Börsennachrichten Ausgabe 2/2018

Anerkennung Schweizer Börsenregulierung

Die EU-Kommission hat den Schweizer Rechts- und Aufsichtsrahmen für Börsen und damit auch die Börsen SIX Swiss Exchange und BX Swiss für gleichwertig mit dem EU-Rahmen erklärt. Dies bedeutet, dass Wertpapierfirmen aus der EU weiterhin Aktien, die in der EU zum Handel zugelassen sind oder gehandelt werden, auch über die Schweizer Börsen kaufen und verkaufen können. Wegen Neuerungen im EU-Recht (MiFID II/MiFIR) wäre dies ohne Gleichwertigkeitsbeschluss seit dem 3. Januar 2018 nicht mehr möglich gewesen.

Die Kommission hat den Beschluss jedoch zunächst auf ein Jahr befristet. Als Grund verwies sie auf die Erklärung der EU-Staaten vom Februar 2017, die jeden künftigen Marktzugang von einem Rahmenabkommen abhängig mache. Derzeit gebe es nicht genügend substanziellen Fortschritt beim institutionellen Abkommen, heißt es weiter. Die Einjahresfrist stehe zudem im Einklang mit der Absicht der Schweizer Regierung, das Abkommen bis Ende 2018 zu beschließen.

Dass die Kommission die Gleichwertigkeit der Börsen in den USA, Australien und Hongkong, die ebenfalls kein Rahmenabkommen mit der EU haben, im Gegensatz zu jener der Schweiz bereits unbefristet ausgesprochen hat, begründete die Kommission mit dem speziellen Status der Schweiz, der sich aus ihrem Zugang zum Binnenmarkt ergebe. Ferner verwies er auf den Ermessensspielraum der Kommission (siehe auch Gespräch des Tages).

HKEX: Liberalisierung

Die Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEX) plant mit Veränderungen der Regeln für Initial Public Offerings (IPOs) neuen Schwung in das Geschäft mit Börsengängen zu bringen. Zukünftig sollen vor allem Technologiefirmen und Start-up-Unternehmen geeignetere Bedingungen für ein IPO in Hongkong finden, wenn im laufenden Jahr eine seit Längerem verhandelte Liberalisierung des Listingregimes erfolgt, teilte die Börse mit.

Die neuen Regeln sollen erstmals in Hongkong die Ausgabe von verschiedenen Aktienklassen erlauben, die es den Gründerteams von Unternehmen erlaubt, auch nach einem IPO über Aktien mit Mehrfachstimmrechten die Kontrolle zu behalten. Üblich ist dies besonders an amerikanischen Börsen. Das Fehlen dieser sogenannter Dual Class Shares hatte beispielsweise Alibaba vor drei Jahren davon abgehalten, sein IPO am eigentlichen Wunschort Hongkong zu tätigen.

Kleineren innovativen chinesischen Firmen aus Wachstumsbranchen, die an der Festlandbörse in Shenzhen gelistet sind, sollen die neuen Regeln außerdem erlauben, Sekundärlistings in Hongkong einzugehen. Darüber hinaus bestehen Pläne, die bereits etablierten Handelsverknüpfungen mit den Börsen in Schanghai und Shenzhen im Rahmen des sogenannten Stock-Connect-Systems künftig auch für eine Partizipation von Anlegern auf dem chinesischen Festland bei Hongkonger IPO-Verfahren nutzen zu können. Die Börse erhofft sich dadurch erheblichen Zulauf im Primärmarktgeschäft in Hongkong.

Eurex: Agenda 2018

Im Jahr 2018 will sich die Derivatebörse Eurex darauf konzentrieren, ihre Kun den beim Umgang mit anstehenden regulatorischen Veränderungen zu unterstützen. Neben den Herausforderungen durch die Capital Requirements Directive, MiFID II und den Brexit will sich die Börse dem Ausbau kapitaleffizienter Produkte

widmen, darunter Total Return Futures, ihr Stoxx-Portfolio sowie das Universum an MSCI-Derivaten. Zusätzlich will sie ihre Liquiditätspools mit neuen Marktmodellen wie der Request-for-Quote-Plattform EnLight stärken. Letztere ermöglicht es Banken und Brokern seit Dezember 2017, ausgewählte Market Maker zu kontaktieren, um einen Handelspartner zu finden.

Deutsche Börse: Handelsumsätze 2017

Insgesamt haben die drei Handelsplätze Xetra, Börse Frankfurt und Tradegate Exchange im vergangenen Jahr einen Orderbuchumsatz von 1,47 (1,38) Billionen Euro erzielt, ein Plus von 6,5 Prozent gegenüber 2016 und zugleich das zweitstärkste Jahr seit 2012. Das hat die Deutsche Börse mit Veröffentlichung ihrer Kassamarkt-Handelsumsätze für 2017 bekannt gegeben. Die Aktien von Siemens, Covestro, Rocket Internet und Wirecard waren die jeweils umsatzstärksten Papiere in den deutschen Hauptindizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX.

Die Aktie mit dem größten Orderbuchumsatz im Xetra-Handel war 2017 die Siemens AG mit 60,5 Milliarden Euro, gefolgt von Daimler AG mit 59,2 Milliarden Euro und Deutsche Bank AG mit 56,3 Milliarden Euro. Im Aktienindex MDax lag die Covestro AG mit 10,0 Milliarden Euro vorn, im SDAX führte die Rocket Internet SE mit 2,1 Milliarden Euro und im TecDax Wirecard AG mit insgesamt 8,7 Milliarden Euro Orderbuchumsatz.

16 Unternehmen wurden 2017 neu an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet, darunter elf Neuemissionen, eine Privatplatzierung, ein Spin-off und drei reine Notierungsaufnahmen. Das Emissionsvolumen lag bei insgesamt 2,74 Milliarden Euro. Vier der elf Unternehmen wählten für ihren Börsengang das im März 2017 gestartete Segment Scale für kleine und mittlere Unternehmen. Im vorbörslichen Bereich haben die Start-ups aus dem Deutsche Börse Venture Network mittlerweile 57 Finanzierungsrunden mit einem Volumen von 1,56 Milliarden US-Dollar abgeschlossen - rund eine halbe Milliarde US-Dollar mehr als zum Jahresende 2016. Vier Start-ups aus dem Netzwerk sind mittlerweile an der Börse notiert. 175 Start-ups und 300 internationale Investoren sind Teil des vorbörslichen Netzwerks. Rund die Hälfte der Investoren im Venture Network kommt aus den USA, Asien, Großbritannien und dem weiteren europäischen Ausland. Die Zahl ausländischer Start-ups liegt bei 31.

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