auch die Unterschiede der Belastungen bei aktiven und passiven Fonds herausgearbeitet werden, sowohl auf kurze wie auch auf lange Sicht. Neben jährlichen Gebühren und einmalig anfallenden Kosten sowie performanceabhängigen Kosten zählt die ESMA zu den Belastungen auch die Inflation. Auch diese soll bei der Untersuchung über Investmentfonds berücksichtigt werden. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinien MiFID II und PRIIPs Anfang 2018 soll die Studie starten. Die neuen EU-Vorgaben verlangen bereits eine größere Kostentransparenz bei Fonds.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihr Wertpapierkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) über Ende 2017 hinaus bis September 2018 verlängern. Das monatliche Kaufvolumen soll jedoch von 60 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro reduziert werden (siehe auch Zentralbanken).

Die Deutsche Bank steigt für zunächst drei Jahre als Premiumpartner bei dem Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt ein. Beide Partner wollen künftig nicht zuletzt in der Digitalisierung und im Banking enger zusammenarbeiten. Ziel ist es, gemeinsam neue digitale Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln.

Der Kartendienstleister Visa hat den europäischen Start von Visa Direct angekündigt. Mithilfe der Echtzeit-Bezahlplattform können Unternehmen die weltweite Reichweite und Größe des Visa-Netzwerks nutzen, um inländische und grenzüberschreitende Zahlungen für andere Unternehmen und Verbraucher zu vereinfachen. Das Unternehmen arbeitet gemeinsam mit Zahlungsdienstleistern, Finanzinstituten und strategischen Partnern daran, Services auf der Grundlage von Visa Direct zu entwickeln. Die Plattform ermöglicht Zahlungen in den Bereichen Person-to-Person (P2P), Business-to-Consumer (B2C) und Business-to-Business (B2B) mit einem unmittelbaren Zugriff auf das Geld und Einkäufe bei 44 Millionen Händlern weltweit.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schärft die Regeln für Wertpapierberatung zwei Monate vor der verbindlichen Anwendung der EU-Richtlinie MiFID II nach. Künftig müssen Banken und Wertpapierfirmen genauer als bislang aufschlüsseln, wie sie Vertriebsprovisionen im Sinne der Anleger verwenden. Einen Entwurf für eine überarbeitete Fassung der Mindestanforderungen an die Compliance-Funktion (MaComp) stellte die Behörde zur Konsultation. Die geplanten Änderungen betreffen neben den allgemeinen Anforderungen an Zweigniederlassungen und die Überwachung persönlicher Geschäfte neue Module zu den Themen Geeignetheitserklärung, Staffelprovisionen, Zuwendungen und Beschwerdeabwicklung.

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